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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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mich nicht noch mehr durcheinander!
    Â»Seltsam, inwiefern?«, erkundigte ich mich, darum bemüht, lässig zu klingen. Sollte er doch den ersten Schritt machen.
    Doch das tat er nicht. Er blickte einfach nur frustriert drein.
    Â»Chas, wir haben uns vor zwei Wochen geküsst. Hast du kein seltsames Gefühl deswegen? Ich schon.«
    Ich war sprachlos. In meinem Kopf explodierten eine Million Gedanken. Meinte er »seltsam« in positivem oder in negativem Sinne? Hatte Sam unseren Kuss so lange in Erinnerung behalten? Oh Gott! Wie dachte er darüber? Und wie dachte er über mich? War es gut oder schlecht, dass er so gequält dreinblickte?
    Wie erstarrt saß ich da, wohl wissend, dass ich irgendetwas erwidern musste. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Lügen? In einer fremden Sprache antworten? Grrr!
    Â»Ein etwas seltsames Gefühl habe ich schon«, sagte ich leichthin, als wäre das hier alles ein dummer Scherz. »Ich meine, es ist in der Tat ein wenig seltsam, dass man jemanden küsst, um zu beweisen, dass man ihn nicht mag!« Plötzlich bekam ich Panik. War das zu viel? Klang das nach einem Wink mit dem Zaunpfahl? O Gott, o Gott.
    Â»Sehr seltsam sogar«, pflichtete Sam mir bei. Ich schenkte sämtlichen Scotch aus meiner Minibar in zwei Gläser und schob ihm eins zu. »Aber als Experiment war es natürlich sehr aufschlussreich«, fuhr er fort und stellte sein Glas Brennspiritus ab. »Findest du nicht?«
    Scher dich zum Teufel, Bowes , dachte ich finster. Wag es ja nicht, mir den Schwarzen Peter zuzuschieben – ich werde dir nicht in die Hände spielen! »Argh«, erwiderte ich hilfreich. Das war der unverbindlichste Laut, den ich zustande brachte.
    Sam zwang sich zu einem Lachen. »Ach du liebe Güte! Müssen wir unser Experiment etwa noch einmal wiederholen?«
    Wie bitte? Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ich sah ihn an, das Blut schoss mir ins Gesicht. »Du hast doch behauptet, du hättest nichts dabei empfunden«, erinnerte ich ihn mit einer mir sehr fremden Stimme. »Warum willst du den Test dann noch einmal machen?«
    Jetzt wurde auch Sam rot. »Nein , du hast behauptet, du hättest nichts empfunden.«
    Â»Ich habe für uns beide gesprochen! Schieb das nicht mir in die Schuhe!«
    Inzwischen erinnerte Sams Gesichtsfarbe an einen Puter.
    MIST ! , rief eine Hälfte meines Gehirns. WAS ZUM TEUFEL IST DENN HIER LOS ?
    Pause. ICH HABE KEINEN BLASSEN SCHIMMER ! , rief die andere Hälfte.
    Dann machten beide Gehirnhälften gemeinsame Sache und brachten mich dazu, etwas komplett Verrücktes zu tun. »Wenn du nicht überzeugt bist, macht es mir nichts aus, es noch einmal zu probieren«, hörte ich mich selbst sagen. Meine Stimme klang, als gehörte sie einer anderen Person.
    Sam hielt seinen Scotch mit beiden Händen fest umschlossen.
    Oje , dachte ich. Jetzt habe ich es zu weit getrieben. Er weiß, wie ich für ihn empfinde, und das stößt ihn ab. Er hält mich für verrückt und würde am liebsten weglaufen. Er …
    Â»Du hast recht, wir sollten es noch einmal versuchen, nur um sicherzugehen«, sagte er.
    Ich stutzte.
    Und dann fingen meine Hände an zu zittern. Nicht nur ein bisschen, sondern heftig. Sie bebten regelrecht. Ich klemmte sie zwischen meine Knie, aber auch meine Unterarme zitterten unübersehbar. Rasch lehnte ich mich vor, um das peinliche Schauspiel zu verbergen, doch Sam streckte die Hand aus und zog eine meiner Hände hervor. »Charley«, sagte er sanft. »Alles ist okay. Wir werden Freunde sein, egal, was passiert.« Meine Hand zitterte noch mehr. Sie kam mir vor wie ein Pressluftbohrer. HÖR AUF DAMIT ! , befahl ich mir selbst. HÖR ENDLICH AUF ZU ZITTERN . HÖR AUF , DICH WIE EINE BEKLOPPTE AUFZUFÜHREN . Doch das Beben wollte nicht aufhören.
    Â»Ich bin nicht angespannt!«, stieß ich strahlend hervor, auch wenn meine Zähne klappernd aufeinanderschlugen. Sam hielt meine Hand fest in seiner, doch das machte keinen Unterschied – seine Hand zitterte einfach mit.
    Wie beim letzten Mal waren wir plötzlich wie erstarrt und sahen einander einfach nur an. Und während wir das taten, spürte ich, wie sich etwas in mir veränderte. Ich war in diesen Mann verliebt, und ich konnte nicht länger so tun, als wäre das nicht der Fall. Meine Hände hörten auf zu zittern. Ich liebte Sam. Ich würde ihn küssen.

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