Verliebt in Hollyhill: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
und ihr, und es musste ausgerechnet Chloe sein, der gegenüber sie dies eingestand, aber dennoch. Sie hatte nicht vor, Matt aufzugeben, nicht jetzt, nicht gleich, also war Chloe genauso gut wie jeder andere Widerstand, den sie in der Zwischenzeit zu überwinden hatte.
Chloe starrte sie an, dann blinzelte sie. Und dann begann sie zu lachen. Leise zunächst und dann immer lauter, und während Anna Emily mit großen Augen ansah, wurde diese immer zorniger.
»Gott, du bist widerlich«, sagte sie, drehte sich um und wollte zur Tür stürmen, aber Chloe hielt sie am Arm fest, und Emily wirbelte herum.
»Lass das«, befahl Chloe, plötzlich absolut ernst. »Sie werden dich wieder einsperren, wenn du da jetzt runtertrampelst. Wir gehen zusammen.« Sie sagte es, machte aber keinerlei Anstalten, sich in Bewegung zu setzen. Stattdessen fragte sie: »Ich bin also widerlich, ja? Und was ist mit Matt? Ihn findest du nicht abstoßend, bei dem, was er tut?«
»Ich habe keine Lust, mit dir über Matt zu sprechen.«
»Glaubst du, er genießt nicht die Macht, die ihm seine Gabe verleiht?«
Emily verschränkte die Arme vor der Brust.
Chloe sagte: »Ist dir klar, wie lange er das schon macht? Denkst du nicht, er hat mit den Jahrzehnten auch die positiven Seiten daran entdeckt? Die positiven Gefühle, die es nun mal mit sich bringt, eine solche Macht ausüben zu dürfen?«
»Liebe Güte, was redest du für einen Blödsinn!« Emily starrte Chloe an, als hätte diese nicht mehr alle Tassen im Schrank. Was ihrer Meinung nach auch ganz sicher der Fall war. »Wenn du nicht sofort aufhörst zu reden, wird mir schlecht.«
Chloe lachte. »Oh, das sind ja die besten Voraussetzungen für deine kleine Schwärmerei – wenn du hörst, was er tut, wird dir schlecht .«
Was macht sie hier?, fragte sich Emily. Sie verdreht, was ich sage, sie …
Kleine Schwärmerei.
»Können wir jetzt gehen?«, fragte sie.
»Natürlich«, sagte Chloe. »Aber dir ist klar, dass du dich von ihm verabschieden wirst, früher oder später? Eher früher, wie ich meine. Das wird nicht funktionieren zwischen euch beiden. Du kannst nicht in Hollyhill bleiben.«
Emily schnaubte. »Und das entscheidet wer?«, fragte sie. »Du?«
»Auch«, antwortete Chloe unbeeindruckt, »wobei es eher so eine Gemeinschaftsentscheidung war. Matt war ganz vorn mit dabei, als es darum ging, dafür abzustimmen. Beziehungsweise dagegen.«
Sie sagte nichts weiter, und Emily hasste sie ein bisschen mehr. Was interessierte es sie überhaupt, was dieser blassblonde Racheengel zu sagen hatte? Wieso hörte sie ihr immer noch zu?
»Also gut«, sagte sie schließlich, »du willst, dass ich frage, also frage ich: Was wurde gemeinschaftlich abgestimmt? Dass ich nicht in Hollyhill bleiben darf?«
Chloe sah Emily einen Moment lang schweigend an, ihre Augen funkelten im Kerzenschein. Dann sagte sie: »Du hast es erfasst.«
Emily atmete langsam ein. Sie spürte, wie sich etwas um ihr Herz legte, etwas Kaltes, Glibberiges, das sich um ihre Empfindungen schmiegte wie eine zweite Haut und sie augenblicklich vereiste.
Sie lügt, dachte sie. Auch wenn es sich nicht danach anfühlt.
»Du lügst.«
Chloe lächelte. »Du hast es dir sicher schon gedacht«, fuhr sie fort, »aber wir sind beide unverzichtbar für das Dorf, Matt genauso wie ich. Seine Fähigkeit ist absolut beeindruckend – meine ist es noch viel mehr.« Sie legte den Kopf schief und betrachtete Emily, als sei sie ein kleiner Käfer, den sie nicht vorhatte, am Leben zu lassen. Zumindest fühlte es sich für Emily so an. Genau so.
Spätestens jetzt.
Abermals nahm Chloe die Zeichnung in die Hände. »Er küsst ganz fantastisch, findest du nicht? Er hatte ja auch ausreichend Zeit zu üben. Oh«, fuhr sie fort, »wolltest du ihn nicht dringend sprechen? Gehen wir.«
Und sie gingen.
Mit zusammengepressten Lippen schlich Emily die Treppe hinunter, Chloe nach, die Anna hinter sich herzog, die seltsam widerstandslos war. Ganz sicher hatte das Mädchen in seinem Leben noch keiner solchen Unterhaltung gelauscht, am Ende hatte sie Emily mit großen, staunenden Augen angestarrt, fragend und offenbar zu verwirrt, um noch Angst zu empfinden.
Emily wünschte, sie könnte dasselbe von sich sagen.
Sie wünschte, Chloes Worte hätten sie nicht verletzt und ihr keine Angst gemacht.
Sie nicht verunsichert.
Sie wünschte, sie hätte nie mit Chloe gesprochen.
Sie wünschte …
Sie versuchte, sich zu konzentrieren.
Josh.
Im Moment war es
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