Verliebt in eine Diebin - Roman
vorgestellt hatte: »Das ist meine Frau, Gwennie.« Eines Abends hatte sie gefragt: »Könntest du mich nur ein einziges Mal als Gwen, deine Frau, vorstellen?« Ohne im Mindesten zu begreifen, was sie damit ausdrücken wollte, hatte er sie nur angestarrt.
»Als ich von seinem Tod erfuhr, konnte ich’s kaum glauben«, seufzte Mason. »Es erschien mir einfach unmöglich. Selbstverständlich schrieb ich Ihnen, wenn ich auch keine Worte für meine Trauer fand.«
»Ihr Brief war sehr schön, Mason«, beteuerte Gwen, obwohl sie sich nicht daran erinnerte. Sie hatte so viele Beileidsschreiben bekommen.
»Wahrscheinlich werden Sie den Verlust niemals überwinden«, bemerkte Clea melancholisch. »So ist das nun mal, wenn man jemanden wirklich liebt.« Mit einem träumerischen Lächeln legte sie eine Hand auf den Ärmel von Mason, der sie entgeistert anstarrte.
Ich hoffe, sie ist gut im Bett, dachte Gwen.
Während Mason in den Papieren blätterte, meinte er: »Gewiss fällt es Ihnen schwer, die Galerie allein zu betreiben, Gwennie.«
»Meine Familie hilft mir«, erklärte sie und versuchte, die tapfere Witwe zu mimen. »Was diese Unterlagen betrifft...«
Eine Stunde später fragte Mason: »Sind das alle Papiere für 1988? Sind Sie sicher?«
»Ja, völlig sicher«, beteuerte Gwen. Dann fiel ihr ein, dass er nach Hause gehen würde, wenn es nichts mehr durchzusehen gab. »Aber Tony war ziemlich schlampig. Schauen Sie lieber noch 1987 und 1989 durch. Warten Sie, ich hole die Aktenordner.«
Glücklich nickte Mason, Clea stöhnte, und Gwen verschwand im Büro. Beeil dich, Tilda, dachte sie. Bis in alle
Ewigkeit kann ich die beiden nicht hier festhalten. Verdammt, ich ertrag’s nicht mehr lange ...
Als Tilda das Büro betrat, saßen Mason und Clea in der Galerie am runden Tisch, auf dem normalerweise Gemälde präsentiert wurden. Immer noch zitternd, sank sie auf die Kante des Sofas.
Bevor Gwen hereinkam, warf sie einen kurzen Blick in die Richtung der beiden Besucher. Steve folgte ihr auf den Fersen. Sobald er Tilda entdeckte, rannte er wie ekstatisch zu ihr und wurde von ihr auch sofort hochgehoben.
»Keine Ahnung, was mit diesem Mann los ist«, stöhnte Gwen. »Jedes einzelne vergilbte alte Papier nimmt er unter die Lupe, und das macht ihm auch noch Spaß. Wie ein Kind führt er sich auf. Man könnte meinen, er hätte sich sein Leben lang gewünscht, in den Unterlagen einer Galerie zu blättern...« Erst jetzt bemerkte sie Tildas bleiches Gesicht und unterbrach sich. »Ist was schief gelaufen?«
»Alles.« Tilda lehnte sich in die Polster zurück und hielt sich an Steve fest, um Trost zu finden. »Da war ein Mann. Der ist mir nie zuvor begegnet. Aus Versehen habe ich nach ihm getreten. Da hat er die Besinnung verloren. Davy ist immer noch dort und regelt die Sache. Bestimmt wird er geschnappt.«
»Okay«, murmelte Gwen nervös, »beruhige dich. Du bist ja ganz durcheinander. So kenne ich dich gar nicht, und das macht mir Angst.« Sie eilte zum Wandschränkchen, nahm die Wodkaflasche heraus und füllte ein Glas.
»Oh, vielen Dank.« Tilda ließ Steve los und streckte erwartungsvoll eine Hand aus, nur um zu beobachten, wie Gwen das Glas leerte.
»Willst du auch einen Drink?«
»Ja... Hör mal, das kann ich nicht noch mal machen - in ein fremdes Haus schleichen und was stehlen. Dafür bin ich
nicht geschaffen. Ich muss das Problem auf andere Weise lösen.«
»Gut.« Gwen gab ihr die Flasche und ein Glas. »Uns fällt sicher irgendwas anderes ein. Wo ist Davy?«
»Das sagte ich doch, immer noch in Masons Haus.« Tilda hörte deutlich die Schuldgefühle, die in ihrer Stimme mitschwangen. »Er hat mich rausgeworfen… Oh Gwennie, wenn er meinetwegen im Gefängnis landet - das könnte ich nicht ertragen.« Mit bebender Hand schenkte sie sich Wodka ein.
»Glaubst du, er...«
»Gwennie!«, rief Mason aus der Galerie herüber. »Wussten Sie, dass Tony Bilder ans Lewis-Museum verkauft hat?«
»Tatsächlich?«, rief Gwen zurück. »Wenn man sich das vorstellt...« Entnervt wandte sie sich wieder zu Tilda. »Dieser Mann wird mich noch in den Wahnsinn treiben. Wie in Disneyland führt er sich auf. Muss ich ihn immer noch hier festhalten?«
» Ja! Bis Davy in Sicherheit ist. Das ist das Mindeste, was wir für ihn tun können...« In einem Zug trank Tilda das Glas leer und spürte, wie der Alkohol durch ihre Adern strömte. Danach fühlte sie sich etwas besser. »Möchtest du noch einen Schluck?«
»Nein.« Gwen
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