Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Matt. »Das würde erklären, warum sich dieser Traum vom gemeinsamen Sein so schwierig gestaltet. Und weshalb sie … Ich weiß nicht … Sie hatten irgendetwas vor, richtig? Irgendetwas, das nicht recht ist. Allerdings …« Emily legte den Kopf schief. »Wenn Anna Amber ist – wie soll sie nach Exeter gekommen sein? Ich bin ja noch nicht lange Dienstmädchen in diesem Haus, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier so leicht verschwindet, ohne dass es jemand bemerken würde.«
Matt sah Emily an, dann lachte er los.
»Was?«, fragte sie.
»Gar nichts«, sagte er. Er presste die Lippen zusammen, und Emily blinzelte.
»Wie weit ist es bis Exeter?«, fragte sie.
»Nicht sehr weit«, sagte Matt. »Zwei Stunden mit der Kutsche, schätze ich.«
»Hm«, murmelte Emily. »Wie ist sie dort hingekommen? Als Dienstmädchen hat man doch sicherlich nicht oft Gelegenheit, auch nur einen Tag zu verschwinden, oder?« Sie überlegte einen Moment, dann kam ihr plötzlich eine Idee. »Mr. Wakefields Tochter ist gerade in Exeter«, rief sie. Es klang viel zu laut in ihren Ohren. »Margaret«, fügte sie flüsternd hinzu. »Vielleicht ist Amber/Anna mit ihr hingefahren?«
»Aber ist diese Margaret nicht immer noch dort? Und Anna ist erst seit zwei Tagen verschwunden … das ergibt keinen Sinn.«
Emily sah Matt an. »Vielleicht ist sie geritten?« Es sollte ja Frauen geben, die sich allein auf ein Pferd trauten. »Allerdings wäre sie dann schon früher mehrere Tage am Stück fort gewesen, um sich heimlich mit diesem Emerald zu treffen. Das müsste doch jemandem aufgefallen sein?«
»Was, wenn es jemandem aufgefallen ist?«, warf Matt ein. »Wir haben bis jetzt nicht danach gefragt.«
Emily schnaubte. »Als würde einem hier jemand eine Antwort geben. ›Man sieht dich nicht, man hört dich nicht‹«, äffte sie Mrs. Pratt nach.
Matt sah sie mit gespieltem Bedauern an. »Arme Emily«, sagte er. »Muss sich hier als Magd verdingen, wo sie ihre letzten Tage in England doch viel lieber im schönen Hollyhill verbringen würde. Mit ihrer Großmutter beispielsweise.«
Emily sah ihn an. »Witzig«, sagte sie, aber es klang ganz und gar nicht amüsiert.
»Nicht wahr?« Er nahm sich den nächsten Brief und reichte Emily ebenfalls einen. »Beschleunigen wir das Ganze ein bisschen«, sagte er. »Wir suchen nach irgendeinem Anhaltspunkt, wie sich Amber und Emerald ihre gemeinsame Zukunft vorgestellt haben.«
»Ob Emerald klar war, dass Amber eigentlich nur eine Magd ist?«
»Das ist die Frage«, sagte Matt. »Wenn Amber wirklich Anna sein sollte.«
»Ein falscher Name, ein gestohlenes Kleid, eine erfundene Geschichte. Einmal Prinzessin sein.« Emily seufzte. »Und was ist dann passiert? Hat er es herausgefunden? Hat er ihr etwas angetan? Wie kam sie nach Hollyhill? Wieso …« Emily stockte. Sie starrte Matt an, dann nahm sie sich den ersten Brief noch einmal vor. Ihre Augen überflogen die Zeilen, bis sie an einer ganz bestimmten hängen blieben. »Ich weiß, ich sollte anderes denken, habe anderes zu tun, hier, nach dem Tod meines Vaters«, murmelte sie. »Oje, oje, oje. Oje.« Emily seufzte.
»Emily?«
»Ja?« Sie hob den Kopf.
Matt betrachtete sie. Er sah belustigt aus. »Was ist los?«, fragte er.
»Jonathan Wakefield. Er kann nicht Emerald sein. Sein Vater ist nicht gestorben und … na ja. Es klingt nicht nach ihm, oder?« Emily biss sich auf die Lippen. »Allerdings«, begann sie erneut, »nehmen wir an, Anna ist Amber und Jonathan Wakefield ist ihr auf die Schliche gekommen. Er hat die Briefe gefunden. Er weiß, dass sie ein falsches Spiel treibt, er hält sie für leicht zu haben, für ein bequemes Opfer, er bedroht sie, vielleicht würgt er sie, und Anna/Amber stiehlt die Kutsche und flieht mitten in der Nacht, ganz auf sich allein gestellt …«
Matt räusperte sich.
»Hm?«
»Ich würde Jonathan Wakefield auch gern für den Schurken halten«, sagte er, »aber noch wissen wir zu wenig.«
»Oh.«
Sie sahen einander an, und auf einmal hatte Emily vergessen, worüber sie gerade geredet hatten, was sie so aufgeregt hatte, welchen Gedanken sie weiterverfolgen wollte, denn er war weg.
Matt nickte in Richtung des Briefs, den Emily in der Hand hielt. »Lies«, sagte er.
»Okay.«
Sie begann zu lesen, aber ihre Konzentration war dahin. Die Buchstaben tanzten vor ihren Augen, und es war ihr unmöglich, einen Sinn zu erkennen, weder in dem Brief noch in Matt. Sie wurde nicht schlau aus ihm. Er war … anders
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