Verliebt in eine Gottin
»Nein.«
Er stand reglos. »Dann macht es mich also zum Vergewaltiger, wenn ich für Kammani arbeite?«
»Nein.« Daisy legte sich die Hand an die Stirn. » Nein . Ich meine … ich hab’s doch selbst gewollt, was da zwischen uns war. Das weißt du.«
»Ja, aber nur weil ich dich mit Drogen betäubt habe, oder?« Er starrte sie an, und sein Blick war hart. »Das ist deine momentane Theorie, was?«
»Was willst du?«, rief Daisy verzweifelt, und der Kummer lag ihr wie ein Stein im Magen. »Ich habe das Zeug getrunken, und plötzlich war mein ganzes Leben ein einziges Durcheinander, und da kamst du. Ich meine gar nicht, dass du schuld daran
warst; was ich sagen will, ist, dass ich durcheinander bin, und du hast mich belogen …«
»Ich habe dir nichts von diesem verrückten Göttinnen-Kram in meiner Familie erzählt, weil ich dich gernhatte. Das ist was anderes als lügen, und das weißt du auch.«
»Aber…warum hast du überhaupt für sie gearbeitet?«
»Weil das Geld einer Verrückten genauso gut ist wie das Geld eines normalen Kunden«, antwortete er. »Weil meine Tante mich darum gebeten hat. Weil ich mich gut mit Hunden auskenne. Und nicht, um … unschuldige Frauen unter Drogen zu setzen und in meine Sexfalle zu locken, oder was immer du in deinem Kopf ausbrütest.«
»Ich brüte gar nichts …« Daisy holte tief Luft und fühlte, wie eine Woge von Emotionen in ihr aufkochte und Hitzwellen ihr bis in die Augen stieg. Um sie herum kamen unkontrollierte Windböen auf. »Ich wollte nicht sagen … Aber du … oh verdammt! « Sie schloss die Augen und atmete tief durch, beruhigte die Luft um sich herum, sog sie wieder in sich ein.
Beherrsche dich .
Sie öffnete die Augen und sah, dass Noah sie anstarrte und der Ärger in seinem Gesicht einer ausdruckslosen Miene gewichen war. Er wies mit einer vagen Geste um sie herum.
»Also das da … mit dem Wind, das bist du, ja?«, erkundigte er sich.
»Es ist irgendwie mit meinen Gefühlen verbunden. Ich bin die Göttin des Chaos.« Sie zuckte die Achseln und rollte dann die Augen gen Himmel. »Und ich habe auch einen Klick-Stift.«
Einen Augenblick lang starrten sie sich an, dann breitete sich auf Noahs Gesicht langsam ein Lächeln aus, und Daisys gesamter Körper entspannte sich in der Herzlichkeit, die darin lag.
»Du hast einen Klick-Stift?«, wiederholte er.
»Ja, das ist … das ist eine Art Hilfsmittel«, bemühte Daisy sich zu erklären. »Ich kann mich damit besser auf mein Chaos konzentrieren.«
»Mit dem Klick-Stift?«
»Halt die Klappe«, versetzte sie. »Bring mich nicht zum Lachen. Ich bin nämlich immer noch ziemlich sauer.« Dann musste sie lachen, und er stimmte in ihr Lachen ein, und Daisy wusste, dass alles wieder in Ordnung kommen würde.
Vielleicht .
»Hör mir mal gut zu«, begann er wieder. »Ich weiß nicht, was zum Teufel hier vor sich geht. Und du wahrscheinlich genauso wenig. Das ist mir jetzt klar. Aber ich will, dass du eines ganz genau weißt: Ich würde dir nie etwas zuleide tun, dir oder deinen Freundinnen. Wenn du dir dessen nicht sicher sein kannst, dann sag nur ein Wort, und ich verschwinde. Ganz in Freundschaft.«
Sie blickte ihn an, noch immer verwirrt, aber tief in ihrem Inneren fühlte sie sich bei ihm sicher. Sie war sich über sich selbst nicht sicher, über ihr verändertes Leben, ihre gesamte Welt, aber was ihn betraf, hatte sie ein sicheres Gefühl.
»Ich weiß, dass du uns nie etwas zuleide tun würdest«, erwiderte sie und legte ihm eine Hand auf den Arm.
Kammani stand auf einem anderen Blatt .
»Ja?« Er blickte sie dabei fragend an, und sie sah in seinen Augen, wie wichtig ihm das war. Zum ersten Mal hatte sie den Eindruck, dass sie ihm vielleicht ebenso viel bedeutete wie er ihr.
Vielleicht hat Kammani uns beide unter Drogen gesetzt .
»Ja«, bekräftigte sie.
»Gut.« Er schlang seine Arme um sie und zog sie eng an sich, und Daisys ganzer Körper entkrampfte sich bei der Berührung. Sie fragte sich, wie er es wohl vermochte, ihr ein solches Gefühl der Sicherheit zu schenken, indem er sie einfach nur in die Arme nahm.
Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Das alles passiert doch viel zu schnell. Wenn ich mit magischen Kräften bewirken kann, dass andere aktiv werden, dann kann Kammani erst recht …
»Ich will nicht, dass du dir über all das noch Sorgen machst«,
erklärte er und blickte ihr beschwörend in die Augen. »Ich werde sie nicht mehr in deine Nähe lassen.«
Sein Gesicht war
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