Verliebt in eine Gottin
…?«, begann Abby und machte eine Geste zur Küche hin.
»Ja. Vielleicht sollten wir.« Daisy erhob sich und ging voraus, durch die Küche und hinaus in den Hinterhof, wo die Hunde ihnen an der Tür entgegenkamen und zur Begrüßung begeistert wedelten.
»Leckerli!«, blaffte Milton.
»Ich habe nichts bei mir«, erwiderte Daisy und hob die leeren Hände. »Hör auf zu betteln.«
Bowser und Wolfie rannten mit Milton davon, doch Bailey blieb weiter vor ihnen stehen und wedelte langsam mit dem Hinterteil, während er Daisy und Noah besorgt betrachtete. Squash, die an einem sonnigen Fleck neben der Mauer zusammengerollt lag, hob nur den Kopf.
»Ist schon gut, Bail«, beruhigte Daisy ihn. »Geh nur.«
»Bail!«, bellte Bowser, und Bailey wandte sich um und rannte zu ihnen hinüber. Daisy beobachtete sie ein Weilchen. Sie scheute davor zurück, das Gespräch zu beginnen, denn es würde kein Zurück mehr geben.
»Daisy?«
Sie sah, dass Noah sie aufmerksam betrachtete.
»Was hast du da gesagt?«, gab er ihr das Stichwort.
»Ach ja. Also: Ich bin eine Göttin.«
Noah nickte. »Okay.«
»Ach du lieber Gott «, stieß Daisy hervor. » Okay? Machst du Witze? Hast du keine Fragen dazu? Willst du nicht irgendeinen Beweis?« Bitte verlange einen Beweis. Bitte, du darfst nicht schon alles wissen .
»Will ich einen Beweis?«, fragte Noah sich selbst und starrte sie an, als sei sie verrückt geworden, aber dann erwiderte er mit einem Schulterzucken: »Na klar. Sicher. Also beweise, dass du eine Göttin bist.«
»Gut.« Daisy warf einen Blick zu den Tieren hinüber und rief: »Komm her, Bowser.«
Bowser kam herangewatschelt und bellte: »Was?«
»Noah flüstert dir jetzt ein Wort ins Ohr, und dann sagst du es mir, ja?«
Bowser brachte so etwas wie die Hundeversion eines Schulterzuckens zustande und blickte Noah an. Noah warf einen unsicheren Blick auf Daisy, die ihm ermunternd zunickte.
»Na los.«
Noah nahm Bowser beiseite und sagte ihm leise etwas ins Ohr, dann kamen sie beide zu Daisy zurück.
»Was hat er dir gesagt?«, fragte Daisy Bowser. Bowser bellte: »Dampfhintern!«, und Daisy blickte Noah an und fragte: »Was zum Teufel ist ein Dampfhintern?«
Noah starrte Bowser einen Augenblick lang an, dann wandte er sich zu Daisy um. »Ich hab’s mir ausgedacht. Wie …?«
»Ich verstehe, was er sagt. Ich verstehe alle Hunde«, erklärte Daisy und fühlte sich getröstet, dass Noah nun doch ein wenig aus der Fassung geraten war. Dennoch blieb das nagende Gefühl in ihrem Bauch hartnäckig bestehen.
»Und mit Hunden reden zu können, macht dich zur Göttin?«, fragte Noah.
»Na ja, das und … auch anderes. Es ist eine komplizierte Sache.«
»Anderes. Also gut.« Noah ging zu der Steinbank hinüber und ließ sich auf ihr nieder. Daisy zögerte einen Augenblick, dann setzte sie sich neben ihn.
»Ich weiß, es ist ein bisschen viel verlangt …«
»Also, dann ist das alles die Wahrheit?«, fragte er sie mit einem leichten, verwirrten Kopfschütteln.
Ihr Herz krampfte sich zusammen. »Wa … was ist die Wahrheit?«
»Dieses Zeug mit den Göttinnen.« Wieder schüttelte Noah verblüfft und ungläubig den Kopf. »Die Frauen in meiner Familie … Mina, Tante Miriam … die sind alle Anhängerinnen dieser … Religion … nehme ich an. Eine vor langer Zeit untergegangene
Göttin, Macht über Tod und Leben, und alle Frauen haben einen Hund. Meistens kriecherische, kleine schwarze Biester.« Er blickte zu den Hunden hinüber, die in der hinteren Ecke spielten. »Tja, anscheinend nur in meiner Familie.«
Daisy fühlte, wie es ihr kalt den Rücken hinunterlief. »Du … hast es gewusst ?«
Er stieß ein kurzes Lachen aus und schüttelte den Kopf. »Aber das kann doch nicht wahr sein. Die sind doch alle reif fürs Irrenhaus.« Er starrte sie an. »Ist es denn wirklich wahr?«
Daisy erhob sich mit weichen Knien. »Oh Gott, mir wird schlecht.«
Noah erhob sich ebenfalls und trat auf sie zu. »Warum? Was ist eigentlich los?«
»Was los ist?«, schnappte sie und wich vor ihm zurück. »Du wusstest es und hast mir nicht gesagt, dass du es weißt, und wir haben zusammen geschlafen, und wie oft , das ist los. Du hast ihr geholfen und uns das Tempeltonikum gegeben und …« Daisy presste die Hand auf ihren Magen. »Oh Gott.«
Noahs Stimme wurde leise und angespannt. »Was sagst du da? Du glaubst, ich habe dich unter Drogen gesetzt?«
»Nein«, erwiderte sie. »Oh Gott, nein. Nein.« Vielleicht ein bisschen . NEIN.
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