Verliebt in einen Vampir: Argeneau Vampir 2
treiben ließ. Sie bedauerte nur eins, bevor sie in Schlaf versank: Wenn das alles nur ein Traum war, dann würde auch dieser gut aussehende, kraftvoll e Mann, der sie eben getragen hatte, nur ein Traum sein, und das war eigentlich sehr schade.
Etienne beobachtete, wie Rachels Gesicht im Schlaf alle Anspannung verlor. Sie war eine wunderschöne Frau und beinahe so groß wie er, was ihm gefiel, aber ihr Leben war offenbar sehr anstrengend gewesen.
Es gab Spuren von Mühsal um Mund und Augen. Die würden verschwinden, sobald sie genug Blut in sich aufgenommen hatte, aber es gab noch andere Anzeichen dafür, dass ihr Leben nicht einfach gewesen war. Er schob ihr eine feuerrote Locke von der Wange und lächelte, als sie gereizt das Gesicht verzog und seine Hand wegstieß, als sei sie eine lästige Fliege.
Ja, Rachel war eine interessante Frau. Sie ließ manchmal Anzeichen von Widerspenstigkeit erkennen. Das mochte er, denn er hatte Herausforderungen immer genossen. Sein Lächeln verschwand, als er an Rachels Reaktion dachte. Sie würde sich der Wandlung zunächst widersetzen, denn sie hatte offenbar alle möglichen falschen Vorstellungen, was seinesgleichen betraf. Beulen im Gesicht?
Blutsaugende Dämonen? Er würde ihr einiges erklären müssen, wenn sie das nächste Mal wach war. „Vampir” war kein Etikett, das ihm zusagte, aber es war praktisch, und die meisten Leute verstanden es. Es könnte als Aufhänger für das Gespräch dienen, das ihm mit ihr bevorstand.
Etienne unterdrückte ein Gähnen und sah sich in seinem Schlafzimmer um. Er wäre gerne hiergeblieben, denn er wollte sie nicht allein lassen, aber auch er wurde müde. Aus ihrer Blässe schloss er, dass sie noch zwei oder drei weitere Beutel Blut brauchen würde. Und wenn ein Beutel leer war, würden die Krämpfe sie wieder aufwecken. Er wollte nicht, dass sie schwach und zittrig im Haus herumlief – sie konnte hinfallen und sich wehtun.
Nach kurzem Zögern steckte Etienne sich also neben ihr auf dem Bett aus. Er überkreuzte die Füße und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, dann warf er ihr einen kurzen Blick zu. Er würde hierbleiben, dösen und die Beutel wechseln, wenn sie leer waren. Ihre Ruhelosigkeit, wenn sie einen neuen brauchte, würde ihn schon wecken.
4
Das Zimmer war dunkel und leer, aber trotzdem hatte sie etwas geweckt. Rachel blieb noch einen Moment ruhig liegen, lauschte und sammelte sich. Es war nicht vollkommen still. Draußen war es offenbar windig. Sie konnte das leise Rauschen hören, wenn der Wind um das Haus strich und die Zweige sich raschelnd bewegten. Aber das waren die einzigen Geräusche, und sonst gab es nichts, was anzeigte, wo sie war - nichts außer den Erinnerungen, die auf sie eindrangen.
Diese Erinnerungen waren beängstigend und verwirrend.
Diesmal jedoch befanden sie sich in der zeitlich korrekten Abfolge. Rachel erinnerte sich genau daran, dass Fred und Dale das Explosionsopfer gebracht und ihr erzählt hatten, sie würde die Stelle in der Tagschicht bekommen, die sie immer hatte haben wollen. Dann fiel ihr mühelos wieder ihre Irritation über den Zustand des Explosionsopfers ein und gleich darauf der Verrückte mit dem wilden Blick, der in den Raum gestürzt war. Und sie sah noch immer sehr deutlich vor sich, wie seine Axt auf sie niederfuhr und in sie eindrang.
Aber jetzt hatte sie keine Schmerzen mehr.
Sie hätte gerne geglaubt, dass sie sich deshalb so gesund fühlte, weil man ihr hervorragende Medikamente gegeben hatte, aber da fiel ihr ein, zuvor schon einmal aufgewacht und dem gut aussehenden blonden Mann mit den silbernen Augen begegnet zu sein. Etienne. Es war derselbe Mann, der in ihren Träumen erschienen war, als sie in der Woche vor dem Axtangriff krank gewesen war. Aber er war auch der Mann gewesen, der behauptet hatte, ein Vampir zu sein, und ihr dann seine ausfahrbaren Zähne gezeigt hatte. Was sie eigentlich hätte überzeugen sollen, dass al ihre Erinnerungen nichts weiter als ein Traum waren. Schließlich gab es keine Vampire.
Rachel bewegte sich vorsichtig und war auf schreckliche Schmerzen in ihrer Brust vorbereitet, dort, wo die Axt sie getroffen hatte, aber es gab keine. Man hatte ihr offenbar sehr starke Schmerzmittel verabreicht. Zweifellos verwirrten diese Drogen auch ihr Denken und dämpften nicht nur den Schmerz, den sie spüren sollte. Erstaunliche Drogen, dachte Rachel. Sie hatte sich seit Jahren nicht mehr so stark und gesund gefühlt. Zumindest nicht, seit sie mit
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