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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Hailey mich dankbar ansah.
    Als ich Ness und ihr von meinem Kummer bei Salutech erzählte, merkte ich, wie sich Hailey entspannte – wenn auch nicht ganz. Ich hoffte, dass alles in Ordnung mit dem Baby war. Vorausgesetzt, es gab ein Baby. Ich nahm mir fest vor, so bald wie möglich einen Abend nur für uns zwei einzuplanen.
    Alle kamen überein, dass ich einen Weg finden würde, über Margot zu triumphieren. »Du hältst die Abteilung zusammen«, erklärte Ness ernst. »Ohne dich würde Salutech implodieren! Sämtliche Wissenschaftler würden sich atomisieren, und was dann?«
    Â»Das ist genau das, was Dad dazu sagen würde, Vanessa Lambert!«
    Ness machte ein nachdenkliches Gesicht. »Dad ist im Augenblick ein bisschen durch den Wind, Charley. Ich habe ihn gestern angerufen, um herauszufinden, wie es Granny Helen geht, und weißt du, was er gesagt hat? ›Es geht ihr gut, Nessie. Sie hat nichts, was man nicht mit einem guten Scotch und einem Pfeifchen wieder hinkriegen würde.‹ Dabei ist er Arzt !«
    Â»Dein Vater ist schon ’ne Nummer für sich«, bemerkte Sam schmunzelnd.
    Ich stellte fest, dass ich, ungeachtet meiner Sorgen wegen der Arbeit, glücklich war. Ich liebte die drei Menschen in diesem Zimmer. Was auch immer in meinem Leben passierte, heute hatte ich Gesellschaft, Spaß und leckeren Tee.
    Mein Handy klingelte. »Wenn man vom Teufel spricht«, sagte Sam und reichte mir das Telefon. »Dr. Lambert höchstpersönlich.«
    Â»Daddy!«
    Schweigen.
    Â»Dad?«
    Und dann hörte ich Dads Stimme, leise und unsicher, die mir mitteilte, dass Granny Helen gestorben war.
    Der Nachmittag verwandelte sich schlagartig, die ausgelassene Stimmung wich Traurigkeit. Langsam wanderte die Herbstsonne über den Fußboden, und weil ich ein dringendes Bedürfnis nach Trost und Geborgenheit verspürte, zündete ich ein Feuer im Kamin an, um das wir dann, in Decken gehüllt, saßen. Mum hatte Dad den Hörer aus der Hand genommen und erklärt, dass Dad und sie noch im Krankenhaus seien und dass es ihnen lieber wäre, wenn wir erst morgen zu ihnen kämen.
    Ness kauerte sich aufs Sofa und weinte zwei Stunden still vor sich hin. Hailey versuchte, die Stimmung aufzulockern, indem sie darüber sprach, wie wunderbar Granny Helen gewesen sei, und briet noch mehr Würstchen. Sam, der sich stets unwohl dabei fühlte, jenseits seiner Schauspielerei Gefühle zu zeigen, umarmte mich unbeholfen, bevor er sich ins Bad verdrückte, um »ein ausgiebiges abendliches Bad« zu nehmen, obwohl es gerade mal vier Uhr war.
    Ich saß die meiste Zeit über schweigend da und hörte denen zu, die etwas sagten. Ich verspürte nichts als Schock und Unglauben; die Trauer war noch nicht ganz zu mir durchgedrungen. Für mich war es nicht vorstellbar, dass Granny Helen nicht mehr unter uns war, schließlich war sie unser Familienoberhaupt. Die Anführerin der Lamberts. Anführer verschwanden nicht einfach.
    Schließlich verabschiedete sich Ness, um zu Sarah zu gehen, und Hailey musste nach Hause und für Matty kochen, der im Augenblick auch an den Wochenenden arbeiten musste, wenn im Dezember aus seinen Gärten ein Weihnachtswunderland werden sollte.
    Blieben also nur noch Sam und ich. Schweigend saßen wir auf dem Sofa, guckten Findet Nemo und anschließend Bridget Jones , und Sam stand ab und zu auf, um Holz nachzulegen und Tee zu kochen. Zweimal erhielt er Anrufe von Frauen, doch zweimal unterbrach er sie und teilte ihnen mit, er sei bei einer Freundin, die ihn dringend brauchte. Zweimal drückte ich seine Hand, dankbar dafür, dass er mich nicht allein ließ. Im Laufe des Abends kochte er ein Risotto, und ich lächelte, als ich die absolute Konzentration bemerkte, mit der er die Champignons schnitt. Er war noch immer ein Kindskopf, ja, aber er gab sein Bestes, sich zu ändern. Zum Besseren.
    Irgendwann während des dritten Films bei unserem DVD -Marathon schlief Sam ein, seitlich zusammengerollt in Fötushaltung auf dem Sofa. Binnen Sekunden war ich wieder allein mit mir und kämpfte gegen all die Gedanken, Sorgen und Ängste an, die mich den ganzen Tag über in verhaltener Form begleitet hatten. Der Schock über Granny Helens Tod, meine ernste Sorge um Dad und eine bleibende Furcht, was das für unsere Familie bedeuten könnte. Hinzu kam die Angst wegen Margot, kombiniert mit einem

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