Verliebt in den Feind?
erkunden und dabei versuchen, etwas über Fernando herauszufinden. Vielleicht kann Caitlyn mich begleiten?“
„Ich habe viel zu tun“, warf Caitlyn zögernd ein.
Ob sie Angst hatte, er würde sie wieder küssen? Nach alldem, was sie mit diesem Tommy durchgemacht hatte, wäre das kein Wunder. Mit einem gewinnenden Lächeln sagte er: „Ich könnte eine Führerin gebrauchen.“
„Meine Liebe, du hast in letzter Zeit sehr viel gearbeitet“, kam Kay ihm zu Hilfe. „Heute wird es wohl ziemlich hektisch. Nimm doch einfach morgen frei.“
„Ich weiß nicht … Wenn ich schon freinehme, möchte ich mich einfach mal so richtig ausruhen.“
Sie macht es einem nicht leicht, dachte Rafael, doch wieder half ihm Kay.
„Ausruhen kannst du dich immer noch. Aber du wirst nicht oft Gelegenheit haben, einem so attraktiven Besucher die Stadt zu zeigen“, sagte sie und zwinkerte Rafael verschwörerisch zu.
Am liebsten hätte Rafael sie dafür auf der Stelle umarmt. Bisher hatte er Phillip für das gehasst, was er seiner Mutter angetan hatte. Doch auch dieser wunderbaren Frau hatte er übel mitgespielt. Rafael lächelte er ihr zu und fühlte, dass sie ihn nicht länger als Eindringling betrachtete, wenn sie es überhaupt je getan hatte, so selbstlos, wie sie war.
Caitlyn sagte schließlich: „Also gut, ich komme mit.“
Aufmerksam sah er sie an. Sie trug ein Stirnband, wodurch ihre hohen Wangenknochen und wunderschönen klaren Augen vorteilhaft betont wurden. Ihre Wimpern wirkten dunkler als sonst, und auf ihren normalerweise ungeschminkten Lippen glänzte rosa Lipgloss. Wie sehr sehnte er sich danach, sie zu küssen!
Er war überzeugt, dass sie mit der Zeit lernen würde, einen Mann zu lieben. Dazu würde es nicht nur Geduld, sondern auch viel Zeit brauchen. Da er bald zurückfliegen würde, war Zeit so ziemlich das Einzige, was er nicht hatte. Er würde nicht der Mann sein, in den sich Caitlyn eines Tages verliebte.
Bei dem Gedanken wurde er traurig. Doch noch war er hier und entschlossen, das Beste daraus zu machen.
„Dann hole ich dich morgen früh um zehn Uhr im Stallhof ab.“ Im Stillen erneuerte er sein Versprechen, nichts gegen ihren Willen zu tun. „Und da ihr offenbar unterbesetzt seid, werde ich euch jetzt helfen.“
Am Mittwoch war das Wetter sommerlich und freundlich. Im Meer spiegelte sich die Morgensonne, als Rafael und Caitlyn auf der fast völlig freien Straße in die Stadt fuhren.
Als Erstes besuchten sie das alte Hafengebäude an der Küste, wo viele Mönche, darunter auch Fernando López, an Land gegangen waren. Interessiert betrachtete Rafael das Holzbauwerk, das das Erdbeben von 1931 heil überstanden hatte. „Hier also kam Fernando an. Damals, nach dem Ersten Weltkrieg, sind viele Menschen nach Neuseeland ausgewandert – in der Hoffnung, hier ein besseres Leben führen zu können als in Europa.“
Nachdenklich sagte Caitlyn: „Seltsame Ironie des Schicksals, dass er hier in der Fremde bei dem Erdbeben den Tod fand, während du, sein Urgroßneffe, in der alten Heimat ein Marqués geworden bist.“
Er zuckte die Schultern. „Meine Mutter hatte ein Riesenglück. Nicht viele Adlige heiraten ihre Haushälterin, wenn sie schwanger ist.“
Während sie zum Auto zurückgingen, bemerkte Caitlyn: „Der Marqués muss deine Mutter sehr geliebt haben.“
„Er hat es ihr lange Zeit nicht gesagt.“ Rafael öffnete ihr die Wagentür, und Caitlyn stieg ein. Als Rafael auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte, erzählte er weiter: „Er wusste, dass sie im Grunde ihres Herzens auf Phillip Saxon wartete.
Natürlich vergebens. Erst als sie innerlich damit abgeschlossen hatte, wagte mein Vater – der Marqués –, ihr seine Liebe zu gestehen.“
„Als er ihr den Heiratsantrag gemacht hat, wusste sie also nicht den wahren Grund?“
„Richtig. Er sagte, dass er nur einen Erben brauchte, weil er doch schon etwas älter war. Meine Mutter sollte glauben, dass sie ihm mit der Ehe einen Gefallen tat.“ Rafael lächelte, und seine Augen leuchteten. Der Marqués hatte ihm viel bedeutet …
„Was für eine romantische Geschichte.“
„Ganz allmählich begann meine Mutter, ihn zu lieben. Er war ein Ehrenmann.“
Sie fuhren los.
„Und er hat auch dich zu einem Ehrenmann erzogen.“
Rafael nickte.
„Was würde er zu deinem Plan sagen, dir einen Teil von Saxon’s Folly zu sichern, nur damit du ihn verkaufen kannst?“
Während er den Wagen auf die Marine Parade, die baumgesäumte Uferstraße,
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