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Verliebt in einen Unbekannten

Verliebt in einen Unbekannten

Titel: Verliebt in einen Unbekannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Robinson
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gereizt?«
    Ich nickte, noch widerstrebender.
    Sam klatschte sich triumphierend aufs Bein. »Das dachte ich mir! Also, wir holen uns jetzt was beim Inder und essen in deinem Wahnsinnshotelzimmer mit Surround- TV und all dem Mist.«
    Das war ein sehr verlockender Gedanke – allein an diesem Tisch zu sitzen erschöpfte mich –, doch ich hatte Angst zu gehen. »Wir können doch nicht einfach so aus einem Restaurant von Heston Blumenthal spazieren!«, flüsterte ich.
    Sam musterte mich prüfend. »Schwör beim Leben deiner Mutter, dass du dieses Zeug hier einem guten indischen Essen vorziehst, und ich bleibe.«
    Ich schaute ihn an.
    Â»Indisch oder Muschelketchup«, sagte er leise. Er sah aus, als würde er gleich losprusten.
    Â»Also dann, gehn wir«, seufzte ich.
    Sam nahm meine Hand und drückte sie. »Du gehst nach oben, und ich mache mich auf die Suche nach einem Take-away-Inder. Bis gleich.«
    Und damit sprintete er davon und überließ es mir, dem erstaunten Kellner zu erklären, dass wir nun doch nicht hier dinieren würden. »Sind Sie ganz sicher, Madam?« Er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Ich grinste entschuldigend und flüchtete.
    Sobald ich wieder in meinem Zimmer war, wurde mir klar, dass mich die Aussicht, mit Sam allein zu sein, erschreckte, ganz besonders in einem Zimmer, das zu opulenten Liebesnächten einlud. Es zählte nicht, dass wir schon hunderttausendmal in meiner Wohnung zusammen zu Abend gegessen hatten. Die Dinge hatten sich geändert. Also bestellte ich beim Zimmerservice eine Flasche Wein auf eigene Kosten. Es war mir egal, dass ich arbeitslos war: Nüchtern zu sein war keine Option. Daher genehmigte ich mir, während ich auf Sam wartete, mehrere fertig gemixte Wodka Tonics aus der Minibar. Das wiederum ermöglichte es mir, die Dinge von der komischen Seite zu sehen, als zwanzig Minuten später das Telefon in meinem Zimmer klingelte.
    Â»Hallo, hier spricht Catrina von der Rezeption«, meldete sich eine ausgesprochen wohlartikulierte Frauenstimme. »Hier unten steht ein Mann, der behauptet, Sie würden ihn erwarten. Er hat eine Plastiktüte mit Take-away-Curry bei sich. Ist das korrekt, Miss Lambert?«
    Ich hielt das Mundstück mit der Hand zu und kicherte, konnte ich mir doch lebhaft vorstellen, wie Bowes mit seiner Plastiktüte lässig vor sich hin pfeifend ins Mandarin Oriental schlenderte und sich wunderte, warum er aufgehalten wurde.
    Â»Ã„hm …«, sagte ich, dann musste ich wieder lachen. Nicht ohne Mühe riss ich mich zusammen. »Ja, er ist mein Freund«, sagte ich. »Er wird nicht über Nacht bleiben. Wir möchten nur zusammen essen.«
    Schweigen. »Also gut«, sagte Catrina. »Bitte rufen Sie uns an, damit wir die leeren Schachteln abholen können, dann müssen Sie nicht in dem Curry-Geruch schlafen.«
    Ich erschrak und versprach Catrina, genau das zu tun.
    Â»Dumm gelaufen«, sagte Sam vergnügt, als er bei mir ankam. »Sie halten uns für Proleten!«
    Â»Das sind wir, Bowes. Wir essen Take-away-Curry im Mandarin Oriental.«
    Er stellte die Schachteln mit wunderbar duftendem Curry auf einen niedrigen, glänzenden Couchtisch, den er ans Fenster zog, damit wir auf dem Fußboden sitzen und beim Essen die Pferde auf der in Flutlicht getauchten Rotten Row beobachten konnten. Sam war sehr erleichtert, als er meinen Wein sah. »Gott sei Dank«, sagte er. »Ich habe eine Flasche gekauft, aber sie hat bloß zwei neunundneunzig gekostet. Wahrscheinlich purer Brennspiritus.«
    Ich schenkte uns beiden ein großes Glas ein.
    Kurz danach fing ich an, mich richtig zu entspannen, und ich erinnerte mich, warum ich Sams Gesellschaft so sehr genoss. Alles war so easy.
    Vorausgesetzt wir blieben an der Oberfläche.
    Wir kamen auf meine Eltern zu sprechen, die sich in ihrem vorgerückten Alter in ein Rucksackabenteuer gestürzt hatten. Sam schien begeistert zu sein von ihren Geschichten. »Im Augenblick arbeiten sie ehrenamtlich in einem Tigerreservat«, erzählte ich. »Mum schrieb in ihrer letzten E-Mail, dass Dad immer wieder versucht, Tigerbabys mit in ihre Unterkunft zu schmuggeln.«
    Sam kicherte. »Ich bin so froh, dass es ihm wieder gutgeht. Dein alter Herr ist echt der Wahnsinn.« Er tauchte sein Naan-Brot in mein Masala.
    Ich war froh, dass Sam meinen verrückten Vater toll fand. Dr. Nathan

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