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Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
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Schwarz das blasse Gesicht. Sie sah jung aus. 17, vielleicht erst 16 Jahre alt. Sie stöhnte, als Silly mit der Hand ihre Stirn befühlte. »Josh«, rief sie, »beeil dich. Bring Riechsalz mit!«
    Die übrigen Bewohner des Dorfs hatten einen Halbkreis um Emily, Silly und die Fremde gebildet. Sie murmelten und raunten einander zu, doch Emily konnte nicht ein Wort verstehen. Das Holz der Kutsche knackste, während sich Cullum in das Innere beugte – »sie ist leer«, rief er – und Matt hielt die Zügel des Pferds und flüsterte beruhigend auf das Tier ein. Pfarrer Harry löste sich schließlich von der Gruppe, wechselte ein paar Worte mit Matt und lief eilig auf sein Pfarrhaus zu. Josh drängte sich zwischen Adam und Joe zurück zu Silly. Er kniete nieder, hob den Kopf des Mädchens an und hielt ihr das Fläschchen mit Riechsalz unter die Nase. Alle anderen verhielten sich mucksmäuschenstill, während die Fremde seufzend ihr Gesicht abwandte.
    »Hey«, sagte Josh sanft, »wach auf. Glaubst du, du kannst das? Wir wollen dir helfen. Sagst du uns deinen Namen?«
    Das fremde Mädchen stöhnte leise, seine Lippen bewegten sich wie im Fieber. Sie sagte ein einziges Wort. Dann rollte ihr Kopf zur Seite und blieb reglos in Joshs Schoß liegen.
    »Was hat sie gesagt?«, flüsterte Joe.
    »Amber«, gab Silly leise zurück. »Ich habe Amber verstanden. Und ihr?«
    Emily nickte. Der Brustkorb des Mädchens hob und senkte sich, sie hatte erneut das Bewusstsein verloren. Mehr nicht, Gott sei Dank.
    Mit einer Hand fischte Josh ein Stück Tuch aus der Ledertasche, die er mitgebracht hatte, und betupfte damit die Wunde des Mädchens. Dann stutzte er und besah sich ihren Hals genauer. Der schwere Mantel war geöffnet, der Kragen ein wenig zur Seite gerutscht, und darunter zeichnete sich eine dunkle Linie ab.
    »Ist das ein Würgemal?« Silly, die Josh über die Schulter sah, kniff die Augen zusammen, um in der Düsternis besser zu sehen.
    »Sieht ganz danach aus«, murmelte Josh, während er den Kopf des Mädchens sanft zurück auf den Boden gleiten ließ und seine riesigen Hände um ihre bleichen Wangen schloss. »Amber, hörst du mich?«, fragte er. Eine gefühlte Ewigkeit hielt er sie so, dann senkte er die Hände zu ihren Schultern herab und drückte sie, fuhr mit den Fingern über ihren Brustkorb, tastete ihren Hals ab, platzierte die Hände schließlich auf ihrer Stirn. »Sie reagiert nicht«, murmelte er und blickte auf. »Rose?«
    Emilys Großmutter trat einen Schritt vor, beugte sich zu dem Mädchen und nahm ihre Hand. Sie schloss die Augen und schien auf etwas zu lauschen. Nach einer Weile sagte sie: »Ich sehe gar nichts.«
    »Ich nur verschiedene Flächen von Grau«, fügte Silly hinzu. »Vielleicht, weil sie nicht bei Bewusstsein ist?« Es entstand eine Pause, in die Josh schließlich hineinsprach: »Emily, könntest du dir vorstellen, wer dieses Mädchen ist?«
    Beim Klang ihres Namens runzelte Emily verwirrt die Stirn. Gerade hatte sie sich gefragt, was genau Silly und ihre Großmutter denn zu sehen gehofft hatten, an diesem dämmrigen Abend auf dieser schmutzigen Straße, als ihr Matts Worte wieder einfielen:
    Fast alle in Hollyhill haben eine Gabe, die dabei hilft, das zu tun, was wir nun einmal tun.
    Wann hast du das erste Mal in die Zukunft geträumt?
    Emily richtete sich auf, umschloss ihr Handgelenk und berührte das Armkettchen ihrer Mutter. Sie räusperte sich. »Ich hatte tatsächlich einen Traum letzte Nacht«, erklärte sie, und Josh nickte ihr aufmunternd zu, »ich bin mir nur nicht sicher, ob er irgendetwas bedeutet. Beziehungsweise, ob das Mädchen aus meinem Traum Amber war.« Sie löste den Blick nicht von Josh. »Ich denke , dass die Gestalt, die ich gesehen habe, weiblich war, aber sicher bin ich nicht. Es war dunkel und neblig. Ich konnte zwar ihre Augen sehen, aber ich weiß nicht … Das Gesicht war jung. Allerdings …«.
    »Sie wird es wohl kaum gewesen sein«, fiel Chloe ihr gelangweilt ins Wort. »Du träumst in die Zukunft, richtig? Da liegt sie, bewusstlos. Die Vergangenheit.«
    »Danke für diesen anschaulichen Beitrag«, sagte Josh seufzend, und Chloe zuckte mit den Schultern. »Weißt du noch, wie die Umgebung aussah, Emily? Der kleinste Anhaltspunkt könnte helfen, die Familie des Mädchens zu finden. Oder ihre Herkunft zu klären.«
    Emily überlegte einen Moment. Alle Augen schienen auf sie gerichtet, also kniff sie ihre fest zusammen.
    Sie selbst war in dem Haus gewesen, ganz oben,

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