Verliebt in den besten Freund
einem Mann“, erwiderte er, entschlossen, dem Sinn ihrer Worte auf die Spur zu kommen.
„Na, das ist doch klar. Sie ist eine schöne junge Frau. Und klug. Eine Ärztin“, sagte sie anerkennend. „Welcher Mann, der bei Sinnen ist, würde diese Gelegenheit nicht ergreifen?“
Zach biss die Zähne zusammen. Dieser Hieb war auf ihn gemünzt, das wusste er ganz genau. Hatte seine Mutter es sich etwa zur Aufgabe gemacht, ihn und Beth zusammenzubringen? Hatte sie Beth vielleicht sogar diesen verrückten Plan mit dem Enkelkind in den Kopf gesetzt? Das würde erklären, warum Beth sich plötzlich so verändert hatte. Zuerst hatte sie so getan, als wolle sie nicht in seine Nähe kommen, und dann küsste sie ihn plötzlich, als würde ihr Leben davon abhängen.
„Mutter, du hast doch nicht …“ Die Türglocke unterbrach ihn.
„Da ist Harold. Viel Spaß beim Laufen, Zach.“ Sie klopfte ihm auf den Arm und eilte dann hinaus, perfekt frisiert und in einem pinkfarbenen Designerkostüm aus Seide.
Zach schüttelte den Kopf und steuerte auf den Hinterausgang zu. Er musste in die Äußerung seiner Mutter zu viel hineingelesen haben. Sie würde sich niemals in sein Liebesleben einmischen. Und Beth würde auf keinen Fall bei einem so absurden Plan mitmachen. Anscheinend verlor er während dieses Kurzurlaubs langsam die Fähigkeit, logisch zu denken.
Seine Mutter hatte angedeutet, dass Beth etliche Bekannte hatte. Hieß das, sie ging mit einem besonderen Mann aus? Warum hatte sie ihn dann heute so leidenschaftlich geküsst? Er konnte ihre Lippen immer noch schmecken. Konnte spüren, wie sie sich an ihn gepresst hatte. Er hatte sie haben wollen, egal wie.
Genug jetzt, Ashton, dachte er, es reicht. Er musste all seine Willenskraft aufbieten, um jeden Gedanken an Beth oder an Sex auszuschalten, und schließlich gelang es ihm auch.
Etwa eine halbe Stunde lief Zach in gleichmäßigem Tempo, dachte an seinen Job in der Anwaltskanzlei und daran, was er wohl alles verpasste. Heute Morgen hatte er Victoria angerufen, und sie hatte ihm versichert, dass alles bestens lief. Dennoch fehlte ihm die Arbeit – der erregende Adrenalinstoß, wenn er an einem spannenden Rechtsstreit arbeitete, morgens bei Tagesanbruch aufzustehen, die Fälle mit Victoria und Ian durchzugehen, bis sieben oder acht Uhr abends durchzuarbeiten und dann essen zu gehen. Hin und wieder dann ein Abend für das körperliche Vergnügen mit einer Freundin. Was konnte ein Mann sich sonst wünschen?
Beths braune Augen tauchten vor ihm auf und verjagten alles andere. Der Klang ihrer Stimme, ihr süßer Duft, wie sich ihre Haut anfühlte – alles fiel ihm wieder ein. Seine guten Vorsätze, nicht an sie zu denken, zerschlugen sich. Wie sollte er die nächsten zwei Wochen überstehen? Sosehr er seine Mutter liebte, sein Aufenthalt hier entpuppte sich als ein fataler Fehler.
Es gab zu viele Erinnerungen hier. Sofort musste er an Beths Geschmack denken. Wie kam es, dass er sie immer noch so sehr begehrte? Sie war wunderschön, und er liebte sie, solange er denken konnte, aber seine Liebe sollte die eines Bruders sein. Schließlich hatte sie einen anderen geheiratet. Er hätte längst über sie hinweg sein sollen … er dachte, er hätte es geschafft.
Er steigerte sein Tempo, um seinen Gedanken davonzulaufen. Die Worte seiner Mutter, ihr lauft immer vor irgendwas davon, klang ihm in den Ohren. War sie eine so gute Beobachterin, oder war er schlicht so leicht zu durchschauen? Er lief davon, oh ja. Lief vor den Gefühlen davon, die Beth in ihm weckte … vor der Vergangenheit, an der er nichts mehr ändern konnte.
Und jetzt hatte ihm seine Mutter noch ein neues Schuldgefühl aufgehalst: ein Enkelkind. Wie sollte er diese Aufgabe erfüllen? Na, er wusste ja durchaus, wie man so was rein technisch anstellte. Das war nicht das Problem. Gewöhnlich kam erst die Heirat vor den Kindern, und Zach hatte nicht die Absicht, in dieser Phase seines Lebens zu heiraten. Das war ja genau der Punkt. Ihm gefiel sein Leben so, wie es war. Obwohl er Frauen sehr mochte und definitiv kein Kostverächter war, gab es keine, mit der er sein Leben verbringen wollte.
Nun ja, jedenfalls keine, die er bekommen konnte.
Es war einfach zu spät.
Das Geräusch von Schritten im gleichen Rhythmus wie seine wurde ihm drei Sekunden zu spät bewusst, und da prallte er auch schon mit einem warmen, eindeutig weiblichen Körper zusammen.
Ihre Arme und Beine verhakten sich. Er ließ sich instinktiv abrollen,
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