Verliebt in eine Gottin
einen kurzen Blick zu Bowser hinüber, der seinen Knochen liegen ließ und eine unhörbar leise Unterhaltung mit Bailey führte. Abby schüttelte den Kopf. »Eigenartig«, murmelte sie.
Sie wandte sich Daisy zu und wollte schon etwas sagen, änderte aber ihre Meinung. Wenn sie sie fragte, ob sie ihren Hund
schon einmal sprechen gehört hätte, rannte Daisy womöglich schreiend davon, und Abby brauchte die Miete. Und erst recht eine Freundin. Nein, der sprechende Hund war nur ein Trugbild ihrer Fantasie und ihrer Übermüdung. Sie war tagelang im Auto gesessen und hatte nur zu Bowser gesprochen. Kein Wunder, dass sie glaubte, er hätte geantwortet.
»Hast du dir schon überlegt, was du mit dem Haus anfangen willst?«, fragte Daisy.
»Ich weiß es nicht.« Abby nahm aus einem Korb einen kleeblattförmigen Plätzchenstecher, ließ ihn aber kopfschüttelnd wieder fallen. »Ich will mich noch nicht festlegen.«
»Mhm. Wie findest du Summerville?«
»Es gefällt mir hier.« Abby nahm einen lebkuchenmannförmigen Plätzchenstecher und warf ihn wieder zurück. »Trotz eines gewissen arroganten Professors, der glaubt, er könnte einem vorschreiben, was man tun soll.« Sie warf auch eine schlichte Kreisform, eine Pfotenform und eine Kinderstiefelform wieder zurück. Schließlich zog sie ein Herz hervor, zuckte die Schultern und stellte den Korb mit den Stechformen ins Regal zurück.
»Genau«, stimmte Daisy zu. »Aber ich dachte mir nur so …«
Abby stach Plätzchen in Herzform aus. »Und jetzt erwartet er, dass ich alles stehen und liegen lasse und Kekse für ihn backe. Eigentlich wollte ich nur ein paar Auskünfte über meine Großmutter, er aber …« Plötzlich schreckte sie auf und schnüffelte. »Augenblick.« Sie ging zu dem großen Backofen an der Wand hinüber und zog das Blech mit den Keksen heraus, die goldbraun und butterzart mit Sonnenreliefs in der Mitte vor ihr lagen. Absolut perfekt , dachte sie und strahlte auf ihr Werk herab.
»Habe ich den Wecker überhört?«, fragte Daisy.
»Nein«, erwiderte Abby. »Ich habe keinen gestellt.«
»Dann, dann … weißt du es einfach, wann sie fertig sind?«
Abby nickte und starrte auf die Kekse hinab. »Scheint so.«
»Du bist definitiv ein Naturtalent.«
Daisy wanderte nervös umher, und Abby hätte ihr am liebsten die Hände auf ihre zarten Schultern gelegt und sie einen Augenblick ruhig gehalten.
»Was ist denn los?«, fragte sie mit so viel Geduld in der Stimme wie möglich.
»Na ja … du musst unbedingt morgen Abend das Kaffeehaus aufmachen.«
Abby nahm den herzförmigen Stecher wieder zur Hand und fuhr mit ihrer Arbeit fort. »Warum denn?«
»Na ja, Bea hatte immer diese Abende der Freien Bühne, und das hat so viel Spaß gemacht. Alle möglichen Leute kamen und lasen Gedichte vor … obwohl ich finde, wir sollten es diesmal mit Musik versuchen …«
Abby hörte auf, Kekse auszustechen. »Grandma B hatte Abende mit Freier Bühne?«
»Klar. Sie liebte Gedichte und Musik, alle Arten von Musik. Und Farben. Alles, was fröhlich und gegen das Establishment war. Sie war so …« Daisys Stimme versiegte. »Du hast sie nicht gut gekannt, oder?«
»Nein«, erwiderte Abby schlicht und versuchte, den inneren Schmerz zu ignorieren. »Aber … ich fühle mich ihr seltsam verbunden, als wenn …« Sie blickte auf die Kekse hinab. »Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich ein kleines Mädchen war. Ist das komisch, dass ich sie vermisse?«
»Nein. Sie war einmalig. Sie hatte ein Lachen … Mann, das konnte man meilenweit hören. Und sie hatte eine Art, die Leute zu inspirieren. Künstler, Poeten, unglücklich Verliebte.« Daisys Augen blickten in die Ferne. »Na ja, wegen dieser Freien Bühne …«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist«, meinte Abby zögernd.
Daisy lehnte sich mit flehendem Blick, aber felsenfest entschlossen über den Arbeitstisch. »Sieh mal, du hast doch schon
mit diesen Keksen angefangen. Und wenn sie so gut schmecken, wie sie duften, dann verkaufen sie sich wie verrückt. Der Gastraum vorn ist schnell sauber gemacht … wir müssen nur Staub wischen und ein paar zusätzliche Tische und Stühle aufstellen, die Kaffeemaschine reinigen und in Gang setzen, und schon kann’s losgehen. Ich kümmere mich um alles. Ich kann putzen, ich kann bedienen, ich kann sehr gut Kaffee ausschenken. Ich habe Bea oft geholfen, wenn es hoch herging. Ich kenne mich mit der Registrierkasse und mit allem aus.«
»Na gut.«
Daisy schnalzte
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