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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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schätzte sie, womöglich im Dachgeschoss, das Fenster war sehr klein gewesen, und seitlich davon war eine Art Spalier angebracht, an dem sich die herbstlichen Reste einer Pflanze festhielten. Die Hauswand, war sie ockerfarben gewesen? Die Mauer, in dessen Schutz sich die Gestalt bewegt hatte, war womöglich ein Stall. Vermutlich sogar. Seltsamerweise erinnerte sich Emily an den Geruch. Und an Cullum, er hatte die Zügel eines Pferds in der Hand gehalten.
    Emily holte Luft und erzählte den anderen, was sie gesehen hatte.
    »Eve, wärst du so nett und klärst Harry darüber auf, dass wir vermutlich nach einem Herrenhaus suchen, mit Ländereien und Pferdeställen und bestimmt auch etwas größer, wenn sie sich Dienstmädchen und Stallburschen halten?« Josh warf Emily einen Blick zu, und diese nickte langsam. Sie war sich auf einmal sicher, dass sie, Emily, dort als Dienstmädchen tätig war, zu hundert Prozent.
    »Martha-May, denkst du, du hast ein paar Kerzen in deinem Laden? Dann können sich Cullum und Chloe die Kutsche noch einmal genauer ansehen. Matt«, fuhr er fort, »bringst du das Pferd in den Stall? Und wir werden die Kutsche brauchen, die vor unserer Scheune parkt. Rose, du suchst ein paar Vorräte zusammen, einverstanden? Wir werden Proviant benötigen.« Er steckte Riechsalz und Tuch zurück in seine Tasche und stand auf. »Adam, hilfst du mir, Amber ins Haus tragen?«
    Und während alle in unterschiedliche Richtungen strömten und die beiden Männer das bewusstlose Mädchen in Joshs und Matts Cottage trugen, blieben Silly und Emily zurück und sahen sich schweigend an. Silly, in ihrem Blümchenkleid mit den hellblonden Korkenzieher-Locken und der rosa Schleife im Haar. Emily, die Frisur derangiert, das edle Kostüm voller Schlamm.
    Sie machte einen Schritt auf Silly zu, und es ratschte unter ihren Füßen, als der Saum ihres Kleids riss. Einen Augenblick lang starrte sie entsetzt auf den schmutzigen, zerrissenen Stoff, dann auf Silly. Und dann, dann prusteten sie los, beide gleichzeitig, sodass Joe noch einmal den Kopf aus seinem Laden steckte und Cullum mit der Zunge schnalzte und Chloe die Augen verdrehte, und hielten sich die Bäuche vor lauter Lachen und die Wangen, die ganz heiß geworden waren.
    »O Gott, es tut mir leid«, brachte Emily schließlich prustend hervor. »Ich weiß, das ist nicht komisch, ganz und gar nicht, das arme Mädchen, es ist nur … Wie wir aussehen!« Sie betrachtete Silly mit funkelnden Augen, angestrengt darum bemüht, ernst zu bleiben, aber es gelang ihr nicht.
    Silly holte keuchend Luft. »Ich weiß«, stöhnte sie, »nicht lustig.« Und dann begannen sie erneut zu kichern, laut und schrill.
    »Jeeeeez, wollt ihr vielleicht reingehen? Dieses alberne Gegacker ist ja kaum zu ertragen.« Chloe, die inzwischen in die Kutsche geklettert war, steckte den Kopf aus der Tür und warf Emily einen angeekelten Blick zu.
    Silly lachte sie an. »Komm«, sagte sie und zog Emily am Arm.
    »Warte.« Emily hob ihr Kleid an, so hoch, dass der Saum gerade ihr Knie bedeckte. Silly begann erneut zu kichern.
    »Ich hab dir gesagt, ich bin hierfür nicht geschaffen«, sagte Emily grinsend.
    »Das hast du«, antwortete Silly in gespieltem Ernst. »Du wirst dich niemals zurechtfinden im 19. Jahrhundert.«
    »Und im 20. auch nicht«, sagte Emily, während sie auf Joshs und Matts Cottage zugingen.
    »Und im 20. auch nicht«, stimmte Silly zu. Sie schwieg einen Moment. »Es sei denn …«, begann sie, »ich würde dir zeigen, wie man sich als Dame von Welt zu verhalten hat.« Sie zupfte an ihrem Kleid und tänzelte einige Schritte vor Emily dahin. »Tadaaaaa«, machte sie, und Emily lachte.
    »So viel Zeit haben wir nicht«, sagte sie. »Nächste Woche wollte ich eigentlich wieder nach Hause fahren.« Nächste Woche im 21. Jahrhundert, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Silly blieb stehen. »Ich werde dich vermissen«, sagte sie, und peng, diese vier Wörter genügten, um Emily wieder in die Realität dieses kalten Novemberabends zurückzuholen.
    Sie räusperte sich. »Was war das vorhin?«, fragte sie und holte Luft. »Das mit den grauen Flächen, die du siehst?«
    Silly hakte sich bei Emily unter und schob sie weiter in Richtung von Joshs Cottage. »Ich kann die Aura der Menschen lesen«, sagte sie. »Also, nicht wirklich lesen – eher erkennen, würde ich sagen. Ich kann Stimmungen wahrnehmen und grundlegende Charakterzüge. Ob jemand erregt ist oder völlig gelassen. Wie viel negative Energie von

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