Verliebt in einen Unbekannten
âºDrecksarbeitâ¹ erledigen lassen«, erwiderte ich langsam. »Ganz im Gegenteil: Ich habe dich nur ein einziges Mal nicht unterstützt, und das war, als du dich geweigert hast, mir meinen Job zurückzugeben.«
»Wie auch immer«, entgegnete Margot gelangweilt. »Du weiÃt, was passiert, wenn du nicht kooperierst. Ich werde Chambers anrufen, und er wird dich feuern. Na, klingt das gut?«
Ich stellte mir Chambersâ Anruf vor, nachdem er von meinen Missetaten erfahren hatte. »Du glaubst also, Sharon, dass man dir die Chance gibt, die Verantwortung für das öffentliche Profil von GroÃbritanniens gröÃtem Pharmaunternehmen zu übernehmen â und was machst du? Du schreibst im Internet Liebesbriefe! Entschuldige, Sharon, aber das kann ich kaum glauben! Du bist mein bestes Pferd im Stall!«
Doch leider bist du trotzdem drauÃen , würde als Nächstes kommen.
»Und was willst du?«, fragte ich Margot, unfähig, mein Grauen zu verbergen.
Sie setzte sich. »Nun, ich möchte die Kommunikation mit den anderen europäischen Büros übernehmen«, teilte sie mir mit. »Ich will die Hauptkontaktperson sein.«
Ich zuckte die Achseln so unverbindlich wie möglich. »Sonst noch was?«
»Der Ãrztekongress nächste Woche. Den will ich leiten.«
Erleichtert atmete ich aus. Den Kongress konnte niemand ohne entsprechende Erfahrung leiten. John wäre damit auf keinen Fall einverstanden.
Margot fuhr fort, Aufgaben aufzulisten, die man ihr nie bewilligen würde. Doch sie musste meine Gedanken gelesen haben, denn auf ihr Gesicht trat ein vernichtender Ausdruck. »Wenn du denkst, dass John mich das ohnehin nie machen lassen würde, hast du dich geschnitten, Charley. Denn du wirst dafür sorgen, dass ich zum Ziel komme.«
Meine Furcht kehrte zurück. Sie wird vor nichts haltmachen. Wenn ich nicht ganz schnell einen Plan aus dem Ãrmel zaubere, werde ich ruckzuck arbeitslos sein â eine Aussicht, die mir mit jeder Minute realistischer vorkam. Im Ernst â was sollte ich tun, wenn ich meinen Job verlor? Wie würde es sich anfühlen, vor John zu stehen und ergeben zu nicken, wenn er mir mitteilte, ihm bliebe nichts anderes übrig, als mich zu entlassen? Und wie würde unsere Beziehung das überstehen? Gar nicht. Sie würde es gar nicht überstehen, denn darüber würde ich nicht hinwegkommen: mein Geliebter, der mich gefeuert hatte. Niemals.
»Aha«, sagte ich zu Margot, bemüht, ruhig und bestimmt zu klingen. »Warâs das?«
Margot lächelte und steckte sich ihren Kugelschreiber auf eine Art in den Mund, die ich wahrhaft abstoÃend fand. »Genau genommen nicht. Ich dachte, ich könnte die Dienste von First Date Aid kostenlos in Anspruch nehmen.«
»Wie ich schon sagte: First Date Aid ist nicht länger meine Firma. Ich habe sie gegründet, als ich krankgeschrieben war, und ich habe sie zeitgleich mit meiner Rückkehr zu Salutech meinem Kollegen übergeben. Da wirst du dich mit Sam auseinandersetzen müssen.«
»Ich will aber dich , Charley.« Sie lachte blechern. Ein so boshaftes Gelächter hatte ich noch nie gehört. »Ich verrate dir etwas«, fügte sie verschwörerisch hinzu. »Es gibt da einen Mann, der mir gefällt. Ich werde dir sein Profil zeigen, und du bringst die Sache ins Rollen, hm?«
»Nein«, beharrte ich stur. »Genau das könntest du nämlich gegen mich verwenden. Vergiss es.«
Margot lachte wieder, lauter diesmal. »Ach, Charley, ich habe genügend Beweise. Ich kann dich tausendmal drankriegen. Ich bin zum Beispiel im Besitz dieser rührenden Mails, die zwischen John und dir hin- und hergegangen sind. Und vor Gericht hättest du sicher einige Mühe zu beweisen, dass du nicht die âºCharlotteâ¹ bist, deren Name auf der Website steht.«
»Wie bist du an meine privaten Mails gekommen?«
»Ich habe Keith aus der IT -Abteilung einen runtergeholt«, sagte sie leichthin. »Aber jetzt geh mal auf love.com, dann zeige ich dir den Mann, der in Frage kommt. Sollte nicht lange dauern â er ist die ganze Zeit online, er â¦Â«
»Wie bitte? Du hast jemandem einen runtergeholt , damit er sich in meinen Account einhackt?«
Margot lachte wieder ihr giftiges Lachen. »Ich hab nichts gegen Sex, Charley«, erklärte sie. »Am liebsten mit so vielen verschiedenen
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