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Verliebt in eine Gottin

Verliebt in eine Gottin

Titel: Verliebt in eine Gottin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer Stuart Anne Rich Lani Diane
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angefertigt.
    Abby lief ein Schauder über den Rücken. Es gab eigentlich keinen Grund, sich zu fürchten – schließlich war es eine Szene aus lang vergangenen Zeiten, und sehr wahrscheinlich entstammte sie einfach nur der überhitzten Fantasie von Grandma B. Aber es war nicht zu leugnen, dass diese Szene genauso gut in das Auditorium des Geschichtsgebäudes passte.
    Schaudernd schob sie das Notizbuch fort, da flatterte ein
Stück Papier zu Boden. Halb war sie versucht, es einfach liegen zu lassen – Menschenopfer und öffentliche Hinrichtungen waren noch nie ihr Ding gewesen -, aber dann bückte sie sich doch und entfaltete das Blatt Papier. Es zeigte eine schematische Darstellung, ebenfalls in Grandma Beas Handschrift und mit ihrer üblichen blauen Tinte – eine Reihe von Zahlen in einem Kasten, die für sie keinen Sinn ergaben.
    Sie kannte nur einen einzigen Menschen, der sich wirklich auf Zahlen verstand, und ausgerechnet vor dem war sie ständig auf der Flucht.
    Aber schließlich war sie ja erwachsen, oder? Sie war über die Geschichte mit ihm hinweg, oder zumindest auf dem besten Weg dahin, und sie war die Enkelin ihrer Großmutter, keine weinerliche, dumme, romantische Kuh, die sich in einem Lagerraum verstecken musste.
    Er saß an dem breiten, hölzernen Ladentisch und lachte gerade über etwas, das Gen gesagt hatte, und die plötzliche Gefühlsaufwallung traf sie so unversehens, dass ihr einen Augenblick lang der Atem stockte. Dann wandte er sich um und sah sie an, sein Lachen erstarb, und sie wünschte sich sehnlich, durch den Raum zu stürmen und ihm um den Hals zu fallen.
    »Ich habe etwas gefunden«, verkündete sie stattdessen.
    Gen und Christopher sahen sie nur an.
    »Was Gutes?«, fragte Bun, die gerade ein Backblech voll Gebäck aus dem mächtigen Ofen holte.
    »Ich weiß nicht genau.« Vielleicht sollte sie lieber in den Lagerraum zurückgehen und warten, bis Christopher fort war und bis ihr Herz wieder normal schlug.
    Verdammt noch mal, nein! Sie war Grandma Beas Enkelin, und sie konnte Mathematikprofessoren mit links wegstecken. »Rätselhafte Zahlen«, sagte sie schnell, bevor sie kneifen konnte.
    Du liebe Zeit, es war, als winkte man einem Verhungernden mit einem Sandwich. Er schoss wie ein Pfeil durch den Raum
auf sie zu, schnappte das Blatt Papier aus ihrer Hand, und im nächsten Augenblick schien er in eine andere Welt versunken.
    Nur gut, dass sie nicht in ihn verliebt war. Einen Mann zu heiraten, der so vollständig in etwas abtauchen konnte, das ihn interessierte, würde ein äußerst frustrierendes Eheleben bedeuten. Außer natürlich, wenn er ebenso intensiv und konzentriert bei der Liebe war wie bei seinen Zahlen. Was nach Abbys kurzer, schmerzlicher Erfahrung mit ihm leider nur allzu bedrängende Erinnerung war.
    Und wenn er bei Zahlen ebenso gut war wie beim Sex, dann konnte man ihn wohl zu recht als Einstein und Casanova in einem betrachten.
    Er blickte von dem Blatt Papier auf, und sie bemerkte, dass er sich doch nicht so weit von ihr entfernt hatte. Er stand sogar gefährlich nahe bei ihr, zumindest bei ihrer momentanen Geistesverfassung.
    Sie trat einen Schritt zurück und stieß gegen eine Küchenarbeitsfläche. »Sagen dir die Zahlen irgendwas?« Sie räusperte sich nervös.
    »Eventuell Koordinaten. War da sonst noch etwas?«
    »Da ist ein Notizbuch …« Sie gestikulierte in Richtung des Lagerraums, und Christopher nahm sie bei der Hand, zog sie mit sich dorthin und warf die Tür des Lagerraums hinter ihnen ins Schloss.
    Eine Sekunde lang hoffte sie, er würde sie in seine Arme reißen, aber er hatte Wichtigeres im Sinn, und das war gut so, ermahnte sie sich selbst. Sonst hätte sie ihn womöglich von sich stoßen müssen, und das hätte nur alles komplizierter gemacht. Oder, noch schlimmer, sie hätte ihn nicht von sich gestoßen und …
    Er aber hatte sie in seinem Mathematikfanatismus aus seinen Gedanken gestrichen. »Wo ist das Notizbuch?«
    Sie reichte es ihm und beobachtete ihn, wie er sich langsam auf den Stuhl sinken ließ, auf dem sie vorher gesessen hatte. Zwei endlose Minuten lang herrschte Schweigen. Sie konnte
einfach dastehen und ihn betrachten, ohne dass er sich dessen auch nur im Geringsten bewusst war.
    So umwerfend sah er eigentlich gar nicht aus – zum Teufel, Brad Pitt schlug ihn in dieser Hinsicht um Längen. Sein wirres, dunkelblondes Haar war aus der Stirn zurückgestrichen, seine Brille mit dem dünnen Drahtgestell saß fest auf seiner starken

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