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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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du gedacht, du könntest dir mal schnell einen Porno reinziehen? Mein Gott, Sam! Ich hoffe, du hast dir nicht gerade einen runtergeholt …«
    Â»Hab ich nicht. Dieser Film hat mehrere Preise gewonnen«, erklärte er nachsichtig. »Er ist wirklich sehr schön.«
    Â»Nun, vielleicht könntest du seine Schönheit ein andermal genießen«, schlug ich vor und schlurfte aufs Klo. Ich setzte mich auf die Brille, blickte auf die Badezimmeruhr und stieß einen spitzen Schrei aus.
    Â»Was ist?«, rief Sam. »Chas?«
    Â» ES IST SIEBEN UHR ! Ich habe stundenlang geschlafen!«
    Ich hörte ihn im Wohnzimmer lachen. »Das hast du. Du sahst total süß aus. Einmal hast du sogar am Daumen gelutscht. Du brauchtest die Pause.«
    Ich wusch mir die Hände und tappte zurück ins Wohnzimmer, nervös und voller Sorge. Der Tag war fast vorüber, und ich hatte nichts erreicht, gar nichts. Anders als normale Menschen konnte ich es mir nicht leisten, faul auf dem Sofa herumzuliegen. Dazu hatte ich viel zu viel zu tun. Doch Sam hatte andere Pläne.
    Â»Wir gehen ins Pub«, verkündete er. »Los, komm.«
    Sofort geriet ich in Verlegenheit. Einerseits kannte ich nun Sams Einstellung bezüglich meiner Arbeitswut und hatte das Gefühl, ihm beweisen zu müssen, dass auch ich lässige, spontane Pub-Abende genießen konnte. Andererseits war nicht zu leugnen, wie dringend ich die Arbeit erledigen musste, die ich mir mitgebracht hatte. Leicht beklommen verlagerte ich das Gewicht auf mein gesundes Bein und überlegte, was ich tun sollte. Doch Sam regelte die Angelegenheit auf seine Weise, indem er mir meinen Mantel brachte und eine Kosakenmütze auf meinen Kopf stülpte.
    Â»Ã„hm, gib mir zehn Minuten, um mich umzuziehen, Bowes«, bat ich, was voraussetzte, dass ich mich fürs Mitkommen entschieden hatte.
    Â»Nö«, sagte Sam und zog mich aus der Wohnungstür. »Wir gehen so, wie wir sind. Bloß um die Ecke ins Barony.«
    Ich folgte ihm gehorsam. Noch nie zuvor war ich in einer Trainingshose im Pub gewesen.
    Ich setzte mich und beobachtete Sam, der mit dem Barmann plauderte, während dieser unsere Drinks fertig machte. Er war teils umhüllt von den Dampfwolken, die aus der gerade geöffneten Spülmaschine aufstiegen, doch ich konnte sehen, wie ihm ein alter, betrunkener Mann begeistert auf die Schulter klopfte. Eine Frau, die aussah, als wäre sie mit einem der Bandmitglieder verheiratet, kam zu ihm hinüber und kniff ihn in die Wange, erfreut, ihn zu sehen. Ich lächelte. Ich lebte hier nun wie lange? – seit zehn Jahren? – und kannte keine Menschenseele in diesem Pub. Tatsache war, dass ich auch erst dreimal hier gewesen war.
    Mir gefiel das Barony. Ich fühlte mich geborgen in diesem Pub mit seiner rauchverfärbten Decke, der lauten Band und der farbenfrohen Bar. Alle Gäste klopften mit den Füßen den Takt zu den Van-Morrison-Coverversionen, nur ein einziges Paar nicht, das sich offenbar gestritten hatte und einander nun geflissentlich ignorierte. Er starrte in sein Bierglas, sie las zum unzähligen Male ein Dryden-Zitat, das auf die Wand gepinselt war. Du bist besser dran ohne diesen Beziehungsmist , sagte ich mir wieder einmal und dachte daran, wie übergeschnappt William und Shelley inzwischen waren. Ganz offensichtlich war es so, dass man keine Liebe ohne Drama bekam, und auf Drama konnte ich getrost verzichten.
    Â»Woran denkst du gerade?«, fragte Sam und stellte ein Glas Wein vor mich auf den Tisch. Er hielt ein Pint mit einer dunklen, trüben Flüssigkeit in der Hand.
    Â»Ich dachte, wie schön es ist, dass wir ein so nettes Lokal gleich um die Ecke haben.«
    Sam grinste. »Du kommst doch eh nie hierher, Chas.«
    Ich errötete. »Trotzdem gefällt es mir!«
    Â»Ha! Du solltest dir ein Zeitfenster in deinem aberwitzigen Terminplaner schaffen, dann könnten wir öfter auf einen Drink hierhergehen. Du und ich in unseren Jogginghosen. Ist das ein Date?«
    Ich nickte halbherzig.
    Â»Nein, nein«, wiegelte er hastig ab. »Ich meine natürlich kein richtiges Date, ich wollte nur …«
    Wir wandten uns unseren Drinks zu und lauschten schweigend der Band. Nach ein paar Minuten ertappte ich mich dabei, wie ich begeistert zur Musik mitwippte, und stellte fest, dass Sam mich amüsiert beobachtete.
    Â»Was ist?«
    Â»Nichts. Es ist bloß schön, dich

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