Verliebt in einen Unbekannten
Blick.
»Charley? Gibst du mir eine Chance?«
Ich nahm mein Glas und stürzte meinen Champagner hinunter. Meine Hände zitterten heftig. Aus irgendeinem Grund blieb mir das Wort »ja« in der Kehle stecken. Was war es, das mich zögern lie�
»Denk drüber nach. Ich gehe inzwischen zur Toilette«, sagte John abrupt. Er stand auf, strich mir behutsam mit einem Finger über die nackte Schulter, dann verschwand er.
Ich starrte aus dem Fenster auf die Lichter, die am Forth blinkten. Irgendwo dort lag Johns schicke Zweitwohnung ; er besaà ein in Wohnraum umgewandeltes Zolllager an der Flussmündung, ganz in der Nähe der teuren Bars und schicken Austernlokale. Ich stellte mir vor, in seinem Bett aufzuwachen. Er würde mit einer Cafetière und einem Korb leckerer Croissants auf mich zukommen, während anspruchsvoller Jazz aus den Lautsprechern seiner mehrere tausend Pfund teuren Bang-&- Olufsen-Anlage tönte. Mit John zusammen zu sein war alles, was ich mir je erträumt hatte. Schon seit Jahren malte ich mir aus, wie wir zusammen zur Arbeit fuhren, über die Machtspiele in der Firma lachten, unsere Hoffnungen und Befürchtungen bezüglich Salutech miteinander teilten. Wir würden unsere Wochenenden in seinem Wahnsinnshaus am Loch Lomond verbringen. Vielleicht würden wir sogar die Schar überaus begabter, mehrsprachiger Kinder bekommen, von der ich immer schon geträumt hatte.
Das alles könntest du haben , dachte ich. Das Leben, das du immer wolltest. Einen perfekten Job, ein perfektes Zuhause, einen perfekten Partner â alles.
Es gab nur ein kleines Problem, und da ich John nun schon so lange kannte, hatte ich das Gefühl, dass das unser endgültiger Stolperstein sein könnte. Plötzlich verwandelte sich meine Euphorie in Traurigkeit.
John kam von der Toilette zurück und setzte sich wieder. »Nun?«, hakte er vorsichtig nach, als ich schwieg.
Ich schüttelte den Kopf.
»Was willst du?«, fragte er. »Gleich morgen früh mache ich einen Termin beim Scheidungsanwalt aus. Ich rufe Bradley Chambers an und teile ihm mit, dass wir zusammen sind. Alles, Lambert. Du musst mir nur sagen, was du willst.«
Ich starrte ihn an, nun wirklich verblüfft. Das war die Trumpfkarte. Das Versprechen, von dem ich gedacht hatte, er könnte es mir nicht geben. Doch nun sagte mir John MacAllister endlich, dass er alles tun würde, um mit mir zusammen zu sein. Er würde sogar seinen Job riskieren und sich mit Bradley Chambers anlegen.
»Und Susan verlässt England am Wochenende?«
»Susan verlässt England am Wochenende.«
»Nun dann ⦠ja!«, hörte ich mich sagen. »Ja! Ruf mich an, wenn sie weg ist, denn dann werden wir ⦠wir ⦠wow! Champagner, John, mehr Champagner!«
Zwei Stunden später verlieà ich glücklich und betrunken das Oloroso, betrat den Aufzug und lehnte mich gegen die Wand, während John den Knopf fürs Erdgeschoss drückte. Was für ein Abend!
»Ich bin so aufgeregt!«, sagte ich schüchtern.
John sah mich ein paar Sekunden an, dann stellte er sich direkt vor mich. »Es tut mir leid«, sagte er im Plauderton. »Ich weiÃ, dass wir beschlossen haben, bis nächste Woche zu warten, aber ich werde dich trotzdem einfach schnappen und vergewaltigen.« Und damit beugte er sich zu mir herab und küsste mich voller Verlangen.
Einen kurzen Augenblick erwog ich, mich zu wehren, doch ich wusste, dass ich keine Chance hatte. Also erwiderte ich seinen Kuss, fuhr mit den Händen unter sein Jackett, streichelte ihm den Rücken und drückte mich an ihn.
Plötzlich öffneten sich die Aufzugtüren mit einem lauten Ping! , und wir fuhren auseinander, nur um festzustellen, dass wir in einem leeren Firmenvorraum standen. John strich sein Jackett glatt und bot mir seinen Arm. »Ich werde dich zwei Meter um die Ecke zur George Street geleiten«, erklärte er, »und dann ein Taxi heranwinken.«
»Aber ich wohne doch nur â¦Â«, wandte ich ein, doch John legte mir einen Finger auf die Lippen.
»Es ist mir schnurzpiepegal, wo du wohnst, Charley Lambert. Du kommst mit mir nach Hause. Das ist ein Befehl.«
Kurze Zeit später sah ich mich staunend in Johns Apartment um. John lächelte und hängte seinen Blazer auf.
»Ich freue mich, dass es dir gefällt«, sagte er und nahm mir die Strickjacke ab. Seine Hände
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