Verliebt in meinen griechischen Feind
Streit nicht nur Lefteris’ Einbildung entsprang.
Während sie Nikos zum Tor begleitete, wo er sein knallrotes Mercedes-Cabrio geparkt hatte, überlegte sie, wie sie ihn am besten um einen Vorschuss bitten konnte. Ihr Geld würde nicht mehr lange reichen, wenn sie zusätzlich Putzmittel kaufen musste. Sie dachte noch darüber nach, als Lefteris’ Geländewagen um die Biegung kam und die Atmosphäre sich schlagartig änderte.
Es war das erste Mal, dass Courtney Lefteris sah, seitdem er sie geküsst hatte, und ihr Herz klopfte so laut, dass sie dachte, Nikos müsse es hören. Plötzlich war sie sich ihrer staubigen Kleidung und unordentlichen Haare überdeutlich bewusst und fühlte sich seltsam schuldig, wie sie da neben Nikos stand.
Lefteris dagegen war die Beherrschung in Person. Das Gesicht wie aus Granit gemeißelt, ließ er den kühlen Blick von ihr zu Nikos gleiten. Courtney spürte deutlich die Feindseligkeit, die plötzlich in der Luft lag, und als sie Nikos ansah, erschrak sie über den unverhüllten Hass in seinen Augen.
“Was hältst du von meinem Plan?”, fragte er Lefteris in übertrieben selbstzufriedenem Ton und legte Courtney vertraulich den Arm um die Schulter. “Ein schönes, altes Haus in den Bergen von Kreta und eine hübsche junge Engländerin als Gastgeberin. Die Touristen werden in Scharen herströmen!”
Lefteris’ Blick war so voller Verachtung, dass Courtney sich wider besseres Wissen enger an Nikos drückte. Sollte Lefteris doch sehen, wie wenig sie auf seine Meinung gab!
“Jeder Plan kann schiefgehen.” Sein Ton war so schroff und abweisend wie die Berge hinter ihm. “Gerade du solltest das wissen.”
Ein Muskel zuckte an Nikos’ Hals. “Meine Pläne sind bisher nur gescheitert, weil du die Geldpolitik in dieser Gegend machst! Aber dieses Mal kannst du mir nichts anhaben. Die Villa Athina gehört mir, und nicht einmal du kannst dagegen etwas tun.”
“Da wäre ich mir nicht so sicher”, erwiderte Lefteris. “Das Haus hast du Linda zwar abgeschwatzt, aber das Grundstück wird dir nie gehören.” Er warf Courtney einen kurzen Blick zu. “Und jetzt verschwinde von meinem Grund und Boden.”
Etwas Drohendes lag plötzlich in seinem Ton. Courtney schluckte und trat von Nikos zurück, der von ihr zu Lefteris blickte und wieder zurück, die Augen zusammengekniffen.
Dann streckte er ihr die Hand entgegen. “Ich bin hier wohl nicht willkommen”, sagte er betont gleichgültig. “Sie haben schon sehr gute Arbeit geleistet, Courtney. Sollten Sie irgendwelche Probleme haben …”, er blickte vielsagend in Lefteris’ Richtung, “dann kommen Sie zu mir. Und auch sonst würde ich mich jederzeit sehr über Ihren Besuch freuen.”
Courtney spürte Lefteris’ kühlen Blick auf sich gerichtet und lächelte Nikos strahlend an. “Vielen Dank”, sagte sie herzlich. “Es ist für mich eine große Erleichterung zu wissen, dass ich wenigstens einen Freund hier habe. Ich werde Sie bestimmt bald besuchen.”
Sie winkte dem roten Mercedes nach, bis er hinter der Biegung verschwand und mit ihm ihre vorgespielte Tapferkeit. Doch obwohl Lefteris sie finster betrachtete, ging sie hoch erhobenen Kopfes auf das Tor zu.
“Ich dachte, Sie kennen Nikos nicht?”
“Stimmt – bis jetzt.” Courtney betrachtete ihn aus den Augenwinkeln. Lefteris wirkte sehr einschüchternd, sehr grimmig und – sehr großartig. “Ich weiß gar nicht, was Sie gegen ihn haben. Ich fand ihn sehr nett.”
Lefteris lachte kurz auf. “Sehr nett”, ahmte er sie höhnisch nach. “An Nikos Papadakis ist nichts nett, glauben Sie mir.”
“Ich halte mich lieber an das, was ich selbst erlebt habe”, wiederholte Courtney ironisch die Worte, die er gestern Nacht gesagt hatte. Ihre Augen, deren Farbe je nach Stimmung und Jahreszeit wechselte, strahlten jetzt und hatten einen kämpferischen Ausdruck.
“Sie sind Nikos ja sehr schnell in die Falle gegangen”, stellte er schroff fest. “Etwas an ihm scheint englische Mädchen anzuziehen. Vielleicht spüren sie die Verwandtschaft mit ihm, den verdorbenen Kern unter der hübschen Schale?”
“Zumindest hat er mir nicht gedroht, ich würde meinen Job verlieren”, entgegnete Courtney scharf.
“Ich werde mehr tun als nur drohen”, sagte Lefteris grimmig, und Courtney blickte ihm wütend hinterher, als er zum Haus ging.
Courtney zog das Laken glatt und trat zurück, um ihr Werk zu begutachten. Nach einer Woche harter Arbeit konnten die ersten Gäste kommen! Sie
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