Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
sprangen alle auf einmal auf, alle, außer Cullum und Matt, die einander ansahen, und Cullum grinste. Emily beobachtete, wie er ein kleines Fläschchen in der Brusttasche seiner Weste verschwinden ließ, dann zwinkerte er ihr zu.
»Was hast du gemacht?«, flüsterte sie, nachdem Mrs. Pratt, Mr. Graham und Hope hinter Becky nach draußen gestürmt waren.
»Sag danke, Liebchen«, zwitscherte Cullum, und Matt stöhnte auf.
»Ich muss mit dir reden, Emily«, sagte er, stand auf, griff sich eine der Kerzen und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Verblüfft starrte Emily erst ihn, dann den strahlenden Cullum an, dann folgte sie Matt in die Waschkammer. Der schmale Raum zwischen Küche und Stiegentreppenhaus war sicher kaum mehr als zwei Quadratmeter groß und bestand lediglich aus je einem Regalbrett an jeder Wand, das als Ablage für Bottiche und Waschbretter diente. Hier wurde die Wäsche ausgekocht – und entsprechend feucht und abgestanden roch es auch.
Matt stellte die Kerze neben einen der Kübel und verriegelte die Tür hinter ihnen.
»Hier«, sagte er ohne Umschweife und hielt ihr eine Seite eines Briefs hin, »lies das.«
»Matt, was hat er ihr in den Tee gekippt?«, fragte Emily entgeistert. Sie konnte nicht glauben, dass Matt einfach darüber hinwegging, was Cullum getan hatte.
Matts Mund war ein schmaler Strich geworden. »Nichts, was ihr ernsthaft schaden wird«, erklärte er. Durch ein kleines Fenster über der Tür drangen Beckys Gejammer und Mrs. Pratts Rufe zu ihnen.
»Himmel, Mädchen, reiß dich zusammen! Du weckst noch das ganze Haus auf! Wo steckt diese Emily? Sie muss aushelfen, wir müssen Becky nach oben bringen. Becky, hörst du mich? Kind?«
Emily sah Matt ungläubig an. »Er hat sie vergiftet, damit ich ihren Job machen kann?« Das durfte doch alles nicht wahr sein! Emily schüttelte sich, und es war nicht nur die kühle Feuchtigkeit des Raums, die ihr unter die Haut kroch.
»Nicht vergiftet, um Gottes willen – höchstens ein bisschen ver…verstimmt.« Mit einer Hand fuhr sich Matt durch die Haare, mit der anderen hielt er Emily den Brief unter die Nase.
Die verschränkte die Arme vor der Brust. »Ist euch jemals der Gedanke gekommen«, sagte sie streng, »dass dies hier alles nicht mehr zu rechtfertigen ist? Wie weit wollt ihr noch gehen, um etwas über ein Mädchen herauszufinden, von dem ihr nicht einmal sicher den Namen wisst? Vielleicht ist sie die Böse hier? Becky ist es jedenfalls nicht. Und dann dieser arme Braxton! Wie alt war der, vierzehn? Er sah jedenfalls nicht so aus, als hätte er jemals einer Fliege etwas …« Mitten im Satz brach Emily ab.
Mist, dachte sie.
Matt sah sie an, er war vollkommen ruhig. »Sein Name ist Brixton«, sagte er. »Und es geht ihm den Umständen entsprechend gut.«
Emily schloss für einen Moment die Augen, dann nahm sie Matt den Brief aus der Hand. »Was ist das?«, fragte sie.
»Der letzte von Emeralds Briefen, datiert vor nicht einmal drei Wochen.« Matt wirkte auf einmal ziemlich steif. Emily wollte ihn nicht ansehen, also hielt sie den Brief ins Kerzenlicht und begann zu lesen.
Exeter, 20. Oktober 1811
Meine geliebte Amber,
endlich, endlich gute Neuigkeiten: Ich habe den richtigen Mann in unserer Sache aufgetan, er ist sogar in Plymouth, und er erwartet uns, nachdem es Ihnen gelungen sein wird, Ihren Teil unseres Planes in die Realität umzusetzen! Ich weiß, es wird nicht einfach werden, und ich kann nur hoffen, dass alles gut geht, bis wir am 4. November endlich alles hinter uns gelassen haben.
Amber, mein Juwel. Meine Liebe. Sind Sie sicher, sind Sie sich wirklich absolut sicher, dass Sie dies tun wollen? Ich würde Sie niemals dafür kritisieren, wenn Sie sich umentschieden, dafür liebe und verehre ich Sie zu sehr. Doch wenn nicht … Wenn Sie sich wirklich sicher sind, dann kommen Sie am 3. November nach Sutton Pool, nehmen von dort die Friary Street in Richtung Zentrum. Am dritten Häusereck vom Hafen aus gesehen
Emily drehte das Papier in ihrer Hand, suchte nach weiteren Wörtern auf der Rückseite, aber da waren keine. »Und?«, fragte sie und sah auf. »Wo ist die zweite Seite?«
»Das ist es, was ich dir sagen wollte«, antwortete Matt, »sie ist weg.«
»Das ist ein Witz, oder?« Emily gab einen frustrierten Laut von sich. »Das kann doch nicht wahr sein. Vermutlich steht auf dieser Seite, was sie vorhatten.«
»Sieh noch einmal in dem Zimmer nach, okay? Vielleicht liegt sie irgendwo in Annas Kammer. Vielleicht ist sie
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