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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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heftigen Anflug von Panik, wenn ich mir bewusst machte, wie viel Arbeit während der vor mir liegenden Wochen auf mich zukommen würde. Vorausgesetzt, ich hatte dann überhaupt noch einen Job. Ich dachte an John und fragte mich, wie unsere Beziehung wohl laufen würde (und warum er mich bisher nicht angerufen hatte), ich dachte an Hailey, die vielleicht schwanger war, und ich machte mir Sorgen um Ness, die wegen des Todes unserer Großmutter untröstlich gewesen war. Ratter, ratter, ratter. Die Rädchen in meinem Gehirn drehten sich unaufhörlich. Erschöpft versuchte ich, einfach abzuschalten.
    Doch je mehr ich mich darum bemühte, desto mehr schwirrte mir der Kopf. Was hatte ich heute eigentlich zustande gebracht ?Nichts! Herumzusitzen, Würstchen zu essen und Tee zu trinken mochte ja ganz nett sein, aber ich hatte absolut nichts erreicht, und das war angesichts meines Kriegs mit Margot unentschuldbar. Wenn ich tatsächlich gezwungen wäre, mich gegen sie zu verteidigen, müsste ich bei der Arbeit noch brillanter sein als bisher. Ich fing an, mich über mich selber zu ärgern. Wer, zum Teufel, war ich, dass ich mich bei meinen Freunden darüber beschwerte, Margot wolle mir den Job wegnehmen, und dann nichts, aber auch gar nichts dagegen tat? Wir hatten soeben das bedeutendste Produkt in unserer ganzen Firmengeschichte lanciert, warum also hatte ich den Tag nicht dazu genutzt, die Berichterstattung zu überwachen? Warum hatte ich nicht meine Kollegen überall in Europa angerufen, um mich zu erkundigen, wie es bei ihnen lief? Warum glich ich nicht Zahlen ab und bereitete Berichte vor?
    Weil du eine Pause brauchst , legte mir eine leise Stimme in meinem Kopf nahe. Ich blendete sie aus. Eine Pause konnte ich mir gönnen, wenn die Kampagne reibungslos verlief und ich Margot unter Kontrolle gebracht hatte. Vorsichtig, um Sam nicht zu stören, griff ich über die Sofalehne und angelte nach meiner Tasche. Ich zog meinen Laptop heraus, dazu einige Salutech-Ordner, und vertiefte mich in die Arbeit. Ich musste um meinen Job kämpfen.
    Â»Was zur Hölle tust du da?«
    Ich machte einen Satz in die Luft. »Entschuldige, Sam, habe ich dich geweckt? Ich versuche nur, ein bisschen Arbeit nachzuholen.«
    Â»Nein«, sagte Sam. Er wirkte ernsthaft verärgert. »Nein«, wiederholte er, diesmal freundlicher. Er rappelte sich hoch, klopfte ein Kissen auf und setzte sich neben mich. »Du hast gerade deine Großmutter verloren. Gönn dir eine Pause. Nur ein einziges Mal.«
    Ich zuckte zusammen. Irgendwo tief im Innern leuchtete mir das ein, trotzdem fand ich es wichtiger, mich hinter die Arbeit zu klemmen. »Das Zeug hier muss noch vor morgen früh erledigt werden«, widersprach ich stur.
    Â»Morgen ist Sonntag«, widersprach Sam. Sanft, aber entschlossen konfiszierte er meinen Computer und stellte ihn auf den Tisch. »Und davon abgesehen ist es zwei Uhr vierundfünfzig. Mitten in der Nacht. Niemand auf der Welt verlangt, dass du jetzt an der Simitol-Kampagne arbeitest, schon gar nicht, wenn du gerade deine Großmutter verloren hast, Charley.«
    Ich starrte ihn an, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. Du hast deine Großmutter verloren. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass Granny Helen tatsächlich gestorben war. Aus heiterem Himmel sah ich sie vor mir, wie sie auf einem Stuhl vor ihrem Cottage saß – Ness und ich waren damals fünf Jahre alt – und uns Käsescheiben mit ihrer selbstgemachten Pflaumenmarmelade zusteckte. »Ihr seid die beiden magersten Mädchen auf dieser Seite des Forth«, hatte sie erklärt. »Wenn irgendwer etwas anderes behauptet, brate ich ihm mit dem Stock eins über.« Ich hatte seit Jahren nicht mehr an diesen Tag gedacht, doch jetzt war die Erinnerung daran überdeutlich und bittersüß. »Sam«, sagte ich, während mir die Tränen in die Augen traten. »Granny Helen ist tot.«
    Â»Es tut mir leid«, murmelte er. »Sie war einfach umwerfend.«
    Ich schluckte.
    Â»Wirst du jetzt aufhören zu arbeiten oder nicht? Du solltest dich ausweinen und anschließend ins Bett gehen!«
    Eine Träne rollte langsam an meiner Nase entlang. »Ich will arbeiten«, flüsterte ich.
    Sam setzte sich wieder neben mich. Ich rückte ein Stück zur Seite, damit er es sich bequem machen konnte. Eine weitere Träne floss über meine Wange.
    Â»Arbeit ist

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