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Verliebt in einen Gentleman

Verliebt in einen Gentleman

Titel: Verliebt in einen Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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quälendes Ding daraus zu machen.
    Ich warte, bis wir zum Mittagessen bei kaltem Hühnchen und Salat am Campingtisch sitzen.
    Glen hat zu dieser Mahlzeit sein falsches Gebiss eingesetzt. So sieht er würdiger aus, nicht so eingefallen und wehrlos. Das passt zum Ernst des Augenblicks.
    Ich tupfe mir nach dem Essen den Mund mit der Serviette, trinke einen Schluck aus dem Wasserglas und räuspere mich, bevor ich sage: „Das war wieder mal ein super-leckeres Essen, Abby, danke!“
    „Freut mich, Schatz“, sagt sie.
    „Nur schade, dass ich bald nicht mehr mit deiner guten Küche verwöhnt werde“, sage ich.
    „Ach wo, ein Weilchen doch noch“, sagt sie, „ich werde noch so manch ein gutes Essen für dich zaubern, bevor du im Sommer wohlbehalten zu deinen Eltern zurückkehrst.“
    „Ich fürchte nicht“, sage ich jetzt mit bebendem Herzen. Es tut mir schon leid, ihnen von meinem Entschluss erzählen zu müssen, „denn in zwei Wochen ziehe ich in ein anderes Quartier um.“
    Abby erstarrt auf der Stelle. Sie lässt ihr Besteck mit lautem Klappern auf den Teller fallen und sieht mich fassungslos an.
    „Hast du gehört, was sie gesagt hat, Glen?“, stößt sie endlich hervor.
    Glen lehnt sich vor, hält eine Hand hinter seine rechte Ohrmuschel und sagt: „He?“
    „Sie zieht aus“, sagt Abby.
    Wieder: „He?“
    „SIE ZIEHT AUS!“
    Glen sieht mich verwirrt an. „Warum willst du dich denn ausziehen, Schatz?“
    Ich sage: „Ich habe ein neues Quartier gefunden, hier im Dorf. Es kostet auch deutlich weniger, als dieses.“
    Abby sieht mich verzweifelt an. „Aber, aber...du KANNST nicht einfach ausziehen. Was sollen wir dann machen?“
    „Euch einen neuen Mieter suchen?“, sage ich.
    Aber jetzt passiert etwas Unerwartetes. Abby verwandelt sich zur Furie.
    „Einen neuen Mieter suchen? Wie stellst du dir das vor? Das geht hier nicht so leicht! Wir finden mit Sicherheit nicht so schnell einen. Das kann Monate und Monate dauern! Und wovon sollen wir dann leben?“
    Glen fasst ihr an den Arm und versucht, sie zu beschwichtigen, aber sie schüttelt seine Hand genervt ab.
    „Ist das der Dank für all die Arbeit und Mühe, die du uns gemacht hast? Haben wir das wirklich verdient, dass du so mit uns umspringst?“
    Allmählich wird mir das hier zu viel. Mir dämmert, dass Ethan absolut recht hatte, als er meinte, dass die beiden Alten sich zu sehr in mein Leben einmischen würden. Offensichtlich haben sie mich tatsächlich als so eine Art Tochterersatz betrachtet, obwohl wir in der Ausgangsphase doch nur Mieter und Vermieter waren. Ursprünglich ging es um ein nüchternes Mietarrangement, nicht mehr und nicht weniger.
    Abby faucht: „Du hast uns ausgenutzt, ja wohl! Du hast uns die Haare vom Kopf gefressen. Im Mietvertrag stand nichts davon drin, dass wir dich zu Mittag auch durchfüttern müssen. Dein Benehmen ist wohl typisch Deutsch. Ein nettes englisches Mädchen wäre nie auf so eine Idee gekommen.“
    Abbys unerwartete Aggression erschreckt mich und stößt mich ab. Ich stehe auf, sehe auf sie herab und sage kühl: „Ich habe meine Miete immer pünktlich und vollständig bezahlt. Dafür durfte ich auch eine respektvolle Behandlung erwarten. Auch jetzt sehe ich nicht ein, warum das anders sein sollte. Aber ich sehe, dass ich hier nicht mehr erwünscht bin, also werde ich heute noch ausziehen und euch von meiner Gegenwart befreien.“
    Ich gehe die Treppe hinauf, zerre meinen Koffer aus dem Schrank und beginne, meine Sachen wahllos in den Koffer zu werfen. Einmal werde ich unterbrochen. Glen klopft sanft an die Tür. Ich öffne sie einen Spalt und frage: „Ja?“
    „Du musst ihr ihre Wut nicht übel nehmen, Schatz. Sie hat dich halt so lieb gewonnen, wie eine Tochter.“
    „Mag sein, aber genug ist genug“, entgegne ich ihm.
    „Warum hast du uns nicht gesagt, dass du knapp bei Kasse bist?“, fragt er jetzt. „Wir hätten doch über den Mietpreis verhandeln können.“
    Ich stemme die Hände in die Hüften und sehe Glen traurig an. Ich kann ihm doch nicht ins Gesicht sagen, dass sein Haus klein, ungemütlich und zugig ist. Dass ich jede Nacht wie ein Schneider friere, bis ich endlich einschlafe. Dass mich sein lautes Fernsehen zur Verzweiflung bringt. Dass es mich fertig macht, jeden Tag an einem kleinen wackligen Campingtisch essen zu müssen.
    Doch eines kann ich ihm schon sagen. Ich sage: „Abbys fürsorgliche Ader treibt mich zum Wahnsinn. Ich bin es nicht mehr gewohnt, wie ein kleines Mädchen

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