Verliebt in den besten Freund
hingelegt, weil der Zeitpunkt so perfekt war. Sie könnte noch einmal Doktor spielen und sich seine Schulter ansehen, eins würde zum anderen führen, und sie würden in seinem Zimmer landen … und in seinem Bett.
Beth schluckte mühsam bei den Bildern, die sich bei diesem Gedanken einstellten. Die Erinnerung daran, wie sie jede seiner Bewegungen durch das Fernglas beobachtet hatte, das herabgleitende Handtuch, die Vollkommenheit seines männlichen Körpers – ein Kaleidoskop von Eindrücken. Trotz ihrer Wut reagierte ihr Körper sofort. Ihr Puls ging unregelmäßig, ihre Haut erhitzte sich.
Sie seufzte. Warum schob er sie nur immer weg? Was an ihr brachte ihn dazu, sich jedes Mal, wenn sie sich näherkamen, von ihr zu entfernen? Sie war nicht seine Schwester. Sie waren nicht verwandt. Und sie war schon längst volljährig. Warum konnte er es nicht einfach geschehen lassen? Sie war eine Frau, er ein Mann, und damit war die Sache doch klar.
Sie legte die Spange weg und steuerte dann auf die Küche zu. Vielleicht würde es sie ja von Zach ablenken, wenn sie mit ihrer Mutter zu Abend aß. Aber in der Küche war niemand. Komisch, Helen hatte nichts davon gesagt, dass sie heute Abend ausgehen wollte. Ihr Wagen stand auch draußen. Ein Laut wie ein Schluchzen kam von der Tür zur Waschküche.
Auf leisen Sohlen durchquerte Beth den Raum, dann blieb sie an der halb geöffneten Tür stehen. Ihre Mutter sortierte die Wäsche – Beths Wäsche.
„Mom, das wollte ich doch machen“, sagte sie.
Helen fuhr erschrocken herum. Sie blinzelte, dann lächelte sie und wischte sich die feuchten Wangen ab. „Oh, ich hatte gar nicht gemerkt, dass du nach Hause gekommen bist.“
Beth nahm einen Stapel Buntwäsche und füllte sie in die Waschmaschine. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, anstatt ihre Mutter mit Fragen zu bestürmen, warum sie weinte. Mit dieser Taktik würde sie nichts erreichen, das wusste sie. Dazu kannte sie ihre Mutter zu gut.
„Es macht mir nichts aus, deine Wäsche zu machen“, sagte Helen in viel zu fröhlichem Ton. „Dein Vater und ich mussten so lange warten, bis wir dich gekriegt haben, und dann bist du viel zu schnell erwachsen geworden. Ich fühle mich irgendwie gebraucht, wenn ich solche kleinen Dinge für dich tun kann.“
„Mom!“ Die Worte ihrer Mutter drückten ihr das Herz ab. Beth griff nach ihrem Arm. „Natürlich wirst du gebraucht. Warum sagst du nur so was?“
„Reg dich nicht gleich auf, Schatz“, riet Helen ihr zärtlich zu. „So habe ich’s ja gar nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, dass ich gerne etwas für dich tue.“
Beth war skeptisch. Die Augen ihrer Mutter waren verdächtig gerötet und noch feucht. „Du bist so anders als sonst“, sagte sie sanft. „Hat das irgendwas mit deinem Streit mit Colleen zu tun?“
Helen wandte sich wieder den Wäschestapeln zu. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich darüber nicht reden will.“
Gereizt legte Beth die Hand auf die ihrer Mutter. „Ich wünschte, du würdest dich mir anvertrauen. Ich kann es nicht ertragen, dich so zu sehen und dir nicht helfen zu können.“
Helen schaute sie ernst an. „Du kannst nichts tun. Niemand kann etwas tun, wenn Colleen nicht von selber zur Vernunft kommt.“ Sie holte tief Luft. „Ich muss einfach damit leben.“
„Das ergibt doch keinen Sinn“, wandte Beth ein. „Warum resignierst du? Wir leben in einem freien Land, du kannst alles tun, was du für richtig hältst.“
„Ich habe ein Versprechen gegeben, das ich nicht brechen kann.“
„Kannst oder willst?“
Ihre Mutter lehnte sich gegen die Waschmaschine, so als sei sie plötzlich zu müde, ihr eigenes Gewicht zu tragen. „Spielt das denn eine Rolle? Es gibt Dinge, die bedeutender sind als man selber, und man kann nur beten, dass die Entscheidung, die man trifft, die richtige ist.“
„Was kann denn so ungeheuer wichtig sein?“
Helen wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. „Ich denke, wenn ich mit der Wäsche fertig bin, mache ich uns einen leckeren Salat.“
Beth gab sich geschlagen. Es würde ihr nicht gelingen, ihre Mutter dazu zu bringen, ihr das Herz auszuschütten, so viel war klar. Trotzdem musste sie einen Weg finden, die beiden alten Freundinnen wieder zusammenzubringen. So konnte es nicht weitergehen. Aber allein würde Beth das nicht schaffen; sie würde Hilfe brauchen.
Zachs Hilfe.
Sie würde ihren Verführungsplan zurückstellen müssen, bis es ihnen gelungen war, den Grund des Konflikts herauszufinden. Beth hatte
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