Verliebt in eine Gottin
dass ich ihr für morgen Abend eine Freie Bühne beschert habe.«
»Jaja!«, bellte Bailey und schoss wie ein Pfeil die Treppe hinauf, und Daisy folgte ihm lachend.
Kammani stand im Hintergrund des Tempels, flankiert von Bikka und Umma, und beobachtete, wie die Letzte der Drei ging, während die Teenager Bun und Gen ihre Sachen zusammensuchten und mit ihren Hunden kicherten. Ein fetter Pudelmischling mit einer Tiara und ein desillusionierter Jagdhund mit einem Halstuch. Verhohnepiepelung , dachte Kammani und fragte sich, was Verhohnepiepelung bedeutete. In dieser Welt lagen Wörter in der Luft, die knisterten, wenn sie kamen und gingen, und sie mit ihrer Fremdheit und Unerklärlichkeit ärgerten. Diese Welt war nicht wie ihre alte Welt, sie war falsch, ignorant, ohne Respekt, angefangen mit den Menschen, die sie zurückgerufen hatten und sie dann nicht einmal begrüßten …
» Oh Gooott , ich glaube, wir haben die Chips verloren«, jammerte Bun und blickte sich überall um.
» Oh Gooott , ich glaube, wir haben die Chips aufgegessen«, jammerte Gen, und sie brachen wieder in Gelächter aus.
Kammani dachte: Ich sollte euch damit bestrafen, dass ihr Fettpickel bekommt .
»Sie sind noch jung«, bellte Umma.
»Ja«, erwiderte Kammani. »Aber sie werden lernen. Und dann …«
Jemand bewegte sich in der Dunkelheit hinter dem Altar.
»Vorsicht«, knurrte Umma.
Das dunkelhaarige Mädchen mit dem kleinen schwarzen Hund im Arm kam zwischen den Vorhängen hervor und beugte ihren Kopf. »Ich verneige mich vor dir, oh Göttin. Ich bin Mina Wortham. Meine Mutter hat mich geschickt, weil ich deine Erwählte bin, die jüngste der Frauen in unserer Familie. Ich werde deinen Befehlen gehorchen.«
»Deine Mutter?«, fragte Kammani.
»Miriam Wortham«, antwortete das Mädchen, und Kammani dachte an die eilfertige kleine Frau, die sie als Einzige bei ihrem Erwachen begrüßt hatte, sich tief verneigt hatte und Kleidung, Essen und Geld gebracht hatte, und ein Gerät, das flache Scheiben abspielte. »Damit du die Welt sehen kannst, die du beherrschen wirst, meine Göttin.« Mina sah ihr sehr ähnlich, die hervorquellenden Froschaugen, die schmale Brust, die vor Leidenschaft pumpte – dunkle, kaum gebändigte Nervosität. Auch ihr kleiner schwarzer Hund atmete schwer, keuchte ein permanentes lächelndes »He He He«, die Augenlider halb geschlossen.
Kammani stieg die drei flachen Stufen zum Altar hinauf und blickte auf Mina Wortham hinab. »Du behauptest, du seist erwählt. Sage mir, wie du mir dienen willst.«
»Mein Name ist Tod «, antwortete das Mädchen und zischte das Wort nahezu hervor. »Ich werde dir dienen, indem ich jedem, der sich dir widersetzt, ein Ende bereite.«
Kammani schloss die Augen. Sieben Priesterinnen, und diese hier ist die einzige, die sich erinnert . »Du bist nicht der Tod. Du bist die menschliche Manifestation des abstrakten Prinzips des Lebensendes.« Mina runzelte verständnislos die Stirn, und Kammani machte einen neuen Versuch. »Du bist keine Göttin, du bist eine Priesterin, die die Aufgabe hat, den Sterbenden in meinem Volk dabei zu helfen, Ereshkigals Königreich in der Unterwelt zu finden.«
Das Mädchen blinzelte verwirrt.
Kammani sprach langsamer. »Du bist Mina Wortham, nur eine Priesterin . Du wirst mir dienen, alle anderen aufgeben, du wirst Jungfrau bleiben, dich geziemend betragen und dein Leben mir weihen. Und du wirst niemanden töten.« Solange ich es dir nicht befehle .
Mina verbeugte sich. »Ich bin von keinem Mann berührt, und ich bin deine Priesterin, deine Dienerin, deine Sklavin, meine Göttin.«
Kammani nickte. »Willkommen, Mina, Abkömmling von Munawirtum. Die bist die siebente meiner Priesterinnen …«
»Und die machtvollste«, warf Mina ein und kostete die Worte aus.
»Nein«, widersprach Kammani und fragte sich, ob Mina eine Ahnung hatte, was mit Menschen geschah, die einer Göttin ins Wort fielen.
»Und ich werde neben deiner linken Hand bereitstehen, und ich werde deine Feinde strafen«, fuhr Mina mit lauter werdender Stimme fort.
In der alten Welt wäre Mina jetzt schon ein Rußfleck auf einem Stein gewesen, oder wenigstens ein kleines, felliges Wesen mit einem Halsband.
Aber sie brauchte Mina, brauchte Minas Familie von untertänigen Anbeterinnen, Frauen, die über die Jahrhunderte hinweg nicht vergessen hatten …
Bun und Gen hatten die große Doppeltür erreicht. Einen Haufen Papier und Tütchen hatten sie hinter sich gelassen. Sie flüsterten
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