Verliebt in eine Gottin
Shar?«, fragte Samu.
»Einen Augenblick«, sagte Shar und wandte sich Ray zu. »Ray, stell den Fernseher ab, oder Samu bestraft dich.«
»Ich hab doch vor Sam keine Angst«, entgegnete Ray.
»Trottel«, grollte Wolfie.
»Nimm ihm den Fernseher weg, Sam«, sagte Shar, und Sam setzte sich in Bewegung, ein Berg von Muskeln, und er nahm Ray den Fernseher mit einer Hand weg.
Ich liebe es , dachte Shar. Ein Gott zum Verlieben .
»He.« Ray wollte danach greifen.
Sam wies mit einem Finger auf ihn, und ein kleiner Brandfleck erschien zwischen Rays Augen.
Ray stieß einen Schrei aus, und Wolfie bellte: »Mach’s noch mal«, und Shar nahm den Fernseher und setzte ihn auf dem Tisch ab, damit er nicht beschädigt wurde. Das war der beste Traum, den sie je geträumt hatte.
Es läutete an der Tür, und Ray wich rückwärts, um sie zu öffnen, wobei er sich ärgerlich die Stirn rieb.
»Guten Morgen, Shar«, sagte Mr Casey und begann, die bestellte Malerfarbe hereinzubringen.
»Was zum Teufel haben Sie mit mir gemacht?«, fragte Ray Sam.
Shar erwartete, dass Mr Casey sich in Winston Chrchill oder in den Michelin-Mann verwandeln würde, aber es war helllichter Tag, die Sonne schien durch die geöffnete Tür herein, und Mr Casey blieb Mr Casey, der lächelte und sich für den Großauftrag bedankte und zum Abschied winkend davonging; Ray wirkte ebenso real und äußerst wütend, und sie dachte: Das kommt mir nicht wie ein Traum vor .
Sie blickte zu Wolfie hinab. »Kein Traum?«
»Nöö.«
»Ach, verdammt«, entfuhr es ihr, und sie blickte der Realität ins Auge.
Und die hatte eine Schieflage.
»Ich will wissen, was hier vor sich geht«, verlangte Ray, als Shar sich auf ihre Couch plumpsen ließ.
»Ich auch«, versetzte Shar und sah Sam mit anderen Augen an. Herrgott, er ist ein Gott . »Geh, Ray.«
»Der Fernseh…«
»GEH«, befahl Samu, und es klang wie ein Donnern. Ray drehte sich um und ging.
»Wir müssen miteinander sprechen«, sagte Shar zu Sam.
»Lass uns dabei Muffins essen«, erwiderte Sam und wandte sich wieder dem Esszimmer zu.
»Ja, ist gut«, meinte Shar und folgte ihm. Er ging weiter in die Küche, und sie folgte ihm und ließ sich am Tisch nieder.
Sie barg ihr Gesicht in den Händen und murmelte Wolfie zu: »Da ist ein Gott in meiner Küche.«
»Ich mag ihn«, erwiderte Wolfie.
»Bis vor kurzem mochtest du ihn gar nicht«, entgegnete Shar bitter.
Sam erschien mit der Tüte Muffins, und Wolfie schnüffelte an seinen Hosenbeinen. »Nein. Aber er ist gut«, sagte er und setzte sich neben ihm hin.
Sam nahm sich einen Muffin.
»Also …«, begann Shar und nahm sich zusammen. »Äh … Du bist also ein Gott.« Sie betrachtete ihn wachsam. Hatte sie vorhin Dinge gesagt, die ihn ärgern könnten? »Was willst du hier?«
»Ich muss Kammani finden«, antwortete Sam.
»Kammani«, echote Shar und dachte an das verrückte Glitzern in den Augen dieser Frau, an das überentwickelte Selbstbewusstsein, die wie selbstverständlich vorgetragene Erwartung, dass jeder tun würde, was sie sagte. Wenn sie eine Göttin war, erklärte das eine Menge.
Natürlich konnte sie keine Göttin sein. Sollte man meinen. Aber Sam hatte da ein Loch in Rays Stirn gebrannt …
»Weißt du, wo Kammani sich aufhält?«, fragte Sam.
»Lass mich eine Minute nachdenken«, wehrte Shar ab und versuchte, ihren Verstand zusammenzunehmen.
Es war also gestern Abend etwas in dem Hörsaal geschehen, das nichts mit Hundeerziehung zu tun hatte. Sie waren alle irgendwie überlistet worden, und sie hatten alle das Tonikum getrunken, und anschließend hatte ihr Hund zu ihr gesprochen, und ein Gott war in ihrem Schlafzimmer auferstanden, und nun wollte er zu dieser Frau, die mit der ganzen Schweinerei angefangen hatte …
»Ich habe Kopfschmerzen«, murmelte Shar.
»Du hast zu viel getrunken«, erklärte Wolfie und watschelte hinüber zu seiner Wasserschüssel.
Nun gut, wenn sie einmal, rein theoretisch, davon ausging, dass Sam und Kammani Götter waren – bei dem Gedanken gab es in Shars Kopf eine kleine Explosion -, dann würden durch ihr Zusammentreffen wahrscheinlich Kammanis Pläne vorangetrieben, was immer sie auch vorhatte, und das hieß, dass es gar keine gute Idee war, sie zusammenzubringen. Sie betrachtete Samu, wie er in seinen Muffin biss. Er wirkte eigentlich ganz vernünftig. Wenn sie nun mit ihm sprach, ihm erklärte, dass die Welt sich verändert hatte, würde er vielleicht …
Er blickte auf und sah ihr in die Augen,
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