Verliebt in meinen griechischen Feind
mich an der Universität beworben, aber bei meiner Prüfungsangst … Wenn ich also auf Kreta mein Wissen erweitern und vielleicht später bei einer Ausgrabung mithelfen kann, könnte ich es noch einmal versuchen und vielleicht die Aufnahmeprüfung bestehen.”
“Ein Grund mehr für Sie, in den Osten zu gehen, wo all die großen Ausgrabungsstätten sind.” Lefteris wirkte, als versuche er, unwillkommene Gedanken hinter kühler Gleichgültigkeit zu verbergen. “Eine Stelle als Köchin im Westen Kretas würde Ihnen bei der Prüfung wahrscheinlich nicht viel helfen.”
“Ich weiß.” Courtney lehnte sich zurück, und über ihr Gesicht huschte ein Schatten. “Beim Einstellungsgespräch versicherte man mir, man werde mich an einen Ort in der Nähe von Knossos schicken. Dann hätte ich die Einkäufe und Essensvorbereitungen morgens erledigen und nachmittags die Ausgrabungen besichtigen können. So hätte ich vielleicht Kontakte bekommen, um mich an einer Ausgrabung zu beteiligen. Leider schickte man mich hierher. Die Weißen Berge sind zwar wunderschön, aber minoische Stätten sind hier recht dünn gesät!”
“Dann sollten Sie mir dankbar sein”, sagte er.
Sie blickte ihn erstaunt an. “Dankbar? Warum?”
“Wenn keine Gäste kommen, hätten Sie Zeit, nach Herzenslust in den Ruinen herumzugraben!”
“Das kann ich mir nicht leisten.” Courtney drehte das Weinglas in der Hand. “Ich habe nur wenig gespart, und deshalb war der Job bei Discovery Crete meine große Chance, nach Kreta zu kommen.” Die Anzeige in der Zeitung war ihr wie die Antwort auf all ihre Gebete erschienen. “Sie haben mir das Flugticket besorgt, und alle zwei Wochen werde ich bezahlt. In Agios Georgios habe ich zumindest nicht viel Gelegenheit, mein Geld auszugeben, und werde daher hoffentlich viel sparen können, um hinterher noch einige Zeit auf Kreta zu bleiben. Außerdem hat man mir ein zeitlich unbegrenztes Rückflugticket nach London versprochen.”
“Aber bis dahin hängen Sie ohne Geld hier fest, nicht wahr?”
Courtney errötete. Lefteris klang genau wie ihr Vater: gereizt und erstaunt, dass jemand so leichtgläubig sein konnte. “Etwas Geld habe ich schon.”
“Genug für ein Rückflugticket?”
“Ich werde keines brauchen”, erwiderte sie hitzig. Sie würde ihm nicht sagen, wie wenig Geld sie hatte, nämlich gerade genug, um sich mit Vorräten einzudecken. Der Vertreter von Discovery Crete, der die erste Touristengruppe brachte, sollte ihr alle Auslagen erstatten und sie außerdem für die ersten zwei Wochen bezahlen.
Während sie sich schweigend das Lammragout in der köstlichen Artischockensoße schmecken ließ, versuchte Courtney zu vergessen, wie wenig sie über Discovery Crete wusste. Sie war so begierig gewesen, endlich nach Kreta zu kommen, dass sie die Warnungen ihrer Eltern in den Wind geschlagen und den erstbesten Job angenommen hatte, der sich ihr bot.
Lefteris schwieg ebenfalls, doch als Katina Kaffee servierte, stand er auf. “Wir trinken den Kaffee auf der Terrasse.”
Auch Courtney stand auf und lächelte Katina zu. “Efharisto”, sagte sie, stolz, eins der wenigen griechischen Wörter sagen zu können, die sie sich mühsam beigebracht hatte. “Vielen Dank, es war köstlich!” Katina erwiderte ihr Lächeln entzückt.
Als Courtney sich zu Lefteris umwandte, ertappte sie ihn, dass er sie mit einem seltsamen, fast verwunderten Blick betrachtete. Doch gleich darauf war dieser Ausdruck verschwunden, und sie zuckte die Schultern und folgte Lefteris auf die Terrasse. Seine Feindseligkeit war zwar schwer zu ertragen, aber das gute Essen war es wert gewesen! Sie fühlte sich viel besser, und mit ihrer Stimmung wuchs auch ihr Selbstbewusstsein. Wenn er erst einmal sah, wie ruhig und unaufdringlich sie war, würde er die Situation sicher akzeptieren.
Die Nacht war kühl, und ein heller Mond strahlte am sternenklaren Himmel. Als Courtney sich auf eine Holzbank setzte, spürte sie trotz ihrer neu gewonnenen Zuversicht, wie die Spannung zwischen ihnen zurückkehrte.
Lefteris hatte neben ihr Platz genommen. Beim Anblick seiner gebräunten Hände, die die winzige Kaffeetasse hielten, erinnerte Courtney sich erschauernd, wie er ihren Arm berührt hatte. Sie versuchte sich auf ihre Tasse zu konzentrieren, doch unwillkürlich musste sie immer wieder sein markantes Profil betrachten, seinen energischen Mund. Sein Anblick war ihr schon so vertraut, dass sie sicher war, sein Gesicht auch mit geschlossenen
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