Verliebt in einen Unbekannten
fuhr sie fort. »Die leite ich. Ich denke nicht, dass du in der Lage bist, die Firma an einem so bedeutenden Tag wie diesem zu repräsentieren.«
Wie betäubt schüttelte ich den Kopf. »Nein«, widersprach ich. »Nein, Margot, du weiÃt, ich kann nicht â¦Â«
Sie hob abwehrend eine Hand. »Doch, du kannst, Charley. Weil ich nämlich nicht nur beweisen werde, dass du Salutech nicht deine volle Aufmerksamkeit widmest, sondern noch dazu â¦Â«
Sie unterbrach sich, als John zu uns trat. »So, meine Damen, Zeit zum Aufbruch.« Zusammen mit den Wissenschaftlern schritt er voran, nicht ohne mir zuvor ein flüchtiges Lächeln zugeworfen zu haben.
Margot schnaubte verächtlich. »Genau darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen. Ich werde auÃerdem beweisen â¦Â«
»Was?«, fiel ich ihr ins Wort.
»Dass du eine Affäre mit John hast«, erklärte sie, als spräche sie mit einem begriffsstutzigen Kind eine Rechenaufgabe durch. Ich blieb stehen.
»Du hast am Mittwochabend nach eurem âºGeschäftstreffenâ¹ mit ihm geschlafen. Ich weià zwar nicht, ob das ein Kündigungsgrund ist, doch wir beide wissen, dass Bradley Chambers in Washington ein Auge auf dich geworfen hat. Und wir beide wissen, dass er nicht allzu erfreut darüber sein wird, wenn er erfährt, dass John dich flachlegt.«
Mein Handy fing wieder an zu klingeln. »Entschuldige, Charley, aber es gibt Probleme mit Sky News«, sagte Cassie. »Könntest du bitte dort anrufen?«
»Okay«, sagte ich langsam. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Danke. AuÃerdem muss ich dir leider mitteilen, dass Tierschutzgruppen heute Morgen eine riesige Internetkampagne gegen uns gestartet haben. Du solltest besser SOFORT online gehen.«
»Klar«, sagte ich. »Mache ich.« Ich beendete das Gespräch und spürte, wie meine kostbare Welt wieder einmal zerbröckelte.
Ich hatte es nicht geschafft. Nichts war perfekt. Die Euphorie von letzter Nacht kam mir plötzlich absurd und peinlich vor, wie eine jämmerliche, kleine Selbstbeweihräucherung. Margot verachtete mich, und jetzt hatte sie mich auch noch in der Hand. Je nachdem, wie bösartig sie tatsächlich war, könnte ich am Ende des Tages sowohl Salutech als auch John und sogar First Date Aid verloren haben. Sie würde kaum Gnade walten lassen.
»Na schön, dann übernimm du die Pressekonferenz«, lenkte ich verzweifelt ein. Wir näherten uns dem Eingang des BBC Television Centre, einem Ort, der mich für gewöhnlich mit aufgeregter Vorfreude erfüllte, doch jetzt verspürte ich nichts als Verzweiflung. Würde sie das fürs Erste besänftigen?
Sie lächelte höflich. »Ich will auÃerdem alle wichtigen Interviews geben. Und die Videokonferenz mit Washington am Schluss leiten.« Ich starrte sie fassungslos an. »Ich will deinen Job«, erklärte sie freundlich. »Und ich werde deinen Job kriegen, aber nicht, weil ich mich John MacAllister gegenüber wie eine Hure verhalte. Ich werde ihn kriegen, weil du verdammt noch mal deinen Platz räumen und mich beweisen lassen wirst, wie gut ich bin. Kapiert?«, fügte sie hinzu, als ich kein Wort hervorbrachte.
Ich blickte nach vorn zu John und den Wissenschaftlern, die voll aufgeregtem Enthusiasmus und Tatendrang in die Rezeption einliefen. Unser bester Patientenanwalt, der auf einem der Sofas auf uns gewartet hatte, sprang auf und schüttelte ihnen herzlich die Hände. Alle lachten und lächelten.
Das war ihr Tag, nicht meiner. »John«, rief ich. Er drehte sich um.
»Sei vorsichtig«, flüsterte Margot, ohne dass ihr Plastiklächeln verrutschte. Wir betraten zusammen die Rezeption.
»John, ähm, mir geht es gar nicht gut. Keine Ahnung, was mit mir los ist. Ich denke, während der nächsten Stunde wäre es besser, wenn Margot mich vertritt.« Ich lieà mich auf eine farbenfrohe Bank fallen und spürte, dass ich im Grunde die Wahrheit sagte. Es ging mir wirklich nicht gut. »Ich stoÃe zu euch, wenn ich mich wieder besser fühle«, fügte ich schwach hinzu.
»Lambert?«, sagte John und ging vor mir in die Hocke. »Was ist los? Soll ich einen Arzt rufen?«
Aus den Augenwinkeln bemerkte ich Margots warnenden Blick. »Nein, nein«, wehrte ich schnell ab. »Das wird schon wieder. Vielleicht sind es nur der ganze Kaffee und der leere
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