Verliebt in einen Unbekannten
am Freitag. Das war alles.
Mein Kopf fuhr herum zur Tür, wo urplötzlich Margot erschienen war, ein saccharinsüÃes Lächeln auf dem Gesicht. »Zeit für ein kleines Gespräch?«, fragte sie affektiert.
Margot war erstaunlich handzahm, seit ich ihr letzten Donnerstag mit einer Abmahnung gedroht hatte. Ich wusste, dass sie etwas vorhatte â was mir ziemliche Sorgen bereitete â, doch je mehr ich mich in die Arbeit stürzte, desto weniger kümmerte mich das. Ich hielt das Heft wieder in der Hand, und das wussten wir beide.
»Ich habe zehn Minuten«, sagte ich vorsichtig und warf einen Blick auf die Uhr.
»Wunderbar«, erwiderte Margot. »Ich wollte dich lediglich auf den neuesten Stand bringen, was Freitag anbelangt.«
Margot, das musste ich zugeben, als ich ihre Unterlagen durchblätterte, hatte hervorragende Arbeit geleistet, was das Programm anbetraf. Genau das teilte ich ihr mit und wurde dafür mit einem machtgeilen Arschkriecher-Lächeln belohnt.
»Danke für deine Zeit«, sagte sie zehn Minuten später. »Ist das nicht toll, dass wir wieder zusammenarbeiten?«
Ich sah ihr nach, als sie und ihr scheuÃlicher Minirock aus meinem Büro verschwanden. Und spürte ein leichtes Frösteln.
Der Mittwoch kam, der Tag meines Abendessens mit John. Um neunzehn Uhr stand ich einfach auf und verlieà mein Büro. Cassie erklärte ich, dass John und ich in letzter Minute ein Meeting im Stadtzentrum hätten. »Ich rufe dir einen Wagen«, sagte sie. Margot, die übertrieben langsam an uns vorbeistöckelte, blieb abrupt stehen. »Ein Meeting? Mit wem?«, fragte sie freundlich. Ich hatte mein Büro die ganze Woche über nicht vor zweiundzwanzig Uhr verlassen.
Ich ignorierte ihre Frage. »Ich brauche keinen Wagen«, sagte ich zu Cassie. »Johns Assistentin hat bereits einen für ihn bestellt, und ich fahre selbst. Bis morgen, Mädels!« Und in olympiaverdächtigem Tempo sprintete ich zur Tür hinaus.
Als ich auf die A1 Richtung Stadtmitte auffuhr, stellte ich fest, dass ich tatsächlich mit feuchtklammen Händen das Lederlenkrad meines Wagens umklammert hielt. »Immer langsam, Lambert!«, wies ich mich selbst zurecht. Ich traf mich schlieÃlich nur mit John, den ich seit mittlerweile sieben Jahren kannte! Mit dem du seit sieben Jahren ins Bett gehen willst! , fügte meine innere Stimme hinzu. Ich schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu verbannen. Es handelte sich hierbei um eine Einladung zum Abendessen. Mehr nicht. Ich hatte mir versprochen, nicht mehr von Männern zu träumen, die sich nicht wirklich für mich interessierten, und dieses Versprechen wollte ich halten. Vor allem, wenn es um Männer ging, die nicht nur nicht an mir interessiert waren, sondern die noch dazu seit Ewigkeiten ihre Spielchen mit mir trieben und mittlerweile geheiratet hatten.
Ich zwang mich, nicht länger über John nachzudenken, sondern mich vielmehr mit First Date Aid zu beschäftigen. Shelley hatte auf Williams Einladung in die Oper mit einer nonchalanten E-Mail reagiert (»Wag es ja nicht, ihm zu verraten, wie aufgeregt ich bin«, hatte sie gedroht), und jetzt, da Date Nummer zwei feststand, hatten Sam und ich beschlossen, uns auf oberflächliches Geplänkel zu beschränken, bis Shelley aus New York zurückkehrte. Auf meine Empfehlung hin hatte »William« ihr gemailt und sich nach ihrer Familie erkundigt. »Männer reden viel zu viel von sich«, hatte ich zu ihm gesagt, während ich Weetabix in mich reinschaufelnd durch die Küche gerannt war und gleichzeitig E-Mails verschickt, meine Notizen für die bevorstehende Konferenz gesucht und eine Strickjacke gebügelt hatte. »Frauen bemerken immer, wenn ein Mann keine Fragen stellt.«
In der New Town stieg ich aus dem Wagen und strich mein neues Stella-McCartney-Kleid glatt. Ich hatte lange gebraucht, um mich zu entscheiden: Ich brauchte etwas, das elegant genug war für die Arbeit, wenn ich meine Strickjacke darüber trug, doch gleichzeitig sollte es eng und, nun ja, aufreizend genug für ein späteres Date sein. Und es sollte auf keinen Fall so aussehen, als hätte ich mir extra ein neues sexy Kleid gekauft, um John heiÃzumachen.
»Lambert! Du hast dir extra ein neues sexy Kleid gekauft, um mich heiÃzumachen!«, sagte John erfreut, als der Kellner mich zu meinem Platz ihm gegenüber
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