Verliebt in eine Diebin - Roman
damit er ihn im Auge behielt. Schließlich war er schuld an ihrem Problem, weil er Davy ihre Adresse gegeben hatte. Und überhaupt war es Davys Schuld, weil er nicht genügend für sie gesorgt hatte. Und Mason war schuld, weil er sich zu wenig um sie kümmerte. Sie müsste schon längst mit ihm verheiratet sein. Clea sah erneut in die Galerie und beobachtete, wie er sich angeregt mit Gwen unterhielt.
»Männer«, stöhnte sie und eilte hinein, um ihre Zukunft zu retten.
Als Davy das Büro betrat, saß Tilda mit Steve auf der Couch und trank ihr drittes Glas Wodka, diesmal mit Orangensaft, der den Geschmack deutlich verbesserte. »Was du in ihrem Zimmer gesucht hast, weiß ich noch immer nicht«, bemerkte sie und bemühte sich um einen beiläufigen Ton.
»Geld.« Er griff nach der Wodkaflasche. »Mein Geld. Clea hat meinen Finanzberater verführt und ihn veranlasst, mein gesamtes Vermögen zu unterschlagen.«
»Du hattest genug Geld, um einen Finanzberater zu beschäftigen?«
»Er war ein Kollege«, erklärte Davy und sah sich nach einem Glas um.
Während sie aufstand und eines aus dem Wandschrank nahm, hechelte Steve auf der Couch, von Trennungsschmerz gepeinigt. »Und was hat dieser Kollege gemacht?«
»Er versprach mir, mein Geld zu verdoppeln«, erwiderte Davy und füllte das Glas. »Stattdessen hat er’s verdreifacht. »Er heißt Ronald, liebloserweise Rabbit genannt - Hase. Wegen seines Talents, eine Höhle in die Konten anderer Leute zu graben. Vor lauter Dankbarkeit wurde ich unvorsichtig.«
In Tildas Ohren klang das fragwürdig. »Wieso kam er so ohne weiteres an deine Konten ran?«
»Wenn’s um Geld geht, entwickelt Rabbit geniale Fähigkeiten. Für ihn sind Bankkonten faszinierende Spielzeugkisten, die er genüsslich öffnet. Und dann spielt er mit dem Inhalt. Wie er das anstellt, weiß ich nicht. Jedenfalls befolgte ich seinen Rat und machte eine Menge Kohle an der Börse.«
»Ich verstehe, weshalb du ihm vertraut hast.« Um Steve zu beruhigen, setzte sie sich wieder. »Wahrscheinlich sind die meisten Finanzberater miese Gauner.«
»Rabitt ist schon vorher durch krumme Touren aufgefallen. Die meisten Jungs, die erfolgreich für ihre Kunden spekulieren, zweigen was für sich selber ab.«
»Das hast du gewusst und ihm trotzdem vertraut?«, fragte Tilda ungläubig.
»Im Grunde ist jeder Finanzberater ein Schurke. Man muss nur rausfinden, was für eine Sorte Schurke, und dafür sorgen, dass sie kein krummes Ding mit einem selbst versuchen.«
»Oh«, sagte Tilda und suchte einen tugendhaften Eindruck zu erwecken. »Bei Rabbit hat das offensichtlich nicht funktioniert.«
»Doch. Bis ihm jemand so viel Zuckerbrot gab, dass er sich nicht mehr vor meiner Peitsche fürchtete.«
»Interessant. Kenne ich diese Person? Wenn nicht, kann ich sie kennen lernen?«
»Clea«, erwiderte Davy und zeigte durch das Fenster in der Tür auf Clea, die Mason strahlend anlächelte.
»Tatsächlich - eine ganze Menge Zuckerbrot.«
»Was ich aus Erfahrung weiß.«
»Warum hast du nicht die Polizei verständigt?«
»Gute Idee. Aber vorher musst du den Bullen von den Scarlets erzählen.«
Hier ist irgendetwas faul, wollte Tilda sagen. Doch das
würde bedeuten zuzugeben, dass die Scarlets gefälscht waren, also überlegte sie es sich anders. »Oder Rabbit soll das Geld zurückstehlen. Er hat’s ja auch genommen...«
»Klar, davon träume ich - von einer Verschwörung mit Rabbit. Weil er so viel Rückgrat hat. Niemals würde der mich hinhängen.«
»Offenbar hast du ein Problem.«
»Mehr als eines. Aber erst kümmere ich mich um mein Geld.«
Tilda nickte und genehmigte sich noch einen Drink. »Sehr vernünftig. Vermutlich wird das Geld alle anderen Probleme lösen. Meine würde es sofort aus der Welt schaffen.«
»Nein, würde es nicht.«
Tilda blickte wieder in die Galerie, wo Clea gerade einen unglücklichen Mason zum Ausgang zerrte. »Warum gerade du?«
»Was?« Davy stellte die Flasche in den Wandschrank zurück.
»Warum hat Clea diesen Rabbit auf dich angesetzt?«
»Weil ich Geld hatte.«
»Geld haben viele Leute«, entgegnete sie skeptisch.
»Und eine gemeinsame Vergangenheit mit Clea«, ergänzte er. Aufmerksam beobachtete er das kleine Drama durch die Glastür. »Und eine Vergangenheit mit Rabbit.«
»Mit Rabbit hast du auch geschlafen?«, fragte Tilda bissig.
»Nein, aber einmal waren wir verschiedener Meinung. Wir hatten gerade einen satten Gewinn mit Technologieaktien gemacht. Als ich
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