Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Bräutigam zu ihrer verräterischen Schwester mitnehmen wollte – doch sie schien in ihrem Ärger und ihrer Trauer von der Familie allein gelassen. Der Gesundheitszustand von Margaret war zu besorgniserregend, um die gekränkte Eitelkeit der ander en auch nur annähernd bedeutsam erscheinen zu lassen.
»Sie werden Margaret wohlbehalten zurückbekommen«, hörte Emily Eve sagen. »Ich bin mir sicher, alles wird sich zum Guten wenden.«
Mr. Wakefield murmelte zur Antwort, Emily konnte nicht verstehen, was. Sie wünschte, sie würden endlich losfahren. Sie wünschte, sie würden endlich dieses Gut, seine Geschichte, sein Jahrhundert hinter sich lassen.
Die Tür quietschte, die Kutsche schaukelte, und Eve stieg ein. Emily rang sich ein Lächeln ab. Eve setzte sich ihr gegenüber.
»Es ist dir doch recht, dass Adam und ich mit eurer Kutsche fahren?«, fragte sie. »Wir haben unsere Chloe und Joe überlassen. Es ist doch bequemer so, als zu reiten.« Sie sah ungeheuer freundlich aus und ungeheuer besorgt, und Emily dachte, dass sie selbst vermutlich besorgniserregend aussah mit den vielen unschönen Gedanken hinter ihrer Stirn und dem Stein in ihrem Magen.
»Natürlich«, antwortete sie, »warum sollten wir zwei Kutschen nehmen? Es ist viel praktischer so. Ökonomischer.«
Ökonomischer?
Was redete sie da?
Sie räusperte sich. »Es tut mir leid, Eve«, setzte sie erneut an. »Ich bin etwas müde.«
Die Kutsche geriet noch zweimal ins Wanken, offenbar nahmen Cullum und Adam beide auf der Fahrerbank Platz, dann setzte sie sich ruckartig in Bewegung. Eine Zeit lang sprach niemand, schließlich brach Eve das Schweigen.
»Es muss furchtbar für dich gewesen sein, heute Morgen am See«, sagte sie. Sie löste die Haarnadel, mit der sie die Haube am Hinterkopf befestigt hatte, und legte den Hut neben sich ab. »Die arme Kleine! Ein Glück, dass sie sich nicht mehr daran erinnert, was ihr widerfahren ist.«
»Ja«, stimmte Emily zu, »ein Glück.« Sie lehnte den Kopf gegen das Holz und sagte nichts weiter. Noch einmal darüber zu sprechen bedeutete, das Ganze noch einmal zu erleben, und dazu fehlte ihr die Kraft.
»Am Schlimmsten war sicher, dass du nichts wusstest von der Chance, die Cullum und Chloe dem Mädchen einräumen konnten. Du wusstest nicht, wozu sie fähig sind, nicht wahr?«
»Ich weiß nicht, ob es dann einfacher für mich gewesen wäre, Milly sterben zu sehen«, sagte Emily. »Ich denke nicht.«
Eve schwieg. Emily beschlich das schlechte Gewissen, ihre furchtbare Stimmung an jemandem auszulassen, der nichts, gar nichts dafür konnte, dass in ihrem Inneren ein Tornado wütete.
»Es tut mir leid«, wiederholte sie, im gleichen Augenblick, in dem Eve sagte: »Wir hätten dich besser vorbereiten müssen.« Sie nickte, um ihre eigenen Worte zu bekräftigen. »Wirklich – uns muss es leidtun. Du kommst hierher, wirst durch die Zeiten katapultiert, du weißt nichts darüber, wie wir leben, was wir tun, wie wir es tun, wie lange schon. So hat sich deine Mutter das sicher nicht für dich gewünscht.« Eve seufzte. »Sie wäre unglaublich stolz auf dich. Du hast dich so tapfer geschlagen!«
Emily sah Eve an und dann aus dem Fenster. Das Tal und Travestor House lag hinter ihnen. Sie schaukelten einen schmalen Schotterweg bergauf. Der Nieselregen ließ das satte Grün der Wiesen leuchten.
»Ist es wahr, dass ihr abgestimmt habt?«, fragte sie, bevor ihr klar wurde, was sie da sagte, bevor sie sich selbst bremsen konnte, dann schüttelte sie den Kopf. »Bitte vergiss das«, sagte sie, während sie sich Eve wieder zuwandte, »ich habe keine Ahnung, was mit mir los ist. Der Schock vermutlich, ich weiß wirklich nicht …« Der Satz blubberte ins Leere und mit ihm Emilys Gedankengang. Sie starrte Eve mit großen Augen an. Wenn sie sie schloss, fürchtete sie, würden sich die Tränen lösen, die hinter ihren Lidern brannten, seit sie in diese Kutsche gestiegen war.
Eve beugte sich vor und nahm Emilys Hand. Ihr Blick war voller Mitgefühl. »Abgestimmt – worüber?«, fragte sie sehr, sehr leise, und Emily blinzelte, aber sie weinte nicht.
»Darüber, ob ich in Hollyhill bleiben darf.«
Eves Stirn legte sich in Falten.
Emily räusperte sich. »Chloe sagte, ihr hättet darüber abgestimmt, ob ich bleiben sollte oder nicht. Sie sagte …« Matt wäre ganz vorne dabei gewesen bei dieser Entscheidung. Emily schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht genau. Ist vielleicht nicht wichtig.«
Eve streichelte mit dem
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