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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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geht Alice an das Fenster und schaut sich die Bescherung genauer an.
    „Ich werde verrückt“, sagt sie jetzt, „du hast die Ranke ganz und gar von der Wurzel ab gekappt.“
    Ich folge ihrem Blick. Jetzt, wo sie es sagt, sehe ich es auch. Es gibt überhaupt keine Verbindung mehr zwischen Erdreich und der Pflanze. So ein Mist. Ich habe es mit meinem Sauberkeitswahn übertrieben.
    Ich bin am Boden zerstört.
    „Alice, das tut mir so schrecklich leid, wie kann ich das wieder gutmachen? Soll ich dir eine neue Pflanze besorgen?“
    Aber Alice ist stumm und zittert am ganzen Körper.
    Da sehe ich, dass sie einen Lachanfall hat.
    „Das nenne ich gute und gründliche Arbeit“, sagt sie, als sie endlich wieder sprechen kann und wischt sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln.
    Ich atme auf.
    Wie schön, denke ich, wenn jemand über meine Missgeschicke einfach lachen kann, so wie Alice. Ich gestehe, ich lache eine ordentliche Runde mit ihr mit.
    „Mach dir nichts daraus“, sagt Alice großmütig. „So eine Clematis ist ein robustes Gewächs. Sie wird sich schon wieder erholen und wird noch schöner und dichter wachsen, als vorher. Es sei denn, du hättest die Wurzeln auch noch ausgejätet.“ Schon muss sie wieder lachen.
    „Ich schwöre, das habe ich nicht“, sage ich schmunzelnd.
    Und doch nagt etwas in mir. Wie hätte Ethan auf das Ereignis reagiert? Er wäre nicht so heiter gewesen. Vermutlich hätte ich eine kleine Strafpredigt verpasst gekriegt.
     
    Die Osterferien kommen. Catherine fragt nach, ob ich mich entschieden habe – ob ich mit nach Cornwall kommen möchte.
    Ich würde Cornwall wahnsinnig gerne sehen, aber ich bin mir auch ziemlich sicher, dass Ethan etwas mit mir unternehmen will. Ich sehe den Ferien mit gemischten Gefühlen entgegen, denn ich weiß, dass ich längst nicht mehr mit dem alten „Hurra!“-Gefühl mit ihm verreisen werde. Ich weiß, dass ich innerlich verkrampft und angespannt sein werde, weil ich so viel über unsere Beziehung nachdenke.
    Manchmal habe ich den Eindruck, dass er auf meine neuen Signale positiv reagiert. Sooo toll ist es sicher auch nicht für ihn, neben so etwas wie einer grauen Maus zu sein. Aber immer wieder stellt sich das Gefühl ein, dass es zwischen uns nur gut klappt, wenn ich wieder meine Tarnkappe aufsetze und die echte Lea zum Schweigen bringe. Es fühlt sich an, als würde ich eine lange Strecke wandern und dabei nach zwei Schritten vorwärts immer auch einen zurückgehen.
     
    Da kommt es eines Abends bei uns zu einem echten Streit, einen, wie wir ihn noch nie erlebt haben.
    Ethan holt mich bei Alice ab und sagt, dass er mit mir essen gehen will. Ich freue mich und ziehe mir etwas besonders Nettes an, ein bisschen sexy, nicht zu sehr, gepflegtes Makeup, das totale Programm. So wie Ethan es mag.
    Wir fahren hinaus auf das Land und kehren in einem der hübschen, altertümlichen Gasthöfe ein, die es allerorten gibt.
    Als wir am Tisch sitzen und die Speisekarte studieren, fragt Ethan mich auf einmal: „Hast du schon deinen Koffer gepackt?“
    Ich sehe von der Speisekarte verwirrt auf. Gerade waren meine Gedanken noch damit befasst, ob ich lieber das Lamm mit Frühlingsgemüse und Minzsoße, oder doch lieber nur ein Omelett mit Krabben nehmen sollte.
    „Welchen Koffer?“, frage ich.
    „Na, für Wales.“
    „Wales?“, frage ich. Ich verstehe nur Bahnhof.
    „Wir fahren in den Osterferien nach Wales. Ich habe ein Hotelzimmer gebucht.“
    Ich lege die Speisekarte nieder und betrachte ihn schweigend. Wales. Ich könnte schwören, dass ich davon nichts weiß. Vor einigen Monaten wäre ich aufgesprungen und Ethan um den Hals gefallen, aber:
    A: Mittlerweile weiß ich, dass er sich solche „Überfälle“ verbittet, und:
    B: Ich fühle mich übergangen. Ich hätte gerne ein Wörtchen mitgeredet, wenn es um die Frage geht, ob wir überhaupt verreisen, und wenn ja, wohin.
    Vorsichtig sage ich: „Das ist das erste Mal, dass du etwas von gemeinsamen Ferienplänen sagst.“
    Ethan sieht mich nachsichtig an. „Kann sein, dass ich vergessen habe, es dir gegenüber zu erwähnen. Aber ich kann mir genauso gut denken, dass ich es DOCH erwähnt habe, und du wieder einmal nicht zugehört hast.“
    Da spüre ich, wie der Widerwillen in mir aufsteigt.
    „Ethan“, sage ich – meine Stimme bebt, obwohl ich versuche, mich zu beherrschen – „du kannst das nicht einfach mit mir machen. Du kannst nicht einfach über mich bestimmen und verfügen. Du kannst nicht jegliche

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