Verliebt in einen Unbekannten
William. Ich kann einfach nicht fassen, dass es in Wirklichkeit Sam war.«
»Aber Sam ⦠Pfui! Er ist ein geiler Köter!«
»Stimmt. Genau das ist ja so verwirrend.«
Hailey sackte über der Kontrollfläche des Crosstrainers zusammen und sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. »Bowes«, stammelte sie benommen. »Bowes und Charley?«
Ich fuhr entsetzt auf. »Nein! Unsinn. Nie im Leben. Das Ganze war ein unglaublicher Zufall. Wie du schon sagtest, wenn man sich hinter einem Computer verstecken kann, kann jeder in jede Rolle schlüpfen.«
Hailey pfiff erneut. »So ist es. Ich denke, wir sollten uns auf ein paar Cocktails verabreden. Morgen Abend? Wir könnten uns aufbrezeln und ins Tiger Lily gehen.«
»Das wäre prima. Aber Hailey, bist du sicher, dass zwischen uns alles okay ist? Ich war ziemlich auÃer mir wegen der Dinge, die du gestern zu mir gesagt hast.«
Plötzlich nahm ihr Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck an. »Ja, meine Liebe«, sagte sie dann. »Es tut mir wirklich leid. Es ist nur so, dass ⦠Nun, Matty ist neulich sehr spät von einer Betriebsfeier nach Hause gekommen. Ich war total mit den Nerven am Ende. Dachte schon, er wäre mit einer anderen Frau zusammen gewesen. Ich weiÃ, dass er so etwas nicht tun würde, doch woher soll ich wissen, ob dort drauÃen nicht irgendein Mädchen lungert, das nur darauf wartet, ihn in die Fänge zu kriegen?«
»Und was hat das mit William zu tun?«, fragte ich verwirrt.
»Ja, ich weiÃ, es ist ein bisschen weit hergeholt ⦠Ich schätze, ich bin einfach nicht besonders gut zu sprechen auf Frauen, die ihre Finger nach vergebenen Männern ausstrecken. Shelley hat mir leidgetan. Er war für sie bestimmt, nicht für dich.«
»Aha.«
»Tut mir leid. Ich bin nervig und voreingenommen, aber das nur, weil ich verliebt bin. Dieser Zustand hat mich in eine paranoide Irre verwandelt.«
Ich fingerte an der Schnur meiner Shorts und versuchte herauszufinden, ob ich mich mit dieser Erklärung zufriedengeben konnte.
Ich konnte.
»Schon okay, Hails. Das war alles ein Riesenschlamassel.«
Wir lächelten einander verlegen an. »Ãbrigens, was machst du hier eigentlich?«, fragte ich sie.
»Ich dachte, es wäre Zeit, ein bisschen abzunehmen.«
»Nicht dass dein Vorbau schrumpft, das wäre eine nationale Katastrophe!«
»Dem wird es an nichts mangeln«, sagte sie und rückte ihre beiden Brüste zurecht, dann startete sie den Crosstrainer, um sich weiterzuquälen. Ihr mächtiger Busen hüpfte euphorisch auf und ab, als wollte er ihre Worte unterstreichen. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, Hailey im Fitnessstudio zu begegnen.
Als ich zu Hause eintrudelte, war es schon fast elf. Mein linkes Bein pochte, und ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen, weil ich mich nach dreiÃig Minuten Schlaf und einem anstrengenden Zwölf-Stunden-Arbeitstag tatsächlich noch ins Fitnessstudio geschleppt hatte. Das war unverantwortlich.
Ich fragte mich, was William dazu sagen würde.
Dann stöhnte ich. Nicht William, sondern Sam.
Hatte sich Sam so gut in Shelley einfühlen können, weil er seit Jahren mit mir zusammenlebte? Dachte er an mich, als er anfing, Shelleys Arbeitswut auseinanderzunehmen? Soweit ich wusste, war Sam viel zu beschäftigt mit seiner eigenen Routine, die aus Fernsehen, Nutella-Toast-Essen und Frauen-Abschleppen bestand, um mit meinen alltäglichen Aktivitäten vertraut zu sein, geschweige denn sich ein Urteil darüber bilden zu können. Doch vielleicht hatte er mir die ganze Zeit über dabei zugesehen. Vielleicht hatte er sich gefragt, ob hinter Shelleys furchteinflöÃender Business-Fassade nicht ein liebenswerter, verletzlicher Mensch steckte, und dabei von mir auf sie geschlossen. Entrüstung stieg in mir auf. Der bescheuerte Samuel Bowes sollte mich nicht für eine Irre halten, die im Grunde ganz nett war, wenn sie auf Sparflamme lief! Das passte mir nun ganz und gar nicht!
Nach einem Augenblick des Zorns seufzte ich und stieg schweren Herzens von meinem hohen Ross hinab. Tatsache war, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, ob Sam an mich gedacht hatte, als er Shelley auf den Zahn fühlte, und vermutlich würde ich das nie herausfinden. Auf keinen Fall würde ich ihm verraten, dass ich Shelleys E-Mails geschrieben hatte.
Um fair zu
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