Verliebt in eine Gottin
fällt schon noch etwas ein.«
»Drei Göttinnen und ihre vier Hunde?«, wiederholte Sam fragend.
»Ein neuer Name für das Kaffeehaus.« Shar wandte sich wieder ihrem Wandgemälde zu und begann, die Flächen des Kaffeehauses mit Beas fröhlicher Lavendelfarbe auszumalen, die sich wunderschön gegen den Himmel abhob. Die Farbe ließ ihre Haut prickeln, und Sam stand so nahe, dass sie ihn berühren konnte, wenn sie nur die Hand ausstreckte; nein, sie würde ihn nicht berühren, sondern hielt die Luft an, als sich in ihr die Spannung aufbaute, und begann, sich leicht zu winden, aber dann dachte sie: Nein, nicht hier, nicht mit Sam neben mir , und bezwang den inneren Drang. »Es muss ja nicht unbedingt Drei Göttinnen lauten.«
»Drei ist die vollkommene Zahl«, bemerkte Sam.
»Vollkommen wofür?«, fragte Daisy.
»Drei Göttinnen gebaren die Welt«, antwortete Sam. »Zu Anfang, bevor die Zeit begann, waren da die Drei. Die Erste sah Lichtfunken und fing sie in ihrer Glasschale ein, wunderbar und voller Kraft. Sie warf sie der Nächsten zu, die sie auf ihrem Spinnrad miteinander verspann, so dass der Himmel in der Hitze des Tages erblühte. Zum Abschluss nahm die Letzte das Licht und zerteilte es mit ihrem Schwert in Sterne, um der Welt die Nacht und den Frieden und die Ruhe zu bringen.«
»Dreifache Göttin«, murmelte Shar, die mit dem Pinsel in der Hand innehielt. »Warum ist Drei die vollkommene Zahl?«
»Mein Onkel Milki hat mir das gesagt.«
»Onkel Milki?«, wiederholte Shar erschrocken, und Abby kam interessiert aus der Küche herbei.
»Er verstand sehr viel von Zahlen. ›Ohne die Drei gäbe es keine Dimension‹, sagte er. ›Zwei Linien können keinen Raum erfassen.« Er sagte noch viel mehr, aber ich habe dann nicht mehr aufgepasst.«
»Milki-la-el?«, fragte Shar.
»Ja.«
»Milki-la-el, der die Mathematik erfand«, erklärte Shar. »Und er war wirklich dein Onkel?«
»Natürlich nicht«, entgegnete Sam. »Er war ein Sterblicher. Er war ein Priester meiner Tante Nisaba.«
»Die eine Göttin war.« Shar wandte sich wieder ihrem Gemälde zu. Jedes Mal, wenn ihr der Gedanke kam, dass er auch nur ein Mensch war, sagte er etwas, das sie daran erinnerte, dass er ein Gott war.
Abby mischte sich über den Ladentisch hinweg ein. »Existierte Milki denn wirklich? Christopher hört nämlich jemanden in seinem Kopf sprechen, und er sagt, es sei jemand mit dem Namen Milki.«
»In seinem Kopf sprechen?«, fragte Sam und sah Shar an.
»Nein, das ist in dieser Welt nicht normal«, erklärte Shar und malte weiter.
»Aber wenn Milki wirklich existiert hat …«, begann Abby von Neuem.
»Er hat existiert«, erwiderte Sam.
»… dann ist Christopher überhaupt nicht verrückt.«
»Nicht verrückter als wir alle«, versetzte Daisy, die Shar zusah. »Wir senken den Durchschnitt.«
»Geh und sprich mit Christopher über Milki, Sam«, bat Shar, während sie dicke Pinselstriche Lavendelblau als Rahmen um die Fenster des Kaffeehauses auftrug, und verkniff es sich zu sagen: Es wäre so nett, wenn du mal einen männlichen Freund hättest .
»Bist du böse auf mich, Shar?«, fragte Sam verwirrt.
»Nein«, antwortete Shar, und das darauf folgende Schweigen dehnte sich.
»Es wäre hilfreich, wenn du aufhören würdest, mit jeder Frau in der Stadt ins Bett zu gehen«, schlug Abby vor, und als Shar sich zu ihr umwandte und sie anstarrte, fuhr sie tapfer fort: »Wenn es ihm niemand sagt, woher soll er es dann wissen?«
Sam blickte sie an. »Macht dir das etwas aus, Shar?«
»Ich finde, du schläfst mit zu vielen Frauen.« Shar verstärkte die Seite des Kaffeehauses auf dem Gemälde mit einem purpurnen Schatten und konzentrierte sich sehr darauf, ihre Hand ruhig zu halten, um sich nicht zu ihm umzudrehen und ihn mit dem Schrei Ja, es macht mir etwas aus! auf das Ende des Pinselgriffs aufzuspießen. Das wäre schwierig zu erklären gewesen.
»Wie können es denn zu viele sein?«, wunderte sich Sam.
»Das bestätigt meine Weiberheld-Diagnose«, stellte Daisy fest.
»Weiberheld?«, fragte Sam.
Shar hielt ihren Blick auf das Gemälde gerichtet. »Also gut, ich versuche, es dir zu erklären.« Bleib ganz ruhig. Er ist ein Gott. Er denkt nicht wie du . »Männer, die ständig mit vielen verschiedenen Frauen ins Bett gehen, und immer nur für kurze Zeit, sind nicht besonders anziehend. Sie sind unreif und gefühllos und unfähig, menschliche Beziehungen anzuknüpfen, und obwohl sie oft das Gefühl haben, dass sie
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