Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Sie ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen.
Silly legte den Kopf schief. »Du weißt, dass niemand diese Sprünge beeinflussen kann, oder? Nicht einmal Matt«, fügte sie augenzwinkernd hinzu, »auch wenn er es noch so gern täte.«
»Ich weiß«, sagte Emily. »Ich verstehe es nur nicht.«
»Vielleicht musst du das auch gar nicht. Vielleicht reicht es erst einmal zu wissen, dass nichts geschieht, was nicht geschehen soll.«
»Sagt wer?«
»Sagt der gesunde Menschenverstand der Bewohner des kleinen Orts Hollyhill im englischen Dartmoor«, antwortete Silly. »Vertrau mir, kleine Ungläubige, wir machen das schon eine Weile.«
Emily seufzte.
Silly sagte: »Ich denke nicht, dass du dir Sorgen machen musst. Ganz sicher wird sich alles so fügen, wie es für deine Zukunft vorgesehen ist. Und bis dahin …«, damit neigte sie ihren Kopf auf die andere Seite, »haben wir ein ganz anderes Problem.«
»Was für eines?«
»Deinen Pony.«
»Was ist mit meinem Pony?« Nervös strich Emily zunächst über ihre Haare und zog dann den Schal fester um die Schultern, sodass auch das letzte Stückchen Haut darunter verborgen war.
Silly lachte. »Keine Sorge«, sagte sie, während sie Emily am Ellbogen aus der Kabine zog, »niemand hier interessiert sich für deinen Ausschnitt.«
Niemand hier interessiert sich für meinen Ausschnitt, dachte Emily, als sie im weinroten Empire-Kleid mit von Löckchen umwölbter Hochsteckfrisur und geringeltem Pony unschlüssig neben dem Frisiertisch wartete, an dem sich Silly gerade noch eine rosafarbene Schleife in ihre blonde Perücke band, passend zu ihrem perlweißen Kleid mit den pinkfarbenen Blüten. Sie sah umwerfend aus mit ihren wippenden Ziehha rmonika-Locken. Sie alle sahen umwerfend aus: ihre Großmutter, die eine Haube trug und einen eleganten Schirm, Joe in Frack und Zylinder, und natürlich Chloe, die in dem weißen, luftigen Kleid mit den verspielten Puffärmeln und den winzigen Perlen wie ein Engel aussah.
Engel? Okay, streich das, Emily.
Matt trug ein weißes Hemd unter einer dunkelblauen Jacke, die ebenfalls wie ein Frack geschnitten war. Der Kragen dieses Hemds reichte ihm fast bis zum Kinn, so steif war er, und darum war wie bei Josh ein weißes Tuch gebunden. Emily starrte auf seine beigefarbene Hose, die in hohen Reiterstiefeln steckte, er sah aus wie … wie … und er sah sie an, flüchtig erst, bevor er schnell den Blick abwandte, um sie dann noch einmal anzusehen.
In seinen Augen blitzte es.
Und binnen zwei Sekunden hatte Emilys Gesicht die Farbe ihres Kleids angenommen. Wie automatisch senkte sie den Kopf, während sie hastig einen Schritt nach vorn machte, in Richtung Ausgang. Sie blieb am Saum ihres Rocks hängen und wäre beinahe gestürzt, hätte nicht eine Hand nach ihrem Arm gegriffen.
»Himmel, pass doch auf, willst du es zerreißen?« Chloe funkelte Emily an, als hätte sie ihr höchstpersönliches Eigentum zerstört. »Ich weiß nicht, was zermürbender ist«, fuhr sie fort. »Dich zu ignorieren oder darauf zu achten, dass du nichts kaputt machst.«
»Chloe!«, rügte Silly, und Emily wurde, wenn überhaupt möglich, noch röter.
»Ist schon gut«, murmelte sie und drehte sich zu Chloe.
»Es wäre mir lieber, du ignorierst mich«, sagte sie ruhig. »Ich habe nämlich keine Lust zu streiten.«
»Hast du nicht?« Chloe legte den Kopf schief. »Wie schade.«
Emily seufzte. »Was ist dein Problem?«, fragte sie, und Chloe lachte sie aus.
» Mein Problem?«, rief sie. »Es sieht wohl eher so aus, als hättest du Probleme – zu laufen, beispielsweise.« Sie sah über Emily hinweg, zu Matt vermutlich, und ihr schließlich wieder in die Augen. »Das ist sicher alles sehr aufregend für dich«, sagte sie. »Da stolperst du aus deinem kleinen, langweiligen Leben in das große Abenteuer und …«, ihr Blick wanderte zurück zu Matt, »… in die Arme dieses gut aussehenden Fremden, der dir plötzlich wie das Maß aller Dinge erscheint. Atemberaubend«, flüsterte sie. »Geheimnisvoll.« Sie starrte Emily an. »Unerreichbar. Zu schade, dass du ihn nicht haben kannst, nicht wahr?«
»Chloe, was soll das?«, fuhr Silly dazwischen. »Wieso musst du …«
»Silly!«, rief Joe. »Ich brauche dich hier drüben! Bring das Nähset mit!«
Silly seufzte und verschwand, Emily verschränkte die Arme vor der Brust. Um Matt ging es also. Natürlich.
»Ich weiß nicht, was zwischen Matt und dir ist«, sagte sie, »zwischen Matt und mir ist jedenfalls alles
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