Verliebt in einen Gentleman
und guckt Catherine auffordernd an.
Catherine setzt sich gerade hin und öffnet ihre herrlichen großen Augen weit.
„Oh ja“, sagt sie, „sehr gut sogar. Christian ist extrem beeindruckt davon, dass ich meinen Weg hier in England so gut mache. Es ist irre – wenn wir zusammen sind ist es unendlich schöner geworden. Er schaut nicht mehr auf mich herab, sondern behandelt mich mit Respekt und – ja – auch mit Bewunderung. So stelle ich mir unsere Beziehung vor. Partnerschaftlich.“
„Genauso wie bei Ethan und mir“, sage ich zufrieden.
„So?“, sagt Catherine.
„Aber sicher.“
Catherine senkt die Augen und sagt: „Entschuldigung, aber ich beobachte das anders.“
Ich denke, ich höre nicht recht. Was soll das denn bedeuten?
Ich mag Catherine, wirklich, aber im Moment merke ich, wie ich ein klitzekleines bisschen ärgerlich werde.
„Das musst du mir jetzt aber erklären“, sage ich.
„Lea, ich sehe doch wie er
mit dir umgeht, wenn wir gemeinsam im Pub sind, oder wenn ich euch sonst mal zusammen sehe.“
„Ja, und er trägt mich auf Händen. Ethan ist ein vollendeter Gentleman.“
Catherine bleibt dabei. „Wenn mein Christian mich so behandeln würde, wie dein Ethan es mit dir tut, dann würde ich ihn auf der Stelle in den Tabak jagen.“
Ich verstehe die Welt nicht mehr. Was ist nur in meine Freundin gefahren? Ich habe da so eine Idee.
„Catherine“, sage ich jetzt, „könnte es sein, dass du eifersüchtig bist? Ich bilde mir doch nicht ein, dass du auch für ihn mal geschwärmt hast.“
„WAS soll ich...? Das ist ja die Höhe! Also, ja, ich gebe zu, dass Ethan fantastisch aussieht. Jede Frau würde sich im ersten Augenblick zu ihm hingezogen fühlen, aber...“
„Aber was?“
„Aber ich habe Christian. Den, und nur den, liebe ich. Und“, sie zögert, als würde sie sich nicht trauen weiter zu sprechen, sagt aber doch: „Ethans Benehmen dir gegenüber ist so herablassend und respektlos, dass ich mich wundere, wie du es mit ihm aushältst.“
Ich zucke zusammen, als hätte sie mich geohrfeigt.
„Sag mal, spinnst du? Wie kommst du dazu, so etwas zu behaupten?“
Catherine lehnt sich vor und sagt: „Ich habe doch Augen im Kopf, Lea. Immer, wenn ich euch zusammen sehe, fällst du in dich zusammen und starrst ihn an, wie das Kaninchen die Schlange. Du traust dich doch nicht einmal mehr den Mund auf zu machen, denn er putzt dich bei jeder Bemerkung herunter und tut so, als wärst du zu blöd, um zu gucken.“
Ich spüre, wie der Zorn in mir hochsteigt. Ich will gerade etwas sehr Böses und Bitteres erwidern, da legt Inez eine Hand auf meinen Arm und sagt: „Das würde natürlich so manches erklären.“
Ich drehe mich zu ihr hin und fauche: „Ach, musst DU jetzt auch noch deinen Senf dazu geben? Habt ihr euch etwa gegen mich verschworen?“
„Nein“, sagt Inez, „natürlich nicht. So beruhige dich doch Lea und höre einfach zu. Du bist doch unsere Freundin. Wir würden dir nie wehtun wollen, genauso wenig, wie du uns.“
Ich kreuze meine Arme vor der Brust, lehne mich zurück und sage heftig: „Also dann schieß' los, Inez. Was willst du mit 'das würde Manches erklären' andeuten?“
Inez stellt ihr Glas ab und fixiert mich streng.
„Ethans Art, dich zu behandeln ist dann der Grund, warum du dich so wahnsinnig verändert hast.“
„ICH soll mich verändert haben?“, pruste ich ungläubig.
„Ja“, sagt Catherine bestimmt, „ich sehe das auch so.“
„Inwiefern, bitteschön?“
Inez sagt: „Noch vor einem halben Jahr warst du die personifizierte Lebensfreude. Es sprudelte nur so aus dir heraus. Du hast alle Menschen um dich herum damit angesteckt.“
„Ja“, nickt Catherine, „und du warst so selbstbewusst und stark. Ich habe dich regelrecht darum beneidet. Ich habe mir heimlich gewünscht, so wie du zu sein.
„Und das bin ich immer noch“, sage ich rebellisch.
Catherine hebt ihre Augenbrauen und sieht mich schweigend an.
Inez räuspert sich und sagt: „Nö, bist du nicht, Lea. Du bist zu einer stillen, in sich gekehrten grauen Maus geworden. Du machst keine Witze mehr, und man hat das Gefühl, dass du zum Lachen in den Keller gehst. Auf mich wirkst du, ehrlich gesagt, nicht besonders glücklich.“
„Ich kann euch das genau erklären“, sage ich, „aber wahrscheinlich interessiert euch das nicht wirklich. Ihr habt eure eigene Meinung ja schon parat.“
Catherine wirkt jetzt verletzt. „Lea, sei doch nicht so mit uns. Wir meinen es doch
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