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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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Nathan zum Gehen. Jetzt hatte er endlich seine Rache. »Das bezweifle ich, Charlotte.«

Kapitel drei
    Jemand spielte »You Are My Sunshine« auf einem Banjo in meiner Krankenkabine. Es war eine ziemlich erbärmliche Darbietung, die noch erbärmlicher wurde, als eine dünne, näselnde Stimme einen Halbton zu hoch zu singen begann.
    Â»Um Gottes willen, Christian«, sagte die Stimme meiner Mutter. »Das arme Mädchen hat schon genug durchgemacht.«
    Â»Das wird ihr helfen«, erwiderte Dad im Brustton der Überzeugung. »Selbst die Tomaten gedeihen besser, wenn man für sie singt. Sieh nur, Jane! Sie wacht auf! Es hat funktioniert!«
    Mum, groß und sonnengebräunt, fing an zu lächeln. Ich sah zu ihr auf. Stark und kompetent ragte sie vor meinem Bett auf, und ich fühlte mich in Sicherheit. Mum würde Ordnung in dieses Chaos bringen.
    Â»Hallo, mein armer Schatz«, sagte sie sanft.
    Â»Charley! Mein geliebtes Mädchen!« Dad sprang auf und warf sein Banjo neben mein gesundes Bein aufs Bett. Mum seufzte verzweifelt, als er sich auf mich stürzte und mir einen Kuss auf die Stirn drückte. »Christian … wirst du bitte vorsichtig mit ihr umgehen?«
    Ich lachte, dann zuckte ich zusammen, als eine wahre Monsterwelle des Schmerzes von irgendwo unterhalb meiner Hüften über mir zusammenbrach. »Hi, Dad. Hi, Mum. Ähm, es tut mir leid.«
    Mum strich mir das Haar aus dem Gesicht. »Charley, Liebling, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Uns tut es leid. Wir sind so schnell wir konnten zurückgekommen, doch du weißt ja, wie das ist – in Indien geht nichts wirklich schnell …« Sie verstummte erschrocken, als es irgendwo über meinem Kopf zu piepsen anfing. »Was hat das zu bedeuten, Christian?«, fragte sie.
    Dad betrachtete die Maschinen. »Keine Ahnung!«, erwiderte er schließlich munter. »Sie ist am Leben! Sieh sie dir nur an! Unser süßes kleines Mädchen! Schlägt sich wacker!«
    Mum warf ihm einen strengen Blick zu und öffnete den Vorhang meiner Kabine. »Schwester, würden Sie bitte reinkommen und meiner Tochter helfen?«, verlangte sie mit fester Stimme. Meine direkte, selbstsichere Mutter. Die in jeder Krise die Ruhe bewahrte. Meine besten Eigenschaften hatte ich von meiner Mutter geerbt.
    Nun ja, dachte ich, zumindest die meisten. Liebevoll sah ich Dad an, der die Decke von meinem Bein gezogen hatte und voller Erstaunen meinen Gips betrachtete. »Weißt du was, Charley? Das Ding sieht immer noch aus wie die Gipsverbände von früher, als ich Arzt im Praktikum war! Hat sich seitdem scheinbar nichts geändert. Nicht das kleinste bisschen! Oh, hallo, Schwester. Hier drinnen ist der Alarm losgegangen. Haben Sie eine Ahnung, was das bedeutet?«
    Ich kicherte, trotz des Alarms. Dad trug immer noch die Badehose, die er vermutlich angehabt hatte, als der Anruf einging.
    Die Schwester kam zu uns hinübergeschlendert. Es war dieselbe mürrische Kuh, die sich geweigert hatte, mir Sterbehilfe zu leisten, nachdem Dr. Nathan Gillies vorhin abgerauscht war, doch Dads unschuldiges, fast kindliches Lächeln brachte sie zum Schmelzen. »Das ist nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten«, erklärte sie schroff. »Es ist lediglich Zeit für die nächste Diclofenac.«
    Â»Als ich noch Assistenzarzt war, haben wir freitagsabends Diclofenac genommen«, teilte mein Vater ihr mit. »Ach ja, die guten alten Zeiten!«, fügte er hinzu und starrte glückselig in die Ferne.
    Die Schwester verließ meine Krankenzelle, augenscheinlich abgestoßen.
    Â»Wie viel Uhr ist es, Mum?«, fragte ich.
    Â»Halb zwölf vorbei.«
    Â»Ach, Mum, so spät schon … Ihr solltet euch ein bisschen hinlegen und versuchen zu schlafen. Kommt doch morgen früh wieder«, sagte ich schwach.
    Mum nahm meine Hand. »Charley, Liebes, es ist halb zwölf mittags.«
    Â»Was? Wie ist denn das möglich?«
    Dad kicherte. »Du musst wohl im Koma gelegen haben, Charley-Schätzchen!«
    Â»Wie bitte?« Ich umklammerte die Bettseite.
    Â» CHRISTIAN !«, schimpfte Mum. Sie erhob nur selten die Stimme, doch wenn sie laut wurde, dann brachte das den gesamten Verkehr zum Erliegen. Die Station jenseits des grauen Vorhangs erstarrte in tiefem Entsetzen. Nur das schüchterne Piep, piep, piep einer Maschine überzeugte mich, dass

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