Verliebt in einen Unbekannten

sein?
    Â»Wie wär’s, wenn wir dich ein bisschen aufmuntern, indem wir William oder Shelley anrufen, um herauszufinden, wie das große Date gelaufen ist?«, schlug er vor. »Es hat gestern Abend stattgefunden!«
    Nach kurzem Zögern zuckte ich die Achseln. Ich könnte es wenigstens versuchen. Also zog ich mein Handy aus der Tasche, damit wir es zuerst bei Shelley probieren konnten.
    Â» CHARLOTTE !«, zischte Shelley. » ICH BIN IN SEINEM SCHLAFZIMMER ! ER MACHT GERADE RÄUCHERHERING !«
    Trotz allem musste ich lächeln. »Dann ist es also gut gelaufen?«
    Â» JAAA . DIE OPER WAR TOLL . DANN HAT ER MICH BETRUNKEN GEMACHT , UND ICH  … UPS !«
    Sam fing an zu lachen und schlug sich schnell die Hand vor den Mund. Ich war dankbar dafür, dass Shelley an diesem so düsteren Vormittag für ein wenig Heiterkeit sorgte.
    Â»Ich freue mich für dich«, sagte ich zu ihr. »Dann überlasse ich dich mal deinem Frühstück! Genieß es!«
    Â» MÖCHTEST DU EINE REFERENZ FÜR DEINE WEBSITE ? ICH VERDANKE DIR SO VIEL , CHARLOTTE .«
    Sam nickte heftig.
    Â»Ja, sehr gerne. Das wäre großartig.«
    Â» ICH SCHICKE DIR HEUTE NOCH EINE MAIL . ICH KANN ES NICHT FASSEN , CHARLOTTE , ICH HABE EIN KLEID GETRAGEN , IN DEM ICH WIRKLICH FLACHBRÜSTIG AUSSAH , ABER ER HAT MICH ANSCHEINEND TROTZDEM ATTRAKTIV GEFUNDEN !«, zischte sie.
    Â»Ist wahnsinnig gut gelaufen«, flüsterte William ein paar Minuten später. Wir hörten, wie er den Bratrost herauszog, um den Räucherhering zu inspizieren. »Sie hat ein umwerfendes Kleid getragen, Sam – ihr Vorbau sah darin wirklich enorm aus!«
    Ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Â»Wow.« Sam lachte leise. »Und jetzt?«
    Â»Nun, ich hatte gehofft, du hättest ein paar Vorschläge für mich. Ist es in Ordnung, wenn ich sie zum Abendessen zu mir einlade?«
    Sam machte ein überraschtes Gesicht. »Selbstverständlich! Nichts ist so besonders wie ein selbstgekochtes Abendessen von jemandem, der einem wirklich etwas bedeutet.«
    Auch ich blickte überrascht drein, hatte ich doch nicht damit gerechnet, dass Sam so etwas sagen würde. Ich war davon ausgegangen, dass ein perfektes Date für ihn einen Nacktringkampf für zwei in seinem Bett bedeutete.
    Â»Das ist gut …«, sinnierte William.
    Â»Und, William, bist du mit unserem Service zufrieden?« Sam hatte wieder auf seine neue Arbeitsstimme geschaltet, die ich in letzter Zeit sehr häufig zu hören bekommen hatte.
    Â»Könnte nicht zufriedener sein«, sagte William. »Vielen Dank.«
    Â»Vielleicht hast du Lust, mir eine Empfehlung für unsere Website zu schicken? Natürlich nur mit deinem Vornamen.«
    Â»Weißt du was?«, flüsterte William. »Genau das werde ich tun.« Er fing an, mit dem Besteck zu klappern.
    Â»Dann überlasse ich dich mal wieder deinem Räucherhering«, sagte Sam. »Genieß den Vormittag! Bye!« Er legte auf und hob die Finger zum Siegeszeichen, was ich nicht erwiderte.
    Â»Nicht schon wieder, Bowes!«, sagte ich stattdessen.
    Sam sah mich fragend an. »Was meinst du?«
    Â»Räucherhering! Er hat dir nicht gesagt, dass er Räucherhering macht, du Trottel!«
    Sam stand da wie ein begossener Pudel. »Ich bin nicht sehr gut in diesen Dingen, oder?«, murmelte er schließlich.
    Â»Sei nicht albern«, widersprach ich bedrückt. »Du bist großartig. Sogar besser als ich«, fügte ich hinzu, was ich auch so meinte.
    Â»Unsinn.« Urplötzlich stellte Sam seine Kaffeetasse ab, marschierte ohne Vorwarnung zu mir und zog mich in seine Arme. Verblüfft blieb ich auf meinem Hocker am Tresen sitzen, steif wie ein Holzklotz. Sam und ich umarmten uns nicht oft. »Danke«, sagte er.
    Â»Wofür?«, fragte ich verwirrt.
    Er löste seine Arme. »Dafür, dass du mir einen Tritt in den Hintern gegeben hast. Irgendwann wusste ich, dass du hinter Shelley steckst, aber egal. Dank deiner E-Mails bin ich … ähm … nun … bin ich aus meinem Koma erwacht.« Verlegen kehrte er zu seinem Hocker zurück.
    Ich errötete. Die Vorstellung, einen derart positiven Einfluss auf das Leben eines anderen Menschen genommen zu haben, gefiel mir ausgesprochen gut. Ganz besonders, wenn es sich dabei um Sam handelte, in dem so viel brachliegendes Potential steckte.
    Die anschließende Stille