Verliebt in einen Gentleman
mein Herz schneller.
Ethan.
Ich habe mir in der letzten Zeit viel Mühe gegeben, ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Seit dem Pub-Besuch habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ich habe mir gesagt, dass er mich bestimmt schon aufgesucht hätte, wenn er mich wirklich so nett fände, wie ich es mir eigentlich erhofft hatte.
Zwar habe ich den Abend im Pub viele Male im Geiste durchlebt, aber unter dem Strich sieht es mir danach aus, als habe er nur ein wenig mit mir geflirtet, mehr nicht.
Als Anne mir kurz darauf mitteilt, dass Ethan bereit wäre, mich
in
seinem Auto mitzunehmen, beschließe ich, kein Ding daraus zu machen, sondern es einfach als vernünftiges und praktisches Arrangement zu betrachten.
Sage ich mir.
Ich bin aber nicht wirklich ehrlich.
Bis zu dem Ferienbeginn, ertappe ich mich dabei, wie ich mehr über die Autofahrt nachdenke, als über meinen eigentlichen Aufenthalt in Cambridge.
Abby und Glen sind besorgt, wie ich es in Cambridge antreffen werde.
„Ich mache mir Sorgen, Schatz“, sagt Abby. „Es wird sicher furchtbar kalt sein. Bestimmt ist die Abstellkammer nicht beheizt.“ (Als ob es bei ihnen wärmer wäre!) Sie sucht mir Bettwäsche heraus und bringt sie mir ins Zimmer. „Du solltest mindestens eine von den Wolldecken von deinem Bett auch mitnehmen.“
Glen sieht auch ins Zimmer herein. „Besonders, da du immer so leicht frierst, du Frostköttel“, sagt er und zwinkert mir zu.
Ich grinse. „Macht euch nur lustig. Ich weiß schon, wo die Heizdecke hin gewandert ist. Nein, macht euch keine Sorgen. Ich kann ja meine Wärmflasche mit einpacken.“
Jetzt fragt Abby: „Und was wirst du dort essen, du armes Kind? Sicher wirst du ganz abgemagert sein, wenn du wieder zurückkommst.“
Meine eigenen Eltern könnten nicht schlimmer sein, denke ich.
Insgeheim hoffe ich, dass es mir tatsächlich gelingt, etwas „abzumagern“.
Abbys gute Küche lässt mich bedrohlich in die Breite gehen. Ich habe vor, in Cambridge nur von Joghurt und trockenem Brot zu leben, aber das sage ich ihr natürlich nicht.
Abby hat ganz tiefe Sorgenfalten. „Du wirst dir eine dicke Erkältung holen, vielleicht sogar eine Lungenentzündung. Weil du zu wenig isst, hast du keine Kraft, der Krankheit die Stirn zu bieten. Was werden deine armen Eltern dazu sagen, wenn du stirbst?“
Jetzt lache ich und werfe meine Arme um Abbys rundliche Schultern.
„Quatsch, Abby“, sage ich. „Es wird mir gut gehen und ich freue mich auf die Reise. Du wirst sehen, ich werde ganz die Alte sein, wenn ich in einer Woche wieder da bin.“
Insgeheim denke ich jedoch: „Stimmt das wirklich? Was passiert, wenn Ethan und ich uns näher kommen sollten? Immerhin ist er auch eine ganze Woche in Cambridge. Wird er mir bewusst aus dem Weg gehen, oder werden wir uns gelegentlich begegnen?“
Schon wieder bin ich in meine unsinnige Gewohnheit verfallen, ständig an ihn zu denken.
Am Samstagmorgen hält Ethans MG vorm Walnut Cottage. Abby schielt durch die Stores hinaus.
„Du hast uns nicht erzählt, dass du mit einem jungen Mann nach Cambridge fährst“, sagt sie anklagend. „Ich weiß nicht, ob mir das recht ist. Dann hat er auch noch so ein flottes Auto. Bestimmt fährt er zu schnell damit. Was würden deine Eltern dazu sagen?“
Ich verdrehe meine Augen. Glen erwischt mich dabei und er grinst mich an. Anders als Abby, findet er das mit dem jungen Mann wohl ganz okay.
„Nun lass Lea in Ruhe“, sagt er zu ihr. „Ich gehe mal davon aus, dass sie ganz gut auf sich aufpassen kann.“ Er greift nach meiner Reisetasche. „Komm, Schatz, ich bring dich zum Auto.“
Ein wenig peinlich ist mir das jetzt schon. Eigentlich wollte ich kühl und elegant zum Auto heraus schreiten. Stattdessen werde ich von Abby (in ihren fussligen Fellpuschen) und von Glen (wieder mal ohne Gebiss) bis auf die Straße begleitet. Ethan wartet geduldig hinter dem Lenker. Glen setzt meine Tasche in den Kofferraum. Drinnen befindet sich ein Koffer. Ethans Koffer. Daneben liegt eine längere Tasche, vielleicht Golfschläger. Ein paar Gummistiefel kann ich auch erkennen. Sein Gepäck sieht recht unternehmungslustig aus.
Abby taxiert Ethan sehr eindringlich. Als sie sieht, wie attraktiv er ist, ringt sie ihre Hände.
„Oh, oh, ich habe bei der ganzen Aktion gar kein gutes Gefühl, Glen“, sagt sie so laut und deutlich, dass Ethan es einfach hören muss. „Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, Schatz?“, fleht sie mich an.
„Nein, Abby, will
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