Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Pilz
Vom Netzwerk:
sie, »ich habe nichts gestohlen. Und ich habe auch sonst nichts angestellt. Im Gegenteil, ich möchte Ihnen gern helfen, aber … Au!« Sie klappte den Mund zu, als Mrs. Pratt nach ihrem Handgelenk griff.
    »Man sieht dich nicht, man hört dich nicht«, quetschte die Hausdame zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, dann zog sie Emily hinter sich her in die Eingangshalle.
    »Psssst.« Emily stand kerzengerade neben der Treppe und wartete, seit etwa zehn Minuten schon, als Milly an ihrem Ärmel zupfte. »Du warst es nicht, oder?«, flüsterte die Kleine. »Das mit Mamas Kette?«
    Emily schüttelte den Kopf.
    Mrs. Pratt räusperte sich. »Miss Millicent, kommen Sie doch hierher, zu mir. Das neue Mädchen möchte jetzt nicht sprechen.«
    Emily kniff die Augen zusammen.
    Milly sah sie mitleidig an. »Keine Sorge«, wisperte sie, kaum hörbar jetzt. »Ich werde John sagen, dass du es nicht warst.« Sie zuckte die Schultern, setzte sich auf die Treppe und begann zu zeichnen. Einen Drachen, hoffte Emily. So wie der, der gerade die Eingangstür bewachte und wie Mrs. Pratt aussah.
    »Ich wusste es von Anfang an«, sagte sie gerade. »Das Kleid von einem Freund. Das Betragen eines Straßenmädchens. In jeglicher Hinsicht skandalös .«
    Wovon um Himmels willen, dachte Emily, redet sie da?
    »Aaaah«. Mrs. Pratt schnalzte mit der Zunge. »Da kommen sie.« Sie öffnete die Tür für Mr. Graham, Mr. Wakefield junior, Adam und Eve, Cullum und Matt, die nacheinander die Halle betraten.
    Emily senkte den Blick. Sie brachte es nicht fertig, Matt anzusehen, oder doch? Die letzte Nacht kam ihr so unwirklich vor. Unwirklich und …
    »Was ist denn nur geschehen?«, rief Eve, und Emily riskierte einen Blick in ihre Richtung. Sie trug ein dunkelgrünes Kleid und darüber ein festes, braunes Jäckchen und wie immer sah sie umwerfend aus. Neben ihr stand Matt. Er lächelte Emily zu, allein mit den Augen. Der Rest seines Gesichts wirkte genauso angespannt, wie sie sich fühlte.
    Emily hob das Kinn. Sie wussten beide, was jetzt kam. Die Frage war, wie sie diese verzwickte Situation am besten lösten. Sie konnten die Schuld schlecht auf Mr. Wakefields in Exeter verweilende Tochter Margaret lenken. Damit würden sie niemals durchkommen. Und der Bräutigam? Er hatte den einen großen Fehler, dass er nun einmal ebenfalls nicht hier war. Sie aber schon.
    Die Tür zum Arbeitszimmer öffnete sich, und Mr. Wakefield kam heraus, die schluchzende Mary im Arm.
    »Diekettewardaseinzigewertvolledasichihmbietenkonnte«, heulte sie in einem einzigen Jammerton. »Wiesteheichjetztdaohnemitgiftohnegarnichts?«
    Emily runzelte die Stirn ob der grotesken Figur, die Mary Wakefield darstellte. Ihre Haare waren zu einer Hälfte in kleinen Schnecken auf ihrem Kopf festgesteckt, die andere Hälfte hing feucht und fisselig beinahe bis zu ihrer Hüfte. Sie trug ein weißes Kleid, das offenbar ihr Hochzeitskleid sein sollte, das aber noch nicht zugeknöpft war, weshalb die losen Fäden ihres ebenfalls noch nicht fertig geschnürten Korsetts daraus hervorquollen und sie aussehen ließen wie ein avantgardistisches Insekt. Zu alldem trug die künftige Braut riesige, klobige Holzclogs und eine Grimasse, die kein Bräutigam der Welt vor der Hochzeit zu sehen bekommen sollte.
    »Papaaaaaa«, maulte sie, und ihr Papa räusperte sich. »Es besteht Grund zu der Annahme, dass der Schmuck eurer Mutter gestohlen wurde«, erklärte er, und Jonathan Wakefield holte geräuschvoll Luft.
    »Das wusste ich!«, rief er. »Das wusste ich!« Er sah sich suchend um, bis sein Blick den von Emily traf, doch genau in dem Moment, in dem er zu einem weiteren Satz ansetzen wollte, hakte sich Eve bei ihm unter.
    »Meine Güte, das ist ja grauenvoll«, säuselte sie, und Jonathan Wakefields Züge entspannten sich augenblicklich.
    »Das Collier würde Ihnen wunderbar stehen, Gnädigste. Wenn ich das sagen darf – der Bernstein, er funkelt in exakt derselben Farbe wie Ihr wundervolles Haar. Und die Perlen, so zart wie Ihre Haut, die mit Abstand das Schönste …«
    »John!« Mr. Wakefield und Mary riefen es gleichzeitig, und Eve tätschelte Jonathans Arm, wie um ihn zu beruhigen. Sie warf Adam einen Blick zu, ließ Jonathan Wakefield aber nicht los. Adam räusperte sich.
    »Das ist in der Tat entsetzlich«, begann er im üblichen Brummton, »könnte es sich eventuell um ein Versehen handeln? Wo haben Sie das Schmuckstück denn aufbewahrt?«
    »Hinter dem Porträt meiner verstorbenen Mutter im

Weitere Kostenlose Bücher