Verliebt in eine Diebin - Roman
bringen. »Sie ist ohnehin schon wütend auf mich. Ich darf sie nicht noch länger warten lassen.«
»Das verstehe ich.« Tilda nickte etwas zu abrupt.
»Welche Vernissage?«, beharrte Nadine.
»Wir verkaufen die Möbel, die im Keller stehen«, erklärte Tilda.
»Cool. Kann ich helfen?«
»Sicher«, sagte Davy, »du wirst sogar eine bedeutsame Rolle spielen.«
»So habe ich mich schon immer gesehen.«
»Irgendwelche besonderen Anweisungen für nächsten Donnerstag, Davy?«, erkundigte sich Tilda. »Soll ich eine bestimme Person darstellen?«
»Sei Vilma und trag das glitschige chinesische Ding. Damit verbinde ich angenehme Erinnerungen.«
»Was für ein glitschiges chinesisches Ding?«, fragte Nadine.
»Deine Tante hat viele Gesichter«, sagte er nur und beobachtete Tilda aus den Augenwinkeln.
»Und danach reisen Sie ab? Vermutlich nach Australien?«
»Ja.« Hastig riss er seinen Blick von Tilda los. »Australien.«
Tilda brachte das Gemälde in den Keller. Da sie kein Wort mehr über den geplanten Coup verlor, begann Davy alleine die nötigen Vorbereitungen für die Vernissage zu treffen und bestimmte, wer die alte Tünche von den Wänden kratzen und wer die Fenster putzen sollte. Sogar Simon zeigte sich bereit, gewisse Energien in körperliche Arbeit zu investieren, weil Louise noch immer nicht aufgetaucht war.
»Hast du was von dem Agenten gehört, der hier rumschnüffelt?«, fragte Davy seinen Freund am Freitag.
Simon schüttelte den Kopf. »Aber er ist sicher in unserer Nähe.«
Diese Familie braucht einen Beschützer, dachte Davy und eilte voller alter Farbsplitter nach oben, um zu duschen. Nachdem er endlich die Farbe aus den Haaren hatte, verließ er das Bad und traf Tilda.
»Heute Abend sehen wir zum hundertsten Mal The Lady Eve - Die Falschspielerin «, kündigte sie an und ging an ihm vorbei zum Badezimmer. »Louises Lieblingsfilm. Wenn du mitgucken willst, solltest du deine Schwester besser jetzt anrufen.«
»Okay.« Davy sah die Tür hinter ihr ins Schloss fallen und vergaß das FBI. Eine Minute später hörte er die Dusche rauschen und war versucht, Tilda Gesellschaft zu leisten. Dann entsann er sich, welche Schmerzen sie ihm zufügen konnte, griff stattdessen zum Telefon und wählte die Nummer in Temptation. »Hi«, begann er, als Sophie sich meldete. »Was gibt’s Neu....«
»Wo bist du?«, explodierte sie. »Unglaublich, dass du mit Dillie geredet hast und keine...«
»In Columbus«, unterbrach er sie und hielt den Hörer etwas weiter vom Ohr entfernt.
»…und keine Nummer hinterlassen hast… Columbus? Nur zwei Autostunden von hier?«
»Ja, ich weiß. Schrei mich nicht so an. Was ist denn los mit dir?«
»Die ganze Woche war die reinste Hölle«, kreischte Sophie. »Und die einzige Person, die ich willkommen heißen würde, ist zwei Stunden entfernt und denkt gar nicht dran, mal vorbeizuschauen. Wie lange bist du schon dort?«
»Etwa eine Woche.« Davy zog ein paar Tage ab.
»Eine ganze Woche?«
» Okay, sprich bitte etwas leiser, oder ich lege auf. Wie geht’s denn so?«
»Frag mich nicht!«, jammerte sie.
»Okay. Wie geht’s dem kleinen Dempsey?«
»Er zahnt. Was machst du in Columbus?«
»Nichts, was du wissen willst. Also, gibt’s Neuigkeiten bei dir?«
»Und ich dachte, du wärst sauber geworden.« Sophies Sorge verlieh ihrer Stimme einen etwas sanfteren Klang.
»Bin ich doch - praktisch ein Pfadfinder. Und jetzt erzähl mir endlich, wo dich der Schuh drückt.«
»Nun ja…« Von ihren eigenen Problemen glücklicherweise abgelenkt, redete sie ohne Punkt und Komma. Davy lauschte dem rauschenden Wasser, dachte an Tildas Rundungen und stellte sich vor, wie reizvoll sie aussehen würde, nur von Seifenschaum umhüllt. »Hörst du zu?«, fragte seine Schwester.
»Ja«, log er.
Sie sprach weiter, und das Wasser plätscherte. Eines Tages werde ich mit ihr duschen, beschloss er. Aber das war unmöglich. Eines Tages? Dann würde er nicht mehr hier sein.
»Wart mal...«, bat Sophie, das Rauschen verstummte, und Davy konzentrierte sich wieder aufs Telefon. »Dillie sagt Hi, und sie liebt dich.« Mit gesenkter Stimme fuhr sie fort: »Letzte Woche brachte sie diesen Jungen nach der Schule zu
uns, und er zeigte ihr, wie sie ihre Softballtechnik verbessern kann …«
»Tatsächlich?« Davy bemühte sich um einen unschuldigen Tonfall.
»... und jetzt ist er jeden Abend nach der Schule da und...« Während sie weiterredete, kam Tilda aus dem Bad, zog ein Handtuch vom
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