Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
hatte sie keine letzte Ölung erhalten. Die Priester sagten, wenn man ohne sie starb....
Sie gebot diesen beunruhigenden Gedanken Einhalt und begann die Treppe hinabzusteigen. Es war auf jeden Fall besser zu wissen, woran man war. Unkenntnis würde sie auch nicht selig machen.
Sie schaffte es die Treppe hinunter, wenn auch sehr mühsam. Sie bestand fast nur noch aus Schmerzen und Schwachheit. Ihre Beine schienen aus Gummi zu sein, als sie endlich auf der letzten Stufe des Souterrain angekommen war. Als ihre Füße in einem hochflorigen Teppichboden versanken, war sie sich einigermaßen sicher, dass sie sich nicht in der Hölle befand - die Hölle war ganz bestimmt nicht so bequem ausgestattet.
Vielleicht träumte sie ja. Vielleicht war sie noch gar nicht richtig aufgewacht. Diesen Gedanken konnte sie erheblich leichter akzeptieren. Er gefiel ihr sogar. Zumindest war er wesentlich besser zu ertragen als der Gedanke, tot zu sein. Träume konnten unterhaltsam sein. Solange sie nicht zu Albträumen wurden.
Sie schob diesen beunruhigenden Aspekt beiseite und ließ den Blick über die vor ihr liegenden Türen gleiten. Die erste stand offen, und in dem schwachen Licht, das auf den Flur fiel, konnte Rachel erkennen, dass sie in eine Waschküche führte. Die zweite Tür öffnete sich in einen Weinkeller. Damit blieb noch die dritte, die geschlossen war. Ein schmaler Streifen Licht drang unter ihr hervor.
Rachel versuchte sich gegen ihre Angst zu wappnen, indem sie tief Luft holte, dann drückte sie die Klinke herunter. Auf den ersten Blick wirkte dieses Zimmer wie eine Art Überwachungsraum. Computer standen auf dem großen, L-förmigen Schreibtisch, der sich über zwei Wände erstreckte. Es gab mindestens vier Computer mit ebenso vielen Monitoren. Aber die Idee, dass es ein Überwachungsraum war, verlor sich im selben Moment, als Rachel erkannte, dass die Bilder auf den Schirmen nicht das Haus zeigen konnten, in dem sie sich befand.
Sie ging ein paar Schritte weiter in den Raum hinein, um sich die Bilder besser ansehen zu können. Eins war ein Standbild eines gruseligen nächtlichen Waldes. Ein anderes zeigte ein ihr unbekanntes, unheimliches altes Haus. Auf dem dritten Monitor zeigte sich das mitten in der Bewegung eingefrorene Computerbild einer schönen Frau, die ein Kreuz umklammerte, als wollte sie damit das Böse abwehren. Der letzte Monitor war leer.
Fasziniert von dem Bild der Frau überging Rachel den Rest des Raums und stellte sich vor den Monitor mit diesem Bild. Die Frau war sehr schön, mit langem dunklem Haar und großen silbernen Augen. Sie kam ihr irgendwie bekannt vor.
„Ich kenne dich”, rief Rachel leise dem Bildnis zu. „Woher kenne ich dich nur?” Die Frau schien Teil des Durcheinanders von Erinnerungen zu sein, die durch ihren Kopf geisterten. „Woher kenne ich dich nur?”, wiederholte Rachel ein wenig lauter, als erwartete sie, dass ihr der Bildschirm antwortete.
Das tat er nicht, aber plötzlich knarrte es hinter ihr. Rachel fuhr herum, und ihre Nackenhaare sträubten sich. An der Wand neben der Tür stand ein altmodischer Sarg, den sie beim Hereinkommen nicht bemerkt hatte. Und jetzt hob sich langsam der Deckel dieses Sarges, und eine blasse Hand war zu sehen, die ihn bewegte. Der Deckel öffnete sich knarrend immer weiter, ein Handgelenk tauchte auf, ein Arm, dann folgte eine Schulter.
Es dauerte in Wirklichkeit nur einen Moment, aber Rachel kam es vor wie eine Ewigkeit. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, und ihre Knie wurden weich, als der Sargbewohner sich aufsetzte. Es zog ihr die Beine weg, und sie öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei, als der blonde Mann aus ihren Träumen sich suchend umblickte und sie schließlich entdeckte.
„Oh.” Er schien überrascht, dass sie in seinem Zimmer war. „Hallo. Ich dachte doch, ich hätte gehört, dass jemand etwas sagte, aber ich habe Ihre Anwesenheit nicht gespürt, also war ich nicht sicher, ob es sich nicht einfach um einen Traum handelte. Ich hätte es besser wissen sollen. Ich hatte schon befürchtet, Sie würden wach werden und sich fürchten.”
„So ein Mist”, hauchte Rachel, als der Raum sich um sie zu drehen begann. „Ich werde ohnmächtig.”
„Tatsächlich?”, meinte er. „Das scheint Ihnen häufiger zu passieren.”
Rachel setzte sich mit einem Plumps auf ihr Hinterteil, als die Muskeln in ihren Oberschenkeln nur noch aus Watte bestanden. Aber aller Ankündigung zum Trotz verlor sie das Bewusstsein nicht,
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