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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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führte. Wir saßen vor dem vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster im Oloroso, zwischen uns flackerte verführerisch eine Kerze in einer orangefarbenen Glasröhre, ein Meer aus rotem Leder erstreckte sich vor dem Fenster, das einen wunderbaren Ausblick aufs Schloss bot. Man konnte fast meinen, draußen sei es schon dunkel, doch ganz im Norden hing noch eine leichte Röte über dem River Forth. Ich ließ ein paar Sekunden lang den Blick über den Fluss schweifen und versuchte, ein bisschen von der entspannten Abendstimmung auf mein rasendes Gehirn zu übertragen.
    Â»Es ist nicht sexy, und es soll dich auch nicht heißmachen«, sagte ich so ruhig, wie es mir möglich war. »Ich habe es schon eine ganze Weile.«
    Â»Unsinn, Lambert. Es ist neu. Und du siehst hinreißend darin aus, meine Liebe.«
    Ich sah ihm direkt in die Augen. »Hör auf damit, John. Ich bin deine Pressesprecherin.«
    Belastendes Schweigen hing zwischen uns in der Luft, während wir beide versuchten, diese Aussage zu verdauen. Sah ich mich tatsächlich ausschließlich als die Leiterin seiner Kommunikationsabteilung? Eher nicht, wenn ich ehrlich war. John lächelte. Und für mein recht geschultes Auge steckte hinter diesem Lächeln mehr als nur Höflichkeit. Ich hatte den deutlichen Eindruck, dass er den heutigen Abend absolut nicht als formelles Essen mit der Firmensprecherin von Salutech verstand. Ich atmete langsam und tief durch, bemüht, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Er ist verheiratet, er ist verheiratet, er ist verheiratet.
    Â»Tut mir leid, Lambert«, sagte er. »Das Problem ist, dass ich eine fatale Schwäche für Powerfrauen habe.«
    Ein Kellner trat an unseren Tisch und schenkte Bollinger in mein Glas.
    Ich lächelte leicht. »Nun, wie schön, dass du gerade eine geheiratet hast«, bemerkte ich.
    Â»Autsch«, murmelte John. Seine Augen bohrten sich in meine, und er bedachte mich mit dem unglaublich attraktiven, wissenden Lächeln, das mich bei unserer ersten Begegnung dazu gebracht hatte, mich schlagartig in ihn zu verlieben.
    Â»So«, sagte ich munter und öffnete meine Speisekarte. »Wie komme ich zu diesem unerwarteten Vergnügen? Du hast doch nicht vor zurückzutreten, oder?«
    John blickte mich überrascht an. »Natürlich nicht! Ich habe vor, ein ganz großes Tier zu werden, Lambert. Ein riesiger, fetter Tigerkater mit einem Bentley und Zigarre. Im Augenblick bin ich allerdings nur ein leicht übergewichtiger Bauernhofkater. Alles andere liegt noch in weiter Ferne.«
    Ich versuchte, keine Miene zu verziehen, aber das war unmöglich. »John, der dicke Bauernhofkater«, prustete ich. »Du Armer.«
    Auch John gelang es nicht, ernst zu bleiben. Ich mochte ihn am liebsten, wenn ihn der Übermut packte. »Ja, nur ein verwilderter Bauernhofkater«, bestätigte er und stieß mit mir an. Er griff an seinen Kragen und lockerte seine Krawatte, und ich, sosehr ich mich auch bemühte, konnte meinen Blick nicht von seinem Hals losreißen. Verdammt sollte er sein!
    Â»Nein, Lambert«, sagte er irgendwann. »Ich wollte dich heute Abend zum Essen einladen, weil ich dich heute Abend zum Essen einladen wollte. Wir sind immer viel zu beschäftigt, und ich vermisse es, dich mal für mich zu haben.«
    Â»Du hattest mich noch nie für dich«, sagte ich, an meine Gabel gewandt. Ich wusste nie, was ich tun sollte, wenn John aufhörte, dreist zu sein, und seine warmherzige Seite hervorkehrte.
    Â»Du weißt, was ich meine, Lambert. Ich vermisse es, mit dir in der Kantine zu Mittag zu essen. Unsere Lasagne-Dates sind mir sehr ans Herz gewachsen«, fügte er mit trauriger Stimme hinzu.
    Ich biss nicht auf den Köder an. Er ist verheiratet, er ist verheiratet, er ist verheiratet. »Wir planen diese Markteinführung schon seit Ewigkeiten … klar haben wir viel um die Ohren. Doch nun ist der große Moment gekommen!«
    John klappte seine Speisekarte zu. »Lambert«, sagte er. »Hör auf damit.«
    Â»Pardon?«
    Â»Ich sagte: Hör auf damit«, wiederholte er mit diesem unmöglichen Lächeln. »Ich will nicht über die Arbeit reden.«
    Ich spürte, wie ich innerlich in Panik ausbrach. Worüber sollen wir denn sonst reden? , fragte ich mich. Für mich gibt es kein anderes Thema als die Arbeit! Ich bin langweilig! Er wird schrecklich enttäuscht von

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