Verliebt in einen Gentleman
Flughafen abholen.
Als ich gelandet bin, klopft mein Herz vor Aufregung und Freude.
Ich kann es kaum abwarten, bis ich durch die Gepäckausgabe hindurch gegangen bin und ihn sehe.
Natürlich wird das Gepäck besonders langsam freigegeben, war doch klar!
Natürlich kommt meine Tasche als vorletzte von allen eintausend-und-aber-millionen Gepäckstücken auf das Fließband.
In der Ankunftshalle überragt Ethan die meisten Menschen. Ich sehe ihn, noch bevor er mich entdeckt hat.
Hach, was habe ich für einen herrlichen Freund. Ich sehe seine braunen Augen, die suchend umherschweifen. Ich sehe, wie er ungeduldig seine Locken aus der Stirn schiebt.
Ich lasse meine Tasche fallen, stürme los und werfe meine Arme um ihn.
Ethan nimmt mich bei den Schultern, schiebt mich ein wenig fort und sieht mich tadelnd an.
„Machst du es schon wieder, Mücke? Verfällst du in deine alten Gewohnheiten? Eine Dame fällt nicht in der Öffentlichkeit so über einen Herren her.“
Ich lache. „Und du bist auch der Alte geblieben, Ethan. Du musst mich schon wieder ermahnen und erziehen. Hurra! Die Welt ist in Ordnung.“
Aber Ethan lacht nicht. Er sieht mich irritiert an und sagt: „Komm, wir gehen zum Auto. Gleich ist die Parkzeit abgelaufen.“ Er hebt meine Tasche an und marschiert los.
Ich dackle betroffen neben ihm her. Oh, oh. Schon wieder bin ich in Ungnade gefallen. Wie ärgerlich. Jetzt habe ich durch meine Trotteligkeit unser schönes
Wiedersehen vermasselt. Ich hätte mir doch denken können, dass Ethan über diese stürmische Begrüßung nicht begeistert sein würde.
„Entschuldigung, Ethan“, sage ich kleinlaut, „du hast Recht. Es liegt nur daran, dass ich so lange weg war. Ich werde mich wieder ganz schnell an alles gewöhnen. Du musst nur ein bisschen Geduld mit mir haben.“
Jetzt dreht er sich um und schenkt mir eins von seinen raren Lächeln.
„Schon gut, meine kleine Mücke“, sagt er, „wir werden dich schon wieder hinkriegen.“ Er fasst nach meiner Hand und wir gehen Seite an Seite zum Auto. Erst als wir drin sitzen, lehnt er sich zu mir herüber, fasst mein Kinn und küsst mich kräftig und fordernd. Ich spüre sofort, wie ich dahin schmelze.
„Wie geht es jetzt weiter?“, flüstere ich.
„Ich bringe dich zu deinem Quartier, was sonst?“, sagt Ethan.
Ich lasse meine Ohren hängen.
Da lacht Ethan und sagt: „Spaß beiseite, Mücke, ich habe unser Zimmer in „The Three Lions“ bestellt. Du glaubst doch wohl nicht, dass du mir so leicht davonkommst.“
Ich brauche nicht zu erzählen, wie schnell und leidenschaftlich es nachher im Bett zur Sache geht.
Es ist so schön, wie immer.
Nachher schläft Ethan, aber ich bin irgendwie zu aufgedreht. Ich nehme mein neues Handy heraus und daddle eine Runde mein Computerspiel. Den Klingelton habe ich ausgeschaltet. Da vibriert das Handy in meinen Händen und blinkt. Eine Nachricht ist für mich bei Whatsapp eingegangen.
Sie lautet:
„Ich weiß, dass ich kein Recht habe, das zu fragen, aber ich würde zu gerne wissen, ob du wieder gut in England gelandet bist. J.“
Na toll, jetzt stalkt Jens mich übers Handy. Woher hat er bloß meine Nummer?
Meine Hand zögert über dem Display.
Dann tippe ich schnell: „Stimmt, und ja“, und drücke auf „Antworten“.
Jens schickt mir ein Bild zurück: Es zeigt eine Hand die nach Rechts zeigt, und zwar auf einen Kopf, der traurig guckt.
Ich schicke einen Daumen, der nach unten gereckt ist, daneben das Symbol für Mails.
Jens schickt ein Fragezeichen.
Ich: das böseste, ärgerlichste Gesicht, das die Symbolleiste hergibt.
Das funktioniert.
Es gibt darauf keine Antwort. Gut.
Ich spiele mein Spiel weiter. Das jetzige Level ist ziemlich schwer. Ich kniffle und tüftle herum. Nur noch zwei Züge übrig...ich kann es noch schaffen...ich glaube, es klappt diesmal...Hurra!...gleich ist es so weit...
Da fasst eine große Hand direkt über das Display, Ethans Hand. Das Spiel stürzt ab. So ein Mist. Ich hätte um ein Haar ein weiteres Level bezwungen.
„Das nervt extrem, wenn du dein Handy anhast, während ich schlafe“, sagt Ethan.
„Sorry“, sage ich, „ich war irgendwie so aufgekratzt, dass ich nicht schlafen konnte. Ich stell die Beleuchtung etwas runter, dann merkst du nichts.“
„Was machst du da überhaupt?“
„Ich spiele ein Computerspiel. Das macht total Spaß. Ich bin gerade dabei, den kleinen Hasen aus dem Schokoladensee zu retten, in dem er stecken geblieben ist.“
Ethan
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