Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
Waschbecken sie aufhielt.
Sie stand lange Zeit da und starrte fasziniert ihr Spiegelbild an. Sie sah gut aus. Verdammt gut. Ihr Haar war glänzend und lebendig - dunkelrot mit Naturlocken und nicht das übliche trockene Orangerot, das immer wieder eine Spezialölbehandlung brauchte. Seit ihrer Teenagerzeit hatte sie nicht mehr so gut ausgesehen. Das hektische, stressreiche Leben an der Uni und danach die Anstrengungen ihrer Arbeit waren ihr nicht gut bekommen. Ihr Gesicht war jetzt rosig und gesund -wohl kaum die Hautfarbe einer Kranken, die sich von einer Brustwunde erholt. Und auch nicht die Blässe der Untoten. Ein ironisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Vampire hatten kein Spiegelbild. Sie war keine Vampirin.
Das hatte sie eigentlich ohnehin nie geglaubt. Sie verzog das Gesicht zu einer kleinen Grimasse, dann gab sie zu: Nun ja. Eine Minute hatte ich wirklich Angst, dass diese Traumerinnerungen an einen Mann mit silbernen Augen wahr sein könnten, der mir sagte, er habe mich „gewandelt”, um mir das Leben zu retten. Albernes Ding, tadelte sie sich. Aber sie zog dennoch die Lippen zu einem Zähnefletschen zurück. Ihre Zähne sahen normal aus, und sie hätte am liebsten erleichtert aufgeschluchzt. „Danke, lieber Gott”, hauchte sie.
Sie holte tief Luft, um sich zu wappnen, und öffnete dann das Laken, das sie trug, zu einer letzten Prüfung. Sie fand die Haut ihres Oberkörpers und der Brüste zart und unverletzt. Mist. Nicht dass sie sich gewünscht hätte, verwundet zu sein, aber es hätte vielleicht geholfen, diese Träume abzutun. In diesem Augenblick bemerkte Rachel auch, dass das Laken, das sie trug, dieselbe hellblaue Farbe hatte wie in ihrem Traum. Einen Augenblick wurde sie von Panik gepackt, aber sie bezwang sie.
„Ruhig. Ganz ruhig”, befahl sie sich selbst. „Es gibt eine vollkommen vernünftige Erklärung dafür. Du musst sie nur finden.” Ein wenig beruhigt von dem Klang ihrer Stimme, wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab. Als sie zurück ins Schlafzimmer schaute, konnte sie im Licht der Badezimmerlampe die Möbel besser erkennen. Sie erstarrte.
Es war tatsächlich das Zimmer aus ihrem Traum. Ihr Blick fiel auf den Infusionsständer. Der Beutel war beinahe leer, aber wie zuvor enthielt er noch ein oder zwei Tropfen einer Flüssigkeit. Blut. „Oh Gott.” Rachel trat nervös von einem Bein auf das andere, dann durchquerte sie das Schlafzimmer. Sie musste wissen, was sich hinter der Tür befand. Doch sicher nicht der Flur aus ihrem Traum.
„Verdammt”, flüsterte sie, als sie hinter der Tür genau das vorfand, was sie befürchtet hatte: den langen, leeren Gang, an den sie sich so gut erinnerte. Sie atmete tief durch und versuchte den Kopf nicht zu verlieren. Na schön, der Flur und selbst das Schlafzimmer waren dieselben wie in ihrem Traum.
Das ließ sich leicht erklären. Vielleicht hatte sie noch nicht vollkommen im Koma gelegen, als man sie hergebracht hatte. Vielleicht war sie halb bei Bewusstsein gewesen oder hatte Fieber gehabt oder so etwas und war wach genug gewesen, um Flur und Schlafzimmer zu sehen und sich daran zu erinnern.
Sie fegte alle Widersprüche vom Tisch, betrat den Flur und ging vor bis zum Treppenabsatz. In dem, was sie für einen Traum hielt, war das Entree dunkel und leer gewesen. Leer war es zwar immer noch, aber nicht dunkel. Aus den Räumen kam Licht, und sie konnte leise Stimmen hören.
Nach anfänglichem Zögern stieg sie die Treppe hinab. Sie presste ihre Zehen bei jedem Schritt fest gegen das Holz der Treppe, um sich zu beweisen, dass sie diesmal nicht nur träumte.
„Du hast ihr gesagt, es sei ein Traum?” Rachel wurde langsamer, als sie diese Frage hörte. Die Frauenstimme fuhr verärgert fort: „Etienne! Was hast du dir nur dabei gedacht?”
„Ich habe mir gedacht, dass sie Ruhe brauchte und dass das der leichteste Weg war, sie zu beruhigen”, antwortete eine Männerstimme ein wenig defensiv. „Sie war ein bisschen durcheinander, Mutter.”
„Das ist nur verständlich”, erklang eine andere Stimme, die der des Traummannes ähnelte, der behauptet hatte, ihr Gastgeber zu sein, aber tiefer und irgendwie ernster war, obwohl er im Augenblick amüsiert klang. „Besonders, da sie dich erwischt hat, als du in diesem Sarg schliefst.”
„Oh Etienne!”, rief die Frau. „Du hast dieses eklige alte Ding noch?”
„Normalerweise schlafe ich nicht darin” - nun klang er entschieden defensiv - „aber ich hatte einige meiner besten
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