Verliebt in einen Gentleman
gerade den schlimmsten Fehler meines Lebens gemacht. Ich habe genau das getan, was ich seit Monaten krampfhaft vermeiden wollte; Ich habe Ethan verärgert und gegen mich aufgebracht.
Sind wir etwa in der „Game Over“ Phase angelangt? Hoffentlich nicht. Ich liebe, liebe, liebe ihn. Nein, ich bin total süchtig nach ihm.
Cornwall wird mit Sicherheit furchtbar werden. Ich werde umher schleichen, wie ein Junkie, der auf Cold Turkey Entzug ist.
Entsprechend grimmig packe ich meinen Ferienkoffer. Ab und zu habe ich Lust, zu heulen, aber ich muss mir nur unseren Streit wieder vor Augen führen, dann reiße ich mich zusammen und sage mir, dass diese Entscheidung genau richtig war.
Das Paradoxe an Ethan ist, dass er systematisch alles an mir ausgemerzt hat, was lustig, flippig, kindlich war. Ich sollte möglichst schnell erwachsen und ernst werden. Aber jetzt, da er mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden sein könnte, behandelt er mich wie ein kleines Kind – herablassend und respektlos.
Netter wäre es anders herum gewesen: wenn Ethan mich von Anfang an gemocht hätte, wie ich war, (fröhlich und manchmal etwas übermütig), und mich nichtsdestoweniger mit Respekt und Bewunderung behandelt hätte.
Diese Auszeit ist goldrichtig. Während ich mir eine Woche lang Cornwall ansehe, will ich mir überlegen und zurechtlegen, wie ich unsere Beziehung bessern und positiv beeinflussen kann.
Wenn die Ferien vorbei sind, gehe ich mit neuem Elan in diese Aufgabe hinein. Alles wird gut.
Drei Tage später hält ein roter Citroen vor Alices Haus. Ich werfe meine Tasche in den Kofferraum und setze mich auf die Rückbank. Drinnen sitzen Catherine und ein Mädchen, das die gleiche helle Haut hat, wie sie, aber ganz rote Haare. Sie dreht sich vom Lenker um und sagt: „Hi, Lea, ich bin Denise. Schön, dass du mitkommst.“
„Danke, dass ihr mich mitnehmt. Wo ist Inez?“
„Die holen wir eben noch in Brantwood ab. Dann geht es direkt nach Westen, durch London hindurch und immer weiter ans Meer.“
Trotz aller Trübsal, freue ich mich jetzt tatsächlich auf diese gemeinsame Ferienwoche. Schon das Wort „Meer“ hebt meine Stimmung. Ich liebe das Meer! Heute Abend werde ich vielleicht schon an einem Strand in Cornwall mit nackten Füßen darin waten.
„Wo werden wir denn wohnen?“, frage ich jetzt.
Catherine sagt: „Ich habe eine Adresse aus dem Internet. Wir haben ein Ferienhaus in Polperro gemietet. Das ist ein alter Fischerort an einer Bucht.“
Es klingt himmlisch.
Okay, Wales wäre auch toll gewesen, mit Sicherheit. Aber ich habe jetzt einfach riesig Lust auf Entspannung, nicht auf Beziehungsstress.
Die Fahrt ist lang und zieht sich hin. Zum Glück ist es Sonntag. Da brauchen wir London nicht weitläufig zu umfahren, sondern können direkt hindurch, sonst wäre die Fahrt noch länger. Die City liegt fast verlassen da. Wo sonst der dichte Verkehr tobt, fahren wir mit Denises kleinem Citroen ohne Probleme entlang. Wir staunen, als wir die große weiße Kuppel der St. Paul's Cathedral sehen, in der Prince Charles seine Lady Di geehelicht hatte und die vielen hohen Bankgebäude, die sich darum scharen. Kaum sind wir in London drin, da sind wir auch schon wieder heraus, dann geht es noch vier lange Stunden über den Motorway.
Nach einer Weile gibt Denise an, müde zu sein. Wir machen einen Fahrerwechsel und nun sitze ich hinter dem Lenker, denn ich fahre gerne und, in aller Bescheidenheit, auch ganz gut. Es dauert nicht lange, da habe ich mich daran gewöhnt, auf der linken Seite zu fahren. Ich setze mich aufrecht hin und bin auch ein wenig stolz. Von manchen meiner Stärken weiß Ethan überhaupt nichts, muss ich denken. Immer fährt er, nie ich, wenn wir zusammen sind. Am Ende weiß er noch nicht einmal, dass ich den Führerschein habe. Ob ich ihn als seine Frau auch jemals chauffieren dürfte?
Ich habe so eine Ahnung, dass er das nicht mögen würde.
Nach einer angemessenen Zeit übernimmt Denise wieder das Ruder. Ich setzte mich auf meinen alten Platz und greife nach meinem Handy, um mich mit meinem Computerspiel zu amüsieren.
„Was machst du denn immerfort mit deinem Handy?“, fragt nun Inez.
Catherine sagt Augen-zwinkernd: „Ich habe eine Ahnung. Sie muss den Kontakt mit ihrem Lover aufrecht halten.“
„Wie geht es dem unwiderstehlichen Ethan denn?“, fragt Inez. „Was macht er in den Ferien?“
„Ich weiß es nicht“, murmele ich und konzentriere mich auf mein Spiel.
Catherine und Inez
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