Verliebt in Monte Carlo
werden.
Doch als sie das Haus betrat, befand sich Camillas Hausarzt gerade im Gehen. Voller Panik und Sorge um ihre Mutter verdrängte Maggie jeden Gedanken an Caleb Cameron und starrte angstvoll in das grimmige Gesicht des Doktors. Seine Miene besagte nichts Gutes. Er fürchte ernsthaft um die langfristige Gesundheit ihrer Mutter, erklärte der Mediziner. Besonders, was ihre angeschlagene Psyche betraf. Einen derartigen Fall von tiefer verzweifelter Trauer habe er nie zuvor erlebt.
Maggie senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe. Ja, ihre Mutter trauerte … aber nicht um ihren verstorbenen Mann, wie sie nur zu gut wusste.
Damit waren alle Zweifel und Ausflüchte für sie erledigt. Es gab kein Zurück … es durfte keines geben!
Ohnehin hätte sie es kaum fertiggebracht, Camillas Herzenswunsch zu verweigern, wenn es in ihrer Macht lag, ihn zu erfüllen. Und trug sie nicht sogar eine Teilschuld an dieser Situation? Wenn auch als hilfloses Werkzeug ihres skrupellosen Stiefvaters? Trotzdem fühlte Maggie sich schuldig.
Die letzte Sicherheit, dass ihre Entscheidung richtig gewesen war, bekam sie, als sie ihrer Mutter am Morgen eröffnet hatte, dass Caleb ihnen das Haus lassen würde. Camilla war vor Freude und Erleichterung außer sich gewesen und viel zu überrascht, um Maggie nach den Gründen für diese unerwartete Wendung ihres Geschickes zu fragen.
Der Unterschied zu ihrem Gemütszustand vom Vortag war so unglaublich, dass Maggie nicht das Herz hatte, auch nur die leiseste Andeutung zu machen, was dieser Glücksfall für sie bedeutete.
Und nun saß sie hier und musste ihren Teil der Abmachung einhalten. Dies würden die längsten und demütigendsten zwei Monate ihres Lebens werden, davon war sie überzeugt. Doch am Ende winkte auch für sie die Freiheit, das durfte sie nie aus den Augen verlieren.
Caleb hielt sie für die berechnendste Frau auf der Welt, dessen war Maggie sich bewusst. Allein deshalb durfte sie ihn niemals diese fatale Schwäche bemerken lassen, die sie immer in seiner Gegenwart überfiel. Und die ihr vor sechs Monaten für einen beseligenden Moment vorgaukelte, auch er habe ein echtes Interesse an ihr …
Maggie schaute auf ihre Armbanduhr. Zwei Uhr mittags.
Nach einem raschen Blick in den Rückspiegel atmete sie tief durch und öffnete die Autotür.
Nachdem sie von der leicht genervt dreinschauenden Ivy zu Calebs Büro geleitet wurde, legte Maggie die Hand auf die Klinke. Sie zuckte jedoch heftig zusammen, als sich die Tür im gleichen Moment von innen öffnete.
Caleb stand vor ihr, das Hemd am Hals geöffnet, sodass sie den Ansatz dunkler Brustbehaarung auf glatter gebräunter Haut sehen konnte. Die aufgerollten Ärmel ließen seine muskulösen Unterarme frei, und das dunkle zerzauste Haar wirkte, als sei er ungeduldig mit allen zehn Fingern durchgefahren.
„Du bist zu spät!“, zischte er.
Maggie gab sich so blasiert wie möglich und schaute mit erhobenen Brauen auf ihre Armbanduhr. „Zwei Minuten, Mr. Cameron …“
„Ich gehe also davon aus, dass du mein Angebot akzeptierst.“
Sie nickte steif. „Wenn Sie sich an Ihre Abmachung halten“, murmelte Maggie und ignorierte Calebs irritierten Blick angesichts der steifen Anrede. Natürlich war es albern, ihn wieder zu siezen, aber irgendwie verlieh es ihr mehr Souveränität und Sicherheit. Und innerlichen Abstand …
„Selbstverständlich“, gab er unbewegt zurück. „Aber komm nie wieder zu spät.“
Unter seinem taxierenden Blick zupfte Maggie verlegen an dem V-förmigen Ausschnitt ihrer Strickjacke. Obwohl sie darunter eine durchaus dezente Bluse trug, fühlte sie sich plötzlich nackt. „Ich werde mich bemühen …“
Sekundenlang belauerten sie sich wie zwei misstrauische Wildtiere, die ersten Kontakt zueinander aufnahmen. Auf Calebs dunkler Wange zuckte ein Muskel. Maggie spürte, wie sich ein leichter Schweißfilm auf ihrer Oberlippe bildete. Erst als Caleb unverhofft ihren Arm ergriff und sie in sein Büro zog, löste sich die seltsame Spannung.
Sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war, machte Maggie sich frei und trat ein paar Schritte in den Raum hinein. Caleb lehnte sich lässig gegen den massiven Schreibtisch und ließ sie nicht aus den Augen. Zum ersten Mal registrierte Maggie die fantastische Aussicht. Zu drei Seiten boten raumhohe Fenster faszinierende Ausblicke auf das geschäftige Treiben in Dublins Innenstadt, und am Horizont ragte eine dunkle Bergkulisse auf.
Am liebsten wäre Maggie
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