Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
Wandlung, also sollte ich dich warnen - Rachels Denkabläufe werden noch eine ganze Weile, nachdem sie aufgewacht ist, nicht besonders klar sein.”
„Wie meinst du das?”, fragte Etienne.
„Frisch Gewandelte sind häufig verwirrt und störrisch, wenn sie aufwachen. Es fällt ihnen schwer, die Beweise für ihren neuen Zustand zu akzeptieren, und deshalb kämpfen sie dagegen an. Ihr Geist befindet sich häufig in einem solchen Aufruhr, dass die Vernunft nicht viel ausrichten kann. Diese junge Frau wird sich vielleicht in alle möglichen Gründe hineinsteigern, um herauszufinden, was mit ihr passiert ist, in sehr wirre Gründe. Hab einfach Geduld, bis ihr Geist wieder klarer wird und sie imstande ist, sich mit den neuen Tatsachen abzufinden. Versuche, sie nicht zu sehr aufzubringen.”
Etienne nickte nachdenklich und bemühte sich zu begreifen, was seine Mutter gesagt hatte. „Gut, ich werde mein Bestes tun.”
„Das weiß ich, Söhnchen.” Seine Mutter tätschelte zärtlich seine Wange, dann folgte sie Bastien. „Wir kommen bald zurück, um dich zu unterstützen”, waren ihre letzten Worte, bevor die Tür hinter ihr zufiel.
Etienne lächelte in sich hinein. Es war doch gut, eine Familie zu haben, dachte er und wandte sich wieder seiner Patientin zu.
3
Rachel tat der ganze Körper weh, und einen Augenblick war sie überzeugt davon, dass sie immer noch unter den Nachwirkungen der Grippe litt, die sie so umgeworfen hatte. Aber als sie die Augen öffnete, sah sie sofort, dass sie nicht in ihrem eigenen Bett zu Hause lag. Tatsächlich hatte sie den Raum, in dem sie sich befand, noch nie zuvor gesehen.
Sie versuchte sich mit aller Kraft daran zu erinnern, wie sie hierhergekommen war und wo genau dieses Hier war, als ihr Gedächtnis wieder zu funktionieren begann - unzusammenhängende und wunderliche Erinnerungsfetzen: ein blonder Mann, der sich über sie beugte, sie im Rücken stützte und sie drängte zu trinken, obwohl es kein Glas gab, aus dem sie hätte trinken können. Aber sie hatte eine warme, dicke Flüssigkeit auf der Zunge gespürt. Sie konnte sich auch an einen Verrückten erinnern, der einen Tarnanzug und einen Trenchcoat trug und eine Axt schwang.
Sie erinnerte sich an schreckliche Schmerzen in der Brust, und dann hatte sie ein Bild von Fred und Dale vor Augen, die ihr erzählten, sie habe die Stelle als Stellvertreterin bekommen und müsse bald keine Nachtschichten mehr machen. Die Erinnerungen schienen alle durcheinanderzuwirbeln, aber zumindest die letzte war gut und brachte sie zum Lächeln, während sie noch unentschlossen zwischen Wachen und Träumen schwankte. Dann fiel ihr ein verwirrendes Gespräch ein, das sie gehört hatte - eines, das sie überhaupt nicht verstanden hatte und jetzt auch nicht besser verstand, aber es hatte etwas mit Lebensgefährten und Wandlung zu tun. Wandlung von oder zu was und wie - das wusste sie nicht. Insgesamt hatten sich die einzelnen Erinnerungsstränge verheddert und waren nur schwer zu lösen und zu begreifen.
Wieder öffnete sie die Augen und sah sich diesmal genauer in dem Zimmer um. Es war geschmackvoll und modern in Blau eingerichtet, mit abstrakten Gemälden und silbernen Lampen auf beiden Seiten des Bettes. Rachel war sich immer noch nicht klar darüber, wo sie sich befand und wie sie hierhergekommen war, aber sie fühlte sich so schwach und erschöpft, dass sie zu dem Schluss kam, dass es gleichgültig sei und sie nun schlafen müsse. Als sie jedoch die Augen wieder schloss, sah sie das Bild einer Axt vor sich, die auf sie niederfuhr.
Im Nu waren ihre Augen wieder offen, und ihr Herz raste. Sie war von einem Axthieb getroffen worden, und das war mit größter Sicherheit ein tödlicher Schlag gewesen. Zumindest wäre es fast einer geworden. Aber sie hatte auch eine vage Erinnerung an ihren Angreifer und dann an einen Mann mit silbernen Augen, der sich über sie beugte und ihr sagte, sie solle sich nicht bewegen und keine Kraft verschwenden, während er ihre Wunde untersuche. Er hatte genau so ausgesehen wie der Mann, der ihre fiebrigen Grippeträume damals heimgesucht hatte, aber das Haar dieses Mannes war dunkel gewesen und das des Mannes in ihren Träumen blond.
Offensichtlich hatte ihr geholfen werden können. Rachel wünschte sich nur, dass ihr Kopf ein klein wenig klarer würde. Die Erinnerung an den Axthieb erklärte zwar die Schmerzen in ihrer Brust, aber nicht al die anderen, unter denen sie litt. Sie erklärte auch nicht, wo sie war.
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