Verliebt in eine Kidnapperin?
hatte keine Ahnung. Vielleicht hatte sie sie verschlampt. Oder sie war umgezogen, und das Krankenhaus hatte ihre Adresse nicht.
Hatte Max nicht behauptet, dass Courtney schon immer unzuverlässig gewesen war?
„Ich kann es dir nicht sagen“, gestand sie. Auf einmal hatte sie das Gefühl, dass ein Schatten über ihre Beziehung mit Jeremy gefallen war.
Ich finde die ganze Geschichte ziemlich bizarr , hatte er gesagt. Du nicht?
Wessen Geschichte war bizarr?
Die von Courtney? Oder von Kirsten?
Sie nahm einen Muffin und zupfte die Papierhülle ab, während sie überlegte, was Jeremy mit seiner Bemerkung gemeint hatte.
Vielleicht fand sie bei ihm doch nicht die Unterstützung, die sie sich erhofft hatte.
Der Gedanke versetzte ihrer Beziehung einen schweren Dämpfer. Und auch ihre Zukunft sah auf einmal nicht mehr so rosig aus …
Da Jeremy Lily nicht zwei Tage hintereinander allein lassen wollte, verbrachte er die folgende Nacht auf der Double Crown Ranch. Außerdem wollte er sich über seine Beziehung zu Kirsten Klarheit verschaffen. Wie weit sollte er gehen? Wie weit wollte er gehen? Vielleicht war ein wenig Abstand zu ihr im Moment gar nicht so schlecht.
Dennoch musste er jede Minute an sie denken. Besonders nach der vergangenen Nacht …
Und wenn sie jetzt schwanger geworden war?
Sie würden es schon irgendwie schaffen. Davon war er überzeugt.
Er schaute aus dem Küchenfenster. Im Osten ging gerade die Sonne auf. Er schenkte sich einen Kaffee ein.
Die Haushälterin betrat die Küche. „Entschuldigen Sie, Dr. Fortune. Einer der Farmarbeiter ist an der Tür und würde gern mit Ihnen reden.“
„Wer ist es denn?“
Die Haushälterin zuckte mit den Schultern.
„Er hat nur gesagt, dass er Max heißt. Und dass er ein Bekannter von Ihnen ist.“
Oje. Was war passiert? War das Baby krank? War Kirsten etwas zugestoßen?
Jeremy stellte seinen Becher auf die Küchentheke und lief zur Hintertür. Max stand auf der Treppe und hielt seinen abgewetzten Hut in der Hand.
Er sah besorgt aus. „Entschuldige bitte, dass ich dich störe, aber hättest du eine Minute Zeit für mich? Ich bin extra früher gekommen, um mit dir reden zu können, bevor ich mich bei Ruben zum Dienst melde.“
„Klar habe ich Zeit. Ist etwas passiert?“
„Ja. Nein.“ Ratlos fuhr er sich durchs Haar, ehe er seinen Hut wieder aufsetzte. „Himmel, ich weiß es nicht. Ich habe ein Problem, über das ich nicht mit Kirsten reden wollte. In letzter Zeit läuft es viel besser mit uns beiden, und ich möchte nicht, dass sie wieder sauer auf mich wird.“
„Deshalb bist du zu mir gekommen?“
„Ja. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.“
„Kein Problem.“ Im Grunde hielt Jeremy es für ein gutes Zeichen, dass Max sich bei ihm Rat holen wollte – wenn es das war, warum er vor ihm stand.
„Gut. Ich brauche nämlich die Meinung eines Mannes. Kirsten reagiert immer gleich so emotional, wenn es um diese Sachen geht.“
„So sind Frauen nun mal“, entgegnete Jeremy. „Aber es kann auch ein guter Ausgleich sein.“
„Vielleicht.“
„Wollen wir einen Spaziergang machen?“
Max nickte. „Ja, das ist eine gute Idee.“
Jeremy schloss die Tür und folgte Max in den Garten. Eine Weile liefen die beiden Männer schweigend nebeneinander her. Schließlich sagte Max: „Ich bin mir nicht sicher, wie viel du von der ganzen Sache weißt. Vor Kurzem ist meine Exfreundin Courtney bei mir gewesen, um mir zu mitzuteilen, dass Anthony mein Sohn ist.“
„Kirsten hat so etwas erwähnt.“
„Ich hatte von Anfang an meine Zweifel, ob ich wirklich Anthonys Vater bin“, fuhr Max fort. „Gestern Abend habe ich mit ihr gesprochen. Und ich fürchte, meine Vermutungen waren richtig. Ich bin nicht Anthonys Vater.“
Sie hatte Max also betrogen. Und jetzt wagte sie es sogar, ihn mit ihrem Kind zu behelligen? Schweigend wartete Jeremy darauf, dass Max fortfuhr.
„Ein Typ namens Charlie soll der richtige Vater sein. Er hat wohl erfahren, dass Anthony bei mir ist, weiß allerdings nicht, wo ich wohne.“
Das herauszufinden war wohl nur eine Frage der Zeit. Und wenn er die Adresse herausbekam, war Kirsten in Gefahr. Sofort schrillten bei Jeremy sämtliche Alarmglocken.
„Kirsten weiß also noch nichts davon?“
„Nein. Ich wollte zuerst mit dir darüber sprechen. Was soll ich jetzt tun?“ Hilfe suchend schaute Max Jeremy an.
„Am besten gehst du zur Polizei. Jetzt, wo du weißt, dass du nicht sein Vater bist, hast du kein Recht, ihn bei dir
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