Verliebt in eine Diebin - Roman
gut, sie haben Recht«, gab sie zu und rückte einen Stuhl zum Tisch. »Von Musik versteht er überhaupt nichts. Den Namen Dusty Springfield hat er nie gehört. Könnt ihr das glauben?«
»Hab ich’s nicht gesagt?«, fragte Davy, zu Tilda gewandt.
»Könnten wir jetzt endlich Poker spielen?«, stieß Simon hervor, und alle starrten ihn an.
»Hast du’s so eilig, alter Junge?«, fragte Davy. »Schieb einfach dein Geld zu mir rüber. Da wird’s ohnehin landen.«
»Erst mal müssen Sie versprechen, nie wieder meine Verabredungen zu torpedieren, Davy«, forderte Nadine.
»Was würde so ein Versprechen nützen? Ich lüge immer. Spielst du mit oder nicht?«
»Okay«, seufzte sie.
Davy warf seine Karten auf den Tisch. »Geben Sie neu, Andrew. Ihre Tochter möchte einsteigen und ihr Taschengeld an mich verlieren.«
»Ah, Sie haben ein ganz mieses Blatt, Davy«, konstatierte Andrew.
»Das auch.«
»Genau wie ich. Ladys und Gentlemen, rücken Sie Ihre Karten raus - ein neues Spiel beginnt.«
»Das ist unfair«, beschwerte sich Tilda, aber sie überreichte Andrew ihre Karten.
»Natürlich, Schätzchen.« Davy streichelte ihre Schulter. »Vergiss nicht - du spielst gegen mich .«
Andrew verteilte die Karten, und Davy beobachtete sie alle, während sie danach griffen - mehr aus Gewohnheit als ernsthaft interessiert. So oder so würde er gewinnen, es sei denn, Nadine wollte sich am Pokertisch rächen. Und sogar dann...
Ihr gegenüber klopfte Louise mit ihrem Finger dreimal auf ihre Karten und seufzte. Da legte er sein Blatt hin und starrte sie an.
»Was ist los?«, fragte Eve hinter Louises Kontaktlinsen.
»Ich steige aus«, verkündete Davy und stand auf. »Und Tilda auch.«
»Was?«, rief Tilda. »He, ich...«
» Sofort, Betty. Wünsch deiner Familie eine gute Nacht.«
Verwirrt blinzelte sie ihn an. »Gute Nacht«, sagte sie zu ihren verblüfften Verwandten und ließ sich ins Dach führen.
»Was Louise angehtu...«, begann er, sobald die Schlafzimmertür hinter ihm zugefallen war.
»Oh, um Himmels willen - darum geht’s also? Hör mal, ich weiß, sie hat keinen Hehl aus ihrer Begeisterung für Simon gemacht. Aber sie ist nicht verrückt. Niemals würde sie vor einem so großen Publikum über ihn herfallen. Also gibt’s keinen Grund...«
»Louise ist Eve«, unterbrach er sie, und Tilda verstummte. »Und Die Falschspielerin ist ihr Lieblingsfilm. Mein Gott, wie blöd ich war!«
Als die eisblauen Augen glitzerten, dachte er: Gleich wird sie lügen.
»Keine Ahnung, wovon du redest. Eve ist auf einer Lehrerversammlung.«
»Wann wirst du’s endlich begreifen? Du hast so viele Talente. Aber du kannst nicht lügen. Gib’s auf.«
»Nein, wirklich...«
»Finde dich mit den Tatsachen ab. Ich habe sie durchschaut, das Spiel ist beendet. Ein Wunder, dass sie’s so lange geschafft hat.«
»Nun ja, sie musste nur dich und Simon täuschen.« Tildas Augen nahmen ihren normalen Ausdruck an. »Von dir hielt sie Louise fern und Eve von Simon. Ihr habt eben nicht drauf geachtet …«
»Darüber wird sich Simon gar nicht freuen.«
»Erzähl ihm bloß nichts!«, flehte sie erschrocken. »Das geht dich nichts an.«
»Nun, irgendjemand muss ihn einweihen.«
»Warum?« Auf diese Frage wusste er keine Antwort. »Hör zu, wenn er erfährt, dass sie Eve ist, macht er Schluss mit ihr. Eve ist real, Louise nicht. In derselben Welt können sie nicht existieren. Außerdem hat Simon diese idiotische Aversion gegen Mütter. Was glaubt er denn, wie Frauen Mütter werden ?«
Davy sank aufs Bett. »Okay, ich bin’s nicht gewöhnt, lange die Stimme der Vernunft zu übernehmen - also hab Geduld mit mir. Bist du schon mal auf den Gedanken gekommen, dass Eve womöglich eine Therapie braucht?«
»Nein. Wer sie ist, weiß sie ganz genau - eine allein erziehende Mutter, die der Familie hilft, das Dach über den Köpfen in Stand zu halten, und die Tatsache verkraften muss, dass ihre große Liebe mit einem Kerl zusammenlebt. Natürlich darf Eve nicht tun, was Louise treibt, denn Eve muss pragmatisch denken. Aber an vier Abenden pro Woche tritt sie im Double Take auf, und dann ist Eve frei.« Plötzlich runzelte sie die Stirn. »Heute dürfte sie gar nicht da sein - am Sonntag. Sie
macht uns alle ganz verrückt. Sie missachtet ihre eigenen Regeln.«
»So was ist ungesund. Vielleicht würde ihr eine Gruppentherapie helfen, mit der ganzen Familie.«
»Übertreib’s nicht!«, mahnte sie und setzte sich zu ihm. »Warst du schon mal
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