Verliebt in einen Gentleman
bleiben wir warm.“
Hilfe! Warum hat mir keiner das vorher gesagt? Jetzt sind die Kissen weg. Ich kann schlecht bei Abby angekrochen kommen und ihr sagen, dass ich die vielen Kissen wieder haben will.
Stattdessen kaufe ich mir eine Wärmflasche. Jeden Abend fülle ich sie mir in Abbys Küche mit kochendem Wasser und nehme sie mit in mein eisiges Schlafzimmer. Dann kringle ich mich unter der kalten Decke um die Wärmflasche und hoffe, dass es mir gelingt einzuschlafen, bevor sie schon wieder kalt ist.
Abby bereitet dieses deutliche Signal: „mir ist kalt“ Pein. Sehr bald liege ich unter nicht einer, sondern drei schweren Wolldecken. Darunter liege ich platt-gedrückt wie eine Fliege zwischen den Seiten eines zugeklappten Buches. Nicht gut.
Besonders das Bettmachen am Morgen ist eine mühsame Angelegenheit, denn ich muss ein Laken und drei Decken auseinander sortieren, aufeinander schichten und unter die Matratze stopfen. Darüber kommt
dann die pinke Tagesdecke. Es ist zum Verrücktwerden.
Doch ich habe wieder einmal nicht mit der überschäumenden Güte der beiden Alten gerechnet.
Eines Tages zwinkern sie sich schon beim Mittagessen so bedeutungsvoll gegenseitig zu. Den ganzen Nachmittag und Abend knistert die Luft förmlich vor Spannung, aber ich weiß nicht warum.
Als dann der Fernsehabend beginnt, verschwindet Len kurz und kehrt wieder zurück. Was führen die beiden nur im Schilde?
Als ich mich später ins Bett legen will, fällt mir der Groschen: das Bett ist angenehm vorgewärmt. Unter dem Laken ragt ein Kabel hervor, das zur Steckdose führt. Ich bin doch tatsächlich mit einer elektrischen Heizdecke ausgestattet worden! Welche Wunder warten wohl noch auf mich in diesem erstaunlichen Haus?
Doch als ich mich gerade kuschelig in meine Decke einmuckle, klopft es diskret an der Tür. Abby schaut herein.
„Na, ist das eine Verbesserung?“, fragt sie, wobei sie mich beglückt anstrahlt.
„Absolut“, sage ich wahrheitsgemäß. „Vielen, vielen Dank!“
„Es ist nur so“, sagt sie jetzt, „der Verkäufer hat uns gesagt, dass man auf der eingeschalteten Decke nicht schlafen darf. Jetzt müsstest du sie eben aus dem Stecker ziehen.“
Artig hopse ich aus dem Bett und erledige das, dann hechte ich schnell wieder hinein.
Abby wünscht mir eine Gute Nacht und verschwindet.
Nach etwa zehn Minuten ist die Wunderdecke und das ganze Bett wieder ausgekühlt.
Vor Frust könnte ich in mein (eines) Kissen beißen.
Ein paar Nächte versuche ich es mit der Heizdecke. Drei Stunden vor dem Schlafengehen muss ich sie einstecken. Jedes Mal ist sie nach zehn Minuten wieder kalt.
Ich greife wieder zur Wärmflasche.
Glen und Abby machen ein bedenkliches Gesicht.
„Schatz“, sagt Glen, „wenn die Wärmflasche auslaufen sollte, dann geht die Heizdecke kaputt.“
Argh!
Und was jetzt?
Ich entferne schweren Herzens die Heizdecke, falte sie akkurat aufeinander und überbringe sie meinen Gastgebern.
Abby macht noch nicht einmal so ein enttäuschtes Gesicht.
Zwei Tage später steht die Zimmertür der beiden zufälligerweise einen Spalt auf. Ich erkenne, dass ein verräterisches Kabel unter dem Bettzeug hervorschaut. Die Heizdecke hat ein neues Zuhause gefunden.
Mr. Henley fragt mich am nächsten Morgen, wie mir mein Quartier gefällt.
Ich gestehe, dass ich nicht richtig weiß, wo ich in dem kleinen Haus lernen soll.
„Das habe ich alles mit den Vermietern geregelt“, antwortet er, „Sie können sich in das Esszimmer zurückziehen. Da haben Sie den Esstisch als Schreibtisch und es gibt auch eine Heizmöglichkeit.“
Ach SO war das geplant.
Ich sage ihm natürlich nicht, dass die Lanes, so heißen Abby und Glen, ihre Mahlzeiten am Campingtisch einnehmen, um Heizkosten zu sparen. Ich glaube, das wäre den beiden sehr peinlich.
Und so sitze ich Abends in einen Sessel gekringelt, umwabert von dichten Tabaksqualm-Schwaden und versuche beim betäubenden Lärm des Fernsehers die Romane von beispielsweise D.H. Lawrence zu verstehen.
Allmählich werde ich ganz gut darin, alles um mich herum auszublenden.
Manchmal schläft Abby beim Fernsehen ein. Wenn sie erwacht, wird sie von einem schrecklichen Husten durchgeschüttelt.
„Abby“, sage ich dann, „du rauchst zu viel. Du solltest damit aufhören.“
„Oh nein“, erwidert sie, „da kann ich nichts dafür. Meine Mutter hatte auch eine empfindliche Lunge. Das habe ich von ihr geerbt.“
Warum suche ich mir kein neues Quartier?
Es liegt
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